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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stiefelsohlen trafen den Bären mit einer solchen Wucht seitlich am Hals, dass das Tier umkippte
und zu Boden fiel.
Flynn ging ebenfalls zu Boden, rappelte sich aber wieder auf und griff zum nunchaku. Doch
nun hatte der Bär endgültig die Schnauze voll. Er richtete sich auf, fletschte noch einmal die
Zähne gegen die Angreifer, und dann wandte er sich ab und trottete in die Richtung, in der das
Junge verschwunden war. Ein paar Sekunden später war er außer Sicht.
»Das muss wohl der verrückteste durchgängige Bewegungsablauf sein, den ich jemals gesehen habe«,
sagte Jensen und atmete so flach wie möglich.
Die ganze linke Seite schien zu brennen, und er hatte das Gefühl, als ob bei jedem Atemzug jemand
mit einem Schürhaken im Feuer herumstocherte. »Muss einer von Mordecais Tricks sein.«
»Das ist ein sogenannter Tür-Räumer«, sagte Flynn, steckte den nunchaku wieder in die
Scheide und kniete sich neben Jensen hin. »Alles in Ordnung?«
»Kaum«, gestand Jensen und fasste sich vorsichtig an die Seite. »Ich glaube, ich habe mir eine
Rippe gebrochen. Vielleicht sogar mehr als eine.«
»Verdammt!«, murmelte Flynn und schob vorsichtig die Fetzen von Jensens Mantel und Hemd
zurück.
»Wenigstens haben die Klauen nicht den Flexarmor perforiert.«
»Nein, auf diese Art werde ich an inneren Blutungen sterben«, sagte Jensen. »Das ist auch viel
reinlicher so. He, ist nur Spaß, ist doch nur Spaß«, fügte er hastig hinzu, als Flynn entsetzt
die Augen aufriss. Er vergaß manchmal, dass diese Trainees noch halbe Kinder waren und diesen
rabenschwarzen Humor aus Kriegszeiten nicht kannten, den er und die anderen Blackcollars
kultivierten. »Ich glaube nicht, dass ich blute; jedenfalls nicht sehr stark. Zumal jeder Kampf,
nach dem man noch auf zwei Beinen zu gehen vermag, als Sieg zählt. Apropos gehen, würdest du mir
aufhelfen?«
»Solltest du nicht lieber liegen bleiben, bis wir genau wissen, was dir fehlt?«, fragte Flynn,
packte Jensen am Arm und zog ihn aus dem Gebüsch.
»Gute Idee«, sagte Jensen und biss die Zähne zusammen, als er einen heißen, gleichsam
rotglühenden Schmerz verspürte. »Die nächsten medizinischen Einrichtungen sind im Ryqril-Camp.
Ich werde solange hier warten.«
»Ich meinte doch nur...«
»Ich weiß schon, was du meintest«, sagte Jensen ihm. »Und wir werden ganz bestimmt noch darauf
zurückkommen. Aber es wird schon hell, und wir müssen uns eine Deckung suchen.«
Flynn zog eine Schnute, nickte aber gehorsam.
»Du bist der Boss. Ganz vorsichtig.«
Mit vereinten Kräften - wobei Flynn die Hauptarbeit leistete - gelang es ihnen, ihn aus dem Busch
zu schaffen und wieder senkrecht zu stellen. »Wie sieht's aus?«, fragte Flynn, als er Jensens nunchaku aus dem Gestrüpp zog und ihn dem Blackcollar in die Scheide am Oberschenkel
steckte.
»Es geht einigermaßen«, sagte Jensen. Die Seite schmerzte im Stehen sogar noch stärker als im
Liegen. Aber wenigstens hatte er nicht mehr das Gefühl, dass er das Bewusstsein verlieren würde.
»In Ordnung, gehen wir. Westwärts ho!«
»Nordwestwärts«, berichtigte Flynn ihn, bückte sich unter Jensens Achselhöhle und legte dem
Blackcollar dann behutsam den Arm um die Hüfte.
»Wie auch immer.«
Es war keine angenehme Reise. Bei jedem Schritt schoss ihm ein heißer Schmerz durch die Seite,
und obwohl Flynn ihn um einen großen Teil des Körpergewichts entlastete, zitterten ihm die Beine
vor Erschöpfung, als sie endlich den Kamm des Höhenzugs erreichen.
Zum Glück war der Hang auf der anderen Seite nicht allzu steil, und ein halbes Dutzend Schritte
entfernt stand auch schon einer der Bäume mit den herabhängenden Ästen, nach denen er suchte.
Flynn ging zu dem Baum hin und zog die herunterhängenden Äste auf einer Seite zu Seite, während
Jensen darunterkroch. Der jüngere Mann folgte ihm, brachte die Äste wieder in die ursprüngliche
Position und half Jensen dann, sich in sitzender Position an den Baumstamm zu lehnen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Flynn, als er Jensen den Rucksack hinter den Rücken stopfte. »Ich
glaube, es ist sogar so viel Platz, dass du dich hinlegen kannst, wenn du willst.«
»Vielleicht später«, sagte Jensen und zog sein Erste-Hilfe-Päckchen aus der Tasche. Er hatte die
ganze Zeit keine Schmerzmittel nehmen dürfen; weil er die Schmerzen dann nicht mehr gespürt
hätte, wären die Wunden durch eine übermäßige Belastung vielleicht noch weiter aufgerissen. Wo
sie nun aber ein

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