Die Judas Variante
welche Rolle spielt das? Solange sie
nur in Khorstron eindringen, kann es uns doch egal sein, wie viele von ihnen dabei auf der
Strecke bleiben.«
»Das passt mir aber nicht«, sagte Galway. »Ich will, dass Lathe seine Zaubertricks mit kleinen
Gruppen vollführt.«
»Ach, machen Sie sich mal locker«, sagte Haberdae spöttisch. »Meiner Ansicht nach bläst Shaw
heiße Luft. Auf dem Papier hat er vielleicht sogar hundert Blackcollars, aber ich bezweifle, dass
mehr als eine Handvoll überhaupt in Form ist, um zu kämpfen. Es sollte mich sehr wundern, wenn er
auch nur fünfzehn Blackcollars ins Feld schickt.«
»Gut möglich, dass Sie Ihr blaues Wunder erleben«, sagte Galway bissig. »Man darf die
Blackcollars auf keinen Fall unterschätzen.«
Haberdae wölbte die Augenbrauen. »Wissen Sie das etwa aus persönlicher Erfahrung?«
Galway holte tief Luft. So diplomatisch wie möglich... »Ja, das stimmt«, sagte er
gleichmütig. »Weshalb ich diesen Fehler auch nicht wiederholen möchte.«
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Taakh sich regte. »Genug«, sagte der Ryq. Seine Stimme war leise,
aber der Befehlston war dennoch unverkennbar. »Du ... wirst... dich... nicht... mit... Präfekt...
Galway... streiten.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Eure Eminenz«, sagte Haberdae, wandte sich dem Ryq zu und verneigte
sich leicht. Sein Ton war zwar unterwürfig, aber es schwang dennoch ein Anflug von Ressentiment
mit, den nicht einmal die Loyalitätskonditionierung vollständig zu kaschieren vermochte. »Ich
werde mich bei dieser Operation in allen strategischen und taktischen Angelegenheiten natürlich
nach Präfekt Galway richten.« Er wandte sich wieder an Galway. »Was sind Ihre Befehle?
Sir.«
»Wir müssen zunächst einmal sicherstellen, dass Lathe die zentrale Figur bei der Planung des
Überfalls auf Khorstron ist«, sagte Galway. Er tat so, als ob er Haberdaes neue
Kooperationsbereitschaft würdigte, obwohl beide Männer natürlich wussten, dass das eine Farce
war. »Ich würde es vorziehen, wenn Judas im Hintergrund bleibt, aber notfalls könnten seine
Autorität und die, die Caine vom irdischen Widerstand verliehen wurde, zugunsten von Lathe in die
Waagschale geworfen werden. Und falls das auch nicht funktioniert, werden wir vielleicht nach
einem Weg suchen müssen, Shaw vom Platz zu stellen.«
»Oder vielleicht sollten wir Nägel mit Köpfen machen und das sofort tun«, regte Haberdae
an.
Galway schüttelte den Kopf. »Zu kompliziert«, sagte er. »Und gefährlich. Wir dürfen nicht
riskieren, dass Lathe zwischen die Fronten gerät.«
»Es wäre trotzdem ratsam, einen Notfallplan zu entwickeln«, insistierte Haberdae.
Galway seufzte leise. »Na schön. Fangen Sie an.«
»Ich werde mich sofort daranmachen«, versprach Haberdae und ging zur Tür. »Kommen Sie mit?«
»Noch nicht«, sagte Galway. »Ich möchte Caine erst noch für eine Weile beobachten.«
Haberdae schnaubte leise. »Ihnen ist doch wohl klar, dass es eine komplette Verschwendung von
Zeit, Energie und Arbeitskraft ist, ihn am Leben zu halten.«
»Ich töte nicht, wenn es nicht unbedingt nötig ist«, sagte Galway steif.
Haberdae schaute ihn mit einem schmalen Lächeln an. »Natürlich nicht«, sagte er. »Das gilt auch
für mich.«
Die Kleidung, die Galway ihm bereitgelegt hatte, war ein Overall mit weitem Schnitt und langen
Ärmeln sowie ein Paar weiche Slipper; das ganze Outfit bestand aus einem dünnen, kreppartigen
orangefarbenen Gewebe. Caine zog sich an und verbrachte die nächste Stunde mit der Erkundung der
Zelle, wobei er jeden Quadratzentimeter methodisch absuchte.
Der Architektur und der fehlenden integrierten Überwachungsausrüstung nach zu urteilen, war der
ursprüngliche Verwendungszweck des Raums eine Unterkunft und kein Gefängnis gewesen. Das
bedeutete Nachrüstungen, die man ohne Weiteres aufzuspüren vermochte.
Am Offensichtlichsten waren die kleinen Kameras. Die erste war in einer Strebe des Bettgestells
verborgen und visierte die Tür an. Sie bot den versteckten Beobachtern eine Ansicht des
Sanitärbereichs und der Tür selbst. Die zweite war in der Oberseite der Duschkabine verborgen und
erfasste die Kojen und den Rest dieser Raumhälfte. Und dann gab es noch eine kleinere und viel
raffinierter versteckte Kamera in der oberen Ecke auf der anderen Seite des Raums -
wahrscheinlich eine Kugellinsen-Kamera, die allein fast den gesamten Raum zu überwachen
vermochte. Das Kalkül war wohl, dass er die ersten
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