Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zwei Kameras entdecken und dadurch in
Sicherheit gewiegt werden sollte, sodass er die dritte dann übersah. Der Vollständigkeit halber
war noch eine Wanze installiert worden.
Die gleichzeitige Suche nach einem Werkzeug, mit dem er vielleicht einen Ausbruch aus diesem
Gefängnis bewerkstelligen konnte, verlief indes weniger erfolgreich. Das Bettgestell war mit
nicht lösbaren Schrauben an der Wand befestigt, die man nur mit Spezialwerkzeug wieder entfernen
konnte. Die Matratze war weich und elastisch - mit einer Art Schaumstoffchips gefüllt, aber ohne
Federn oder sonst etwas, das er zu einer Waffe umzufunktionieren vermocht hätte. Der Tisch war am
Boden befestigt, und der Sessel war viel zu groß und schwer, um ihn als Waffe einzusetzen - er
hätte ihn zwar einmal zu werfen und denjenigen, auf dem er landete, wohl auch außer Gefecht zu
setzen vermocht, aber vor dem zweiten Einsatz als Wurfgeschoss hätte der Rest der Wachen sich
schon auf ihn gestürzt. Die beiden Decken der Koje waren dick genug, um ihre eigentliche Aufgabe
zu erfüllen; sie bestanden aber aus einem dünnen Stoff, der sehr leicht riss und deshalb zur
Herstellung von Fesseln oder Würgeschlingen ungeeignet war. Das große Duschhandtuch bestand aus
einem ähnlichen Material.
Die einzige Tür des Raums war so hoch wie die Decke, sodass er sich nicht darüber in der
klassischen Leoparden-Sprung-Position verbergen konnte, die ein beliebtes stilistisches Element
in melodramatischen Actionfilmen war. Hinter den Kojen gab es auch keinen Platz, um sich zu
verstecken, und die Duschkabine war transparent.
Es klickte im Schloss; er drehte sich um, und eine der Wachen öffnete die Tür und kam mit einem
dicken Papierstapel herein. »Hier«, sagte er und beobachtete Caine argwöhnisch, als er sich
bückte und den Stapel direkt hinter der Tür auf den Boden legte. »Mit einem schönen Gruß von
Präfekt Galway.«
»Was ist das denn?«, fragte Caine und schaute mit einem Stirnrunzeln auf das Papier.
»Sie hatten doch um ein Buch gebeten«, sagte die Wache. »Hier ist es.« Ohne den Blick von Caine
zu wenden, zog er die Tür an der Kante wieder zu.
Caine ging zum Papier hinüber und hob es auf, wobei er Galways Fähigkeiten wieder einmal Respekt
zollte. Ein elektronisches Buch hätte nämlich auch ein elektronisches Lesegerät erfordert, aus
dessen Innereien Caine vielleicht etwas zusammenzubasteln vermocht hätte, um die
Überwachungskameras zu deaktivieren. Und ein herkömmliches gebundenes Buch hätte man als
Wurfgeschoss einsetzen können. Also hatte Galway ihm eine fünfhundert Seiten starke
Loseblattsammlung zukommen lassen, die wirklich zu nichts anderem zu gebrauchen war als zum
Lesen.
Glaubte er jedenfalls.
Er legte den Stapel auf den Boden neben dem Plüschsessel, nahm die erste Seite und riss die
oberen zwei Ecken ab. Dann ging er zur Duschkabine und träufelte ein paar Tropfen Flüssigseife
aus dem Spender aufs Papier. Anschließend ging er zu den beiden auffällig unauffälligen Kameras
und klebte die Linsen fein säuberlich damit ab.
Blieb natürlich noch immer die dritte Kamera.
Aber er wollte das Spiel zunächst mitspielen und den Anschein erwecken, als ob er sie nicht
gefunden hätte. Falls und wenn er bereit war, seinen Zug zu machen, würde diese Kamera ihn auch
nicht daran hindern.
Er nahm den Rest der Seite und faltete sie mehrfach akkurat, bis er ein schmales, steifes
Werkzeug gefertigt hatte, das wie ein Lineal aussah. Dann schob er den Plüschsessel zur Tür
hinüber, platzierte sich dort und setzte vorsichtig den Hebel im Spalt zwischen Tür und Rahmen
an. Es war schon spät, und er war auch müde, aber es würde komisch aussehen, wenn er nicht
wenigstens pro forma einen Ausbruchsversuch unternahm.
Es war natürlich völlig ausgeschlossen, dass sich mit einem derart labilen Werkzeug das Schloss
aufbrechen ließ; und er konnte sich auch vorstellen, dass die unsichtbaren Beobachter sich über
den aussichtslosen Fluchtversuch des Blackcollar köstlich amüsierten.
Er gönnte ihnen den Spaß. Indem er auf diese Art und Weise am Schloss herumfummelte, konnte er
nämlich das Ohr gegen die Metallwand legen und den Geräuschen lauschen, die durch diese Wand
übertragen wurden. Wie Lathe zu sagen pflegte, bestand der erste Schritt darin, das Terrain zu
sondieren und die unverwechselbare Signatur der Menschen, aller Bewegungen und der Ausrüstung in
sich aufzunehmen.
Also arbeitete Caine fleißig mit dem

Weitere Kostenlose Bücher