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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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zischte er und blieb wie angewurzelt stehen.
Aber es war zu spät. Mit einem Brüllen richtete der Bär sich auf den Hinterbeinen auf und reckte
die Tatzen drohend gen Himmel. Jensen hatte noch genug Zeit, um ein kleines Bärenjunges über die
Lichtung huschen zu sehen; und dann ließ sich der Bär mit einem Aufprall, den er noch zehn Meter
entfernt durch den Erdboden spürte, auf alle viere fallen und griff an.
»Hau ab«, blaffte Jensen Flynn an, riss reflexartig einen shuriken heraus und schleuderte
ihn gegen den Kopf des Bären. Aber eine Waffe, die dafür ausgelegt war, die gummiartige
Ryqril-Haut zu perforieren, vermochte gegen Pelz und starke Knochen nichts auszurichten. Anstatt
zusammenzubrechen, brüllte der Bär nur schmerzerfüllt auf, als der Wurfstern sich ihm in die
Stirn grub, und hielt kurz inne, um den Störenfried mit der Tatze wegzuwischen. Der shuriken löste sich und flog auf den Laubteppich, der den Erdboden bedeckte. Dann setzte
der Bär zu einem neuen Angriff an.
Jensen wusste, dass es völlig ausgeschlossen war, dem Tier zu entkommen - zumal in diesem
schwierigen Gelände. In Ermangelung einer anderen echten Alternative wartete er, bis der Bär so
nah herangekommen war, dass er die Richtung nicht mehr zu ändern vermochte, und dann warf er sich
in einem flachen Hechtsprung nach rechts.
Der Bär war indes schneller, als er erwartet hätte, holte mit der Tatze aus und erwischte ihn am
Mantelsaum. Es ertönte ein vielstimmiges reißendes Geräusch, als die Klauen den Mantel und das
Hemd aufschlitzten und über den Flexarmor darunter kratzten. Der relativ leichte Kontakt genügte
schon, dass Jensen das Gleichgewicht verlor. Er drohte zu Boden zu gehen und hilflos dort liegen
zu bleiben.
Zum Glück war er aber auch schnell. Als er auf dem Boden aufkam, winkelte er das vordere Bein an
und wandelte den Fall in eine Rolle um; dann kam er wieder auf die Füße und zog den nunchaku. Der Bär blieb stehen, drehte sich zu ihm um und trottete zwecks neuerlicher
Attacke mit einem zornigen Knurren auf ihn zu. Diesmal war Jensen aber darauf vorbereitet, und
als der Bär eine gewisse Distanz unterschritten hatte, sprang er wieder zur Seite, schwang den nunchaku und versetzte dem Bären einen wuchtigen Schlag seitlich gegen den Kopf.
Jedoch war Meister Petz zäher als jeder Ryq, mit dem Jensen es bisher zu tun gehabt hatte. Für
einen Moment schien der Bär zu taumeln, doch dann schüttelte er sich nur und wandte sich wieder
seiner Beute zu.
Plötzlich ertönte seitlich von ihm ein leises Pfeifen, und irgendetwas schoss so schnell, dass es
fürs Auge fast nicht wahrnehmbar war, über die Lichtung und prallte an der Seite des
Bärenschädels ab. Jensen drehte sich um und sah, wie Flynn die Schleuder hastig mit einer zweiten
Kugel beschickte. Aber der Aufprall der Kugel juckte den Bären noch weniger als der Schlag mit
dem nunchaku. Jensen bereitete sich auf ein weiteres Schlag-und-Sprung-Manöver vor und
wartete nur darauf, dass der Bär in die richtige Position gelangte.
Doch just in dem Moment, als er sich vom Boden abstoßen wollte, regte sich unter seinen Füßen
etwas Unsichtbares unterm Teppich aus totem Laub. Der Sprung misslang, und für einen
entscheidenden Sekundenbruchteil reagierte er völlig unkoordiniert.
Und bevor er die Kontrolle zurückerlangte, traf die Bärentatze ihn mit Schmackes an der linken
Seite.
Er japste, als eine ganze Schmerz-Kaskade ihm durch den Brustkorb schoss. Die Wucht des Schlages
wirbelte ihn in der Luft herum und schleuderte ihn in ein Gebüsch. Er biss angesichts des
Schmerzes in der Seite die Zähne zusammen und versuchte den nunchaku wieder in
Kampfposition zu bringen. Aber die Waffe hatte sich im Gestrüpp verheddert. Er ließ sie dort, zog
stattdessen ein Messer aus der Scheide am Unterarm und richtete es auf den Bären, der auf ihn
zusprang. Er wusste, dass er nur eine einzige Chance hatte; eine Chance, das Tier ins Auge zu
treffen und es hoffentlich so schnell zu töten, dass es keine Zeit mehr hatte, seinerseits einen
tödlichen Schlag zu führen. Der Bär kam bis auf zwei Meter an ihn heran und riss das Maul mit
großen weißen Zähnen auf...
Und dann schoss wie eine schwarz umhüllte Kanonenkugel Flynn in sein Blickfeld - den Körper
seitlich weggedreht, dicht überm Boden und die Knie an die Brust gezogen flog er im Bogen gegen
die Seite des Bären. Er drückte die Beine in einer zuckenden Tritt-Doublette durch, und die

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