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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Anflug von Zorn. Wie zum Teufel hatte Ramirez davon
erfahren? »Ja, das habe ich«, sagte er. »Haben Sie etwa ein Problem damit?«
»Ich habe ein Problem damit, dass meine Kompetenz hinter meinem Rücken infrage gestellt wird«,
entgegnete Ramirez. »Wenn Sie Fragen bezüglich meiner Leistung haben, hätten Sie sich damit
direkt an mich wenden müssen.«
»Es geht hier nicht um Ihre Kompetenz, die infrage gestellt wurde, Leutnant«, sagte Bailey
ungerührt.
Ramirez war perplex. »Das ist doch nicht Ihr Ernst.«
»Das ist mein verdammter Ernst«, versicherte Bailey ihm kalt. »So ernst, wie ich unsere Feinde
nehme.«
Ramirez' Lippen zuckten. »Und?«
Bailey musterte das Gesicht des anderen Manns, dessen Ausdruck nun genauso neutral war wie
Baileys. Es stimmte wohl, dass die Überprüfung keine verdächtigen Fehlzeiten oder
offensichtlichen Verhaltensänderungen ergeben hatte. Aufgrund der Erfahrung mit Poirot wussten
sie aber, dass die durch Whiplash verursachte Verhaltensänderung in weniger als vierundzwanzig
Stunden zum Tragen kam und dass möglicherweise schon eine einzige Injektion des verdammten Zeugs
genügte. Insofern war eine hohe Arbeitsmoral kein stichhaltiger Beweis für eine intakte
Loyalitätskonditionierung. »Bei Ihnen scheint alles klar zu sein«, sagt er Ramirez. »Zumindest so
klar wie bei irgendjemand.«
»Verstehe«, sagte Ramirez steif. »Vielen Dank, Sir. Ich werde Ihnen jetzt diese technischen Teams
bereitstellen.« Dann machte er militärisch korrekt kehrt - einen Hauch zackiger, als es notwendig
gewesen wäre - und ging zur Kommunikationsstation.
Für einen Moment schaute Bailey ihm nach. Dann wandte er sich in die andere Richtung und ging zur
Tür, durch die Poirot vor ein paar Minuten verschwunden war. Sollte Ramirez ruhig
schmollen.
Sollte er ruhig glauben, dass er auch unter Verdacht stand. Überhaupt wäre es vielleicht das
Beste, wenn die gesamte Belegschaft von Athena sich gegenseitig verdächtigte. Sollten sie einfach
mit ihrer Arbeit weitermachen, sich gegenseitig belauern und ihn für eine Weile in Ruhe
lassen.
Denn ihm war plötzlich eingefallen, dass es vielleicht doch eine Möglichkeit gab, eindeutig zu
beweisen, wer die Wahrheit bezüglich dieses angeblichen Warenlagers in Aegis Mountain sagte. Es
stimmte zwar, dass keiner der Gefangenen oben in den Verhörräumen den Berg oder die Waffen
erwähnt hatte.
Jedoch befanden sich auch nicht alle Gefangenen in den Verhörräumen.
Er fuhr im Aufzug zum Fuhrpark hinauf, wo eine Handvoll Sicherheitsleute und Fahrer neben der
Reihe geparkter Fahrzeuge standen und sich leise unterhielten. »Ja, Sir?«, sagte der
Unteroffizier vom Dienst und löste sich aus der Gruppe, als Bailey hereinkam.
»Ich brauche ein Fahrzeug«, sagte Bailey knapp und ging an ihm vorbei zum nächsten Auto.
»Jawohl, Sir.« Der Sergeant wies auf die Gruppe, und einer der Männer ging eilig zu Baileys
ausgewähltem Fahrzeug und öffnete die Fondtür.
»Ich werde selbst fahren«, sagte Bailey, schloss die Tür im Vorübergehen und öffnete die
Fahrertür.
»Jawohl, Sir«, sagte der Feldwebel. Er klang etwas unsicher. »Äh... und Ihr Ziel, Oberst?«
»Sie werden es schon merken, wenn ich wieder zurück bin«, sagte Bailey und ignorierte die Frage.
»Im Notfall bin ich auf Kanal Sechs zu erreichen.«
Der andere wollte wohl noch etwas sagen, doch wurde das vom Geräusch der zuschlagenden Tür
übertönt. Bailey startete den Motor, verließ die Garage und fädelte sich in den Verkehr von
Athena ein.
Mit einem stillen Lächeln fuhr er zum Lazarett.

12
    Es war schon spät am Nachmittag, und Flynn sortierte gerade den Inhalt der Waffenfutterale auf
Tobys roh gezimmertem Tisch, als er näher kommende Rotorengeräusche durch die offene Tür
hörte.
Jensen, der auf der anderen Seite des Raums auf dem Bett lag, regte sich. »Hört sich wie ein
Patrouillenboot an«, sagte er und wollte aufstehen.
»Ich schau mal nach«, sagte Flynn und bedeutete ihm, sich wieder hinzulegen. »Du bleibst
liegen.«
Er war noch zwei Schritte vor der Tür entfernt, als Toby herein kam; er bewegte sich so schnell,
wie das schlimme Bein es überhaupt zuließ. »Die Sicherheit«, stieß er atemlos hervor. »Raus hier
- raus hier.«
»Wo sind sie denn?«, fragte Jensen. Er saß schon auf der Bettkante und zog sich die Stiefel
an.
»Sieht so aus, als ob sie zur Stadt unterwegs wären«, antwortete Toby und humpelte zu der Ecke,
wo sich das Waschbecken und die

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