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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Ihnen genau an diesem Tisch vorgestellt. Ich war damals … ein junger Mann.«
    »Natürlich, ich erinnere mich.«
    Jetzt musste der Präfekt lächeln – voll Freude. Sie erinnerte sich tatsächlich an die erste Begegnung. »Ist das nicht unglaublich – dreißig Jahre sind vergangen, und jetzt stehen wir wieder an dieser Stelle.«
    »Na ja, ich habe mehr als zweitausend Jahre Geschichte erforscht.«
    »Aber …« Er wollte nicht neugierig sein, aber etwas drängte ihn, sie zu fragen. »Hat sich das gelohnt? Ich meine … so lange in diesen … verstaubten Büchern zu lesen?«
    »Ich glaube, ja. Und Sie? Lieben Sie Bücher?«
    »O ja!«
    »Für mich hat es sich gelohnt.« Dann leiser: »Bitte geben Sie das hier dem Heiligen Vater!«
    Pater Gabriele blickte auf ihre ausgestreckte rechte Hand, in der sie ein gefaltetes Blatt Papier hielt. Er nahm es entgegen, verdutzt. Wusste sie, dass der Papst am Abend die Bibliothek aufsuchen wollte und dass er deshalb früher schloss, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen? Ausgeschlossen. Es war sicherlich reiner Zufall, dass sie ein Dokument für den Pontifex hatte. Noch ein Gedanke kam ihm in den Sinn.
    »Kommen Sie morgen wieder in die Bibliothek?«
    »Nein. Morgen kehre ich nach Ägypten zurück. Endgültig.«
    »Endgültig? Ah ja, verstehe. Und wohin dort?«
    »Alexandria.«
    Der Präfekt fand zwar, er habe schon genug gesagt, aber plötzlich wollte er möglichst alles über die Frau herausfinden, wusste aber nicht, warum. Als die Frau auf die Ausgangstür zusteuerte, ging er ihr hinterher.
    »Worüber haben Sie denn geforscht? Ich meine, in letzter Zeit.«
    »Über das Leben eines Heiligen.«
    »Und um wen handelt es sich dabei?«
    »Vergessen Sie nicht, das Dokument dem Heiligen Vater zu geben!«
    Und damit verließ sie den Raum. Der Präfekt blickte auf das Schreiben in seiner Hand. Neugier überkam ihn, er faltete es auseinander und warf einen Blick auf die wenigen Zeilen. Sie waren in einer Sprache geschrieben, die er nicht kannte. War das Koptisch oder eine ältere Sprache? Etwas ratlos trat er auf den Flur, er wollte die Frau einholen und fragen. Er wandte sich nach rechts und eilte die Sandsteintreppe hinunter. Wo war die Frau? Es gab doch nur einen Weg nach draußen. Unten an der Treppe angekommen, öffnete er die Eingangstür und lief in den Belvedere-Hof.
    Weit und breit keine Menschenseele …
    * * *
    Um acht Uhr am selben Abend stand Gabriele von seinem Stuhl auf und knipste die Bronzelampe auf seinem Schreibtisch aus. Er war innerlich aufgewühlt. Das Geheimarchiv war geschlossen, wie angeordnet. Alle Türen waren verriegelt. Es war niemand in der Nähe, weshalb es grabesstill war. Aber da war doch etwas. Er war nicht ganz allein. Während der vergangenen Stunde war, so schien es ihm, eine Präsenz herabgestiegen. Er sah nichts – spürte nichts. Trotzdem fühlte er tief im Inneren eine Kraft, eine geheimnisvolle Macht. Wenn er einatmete, roch er den Duft von Rosen, und ihm war, als wäre die Luft voller Wohlgerüche. Aber das bildete er sich bestimmt nur ein – es lag an seiner gesteigerten Wahrnehmung –, weil der Heilige Vater hierherkommen wollte. Ja, das musste der Grund sein, es gab keinen anderen. Das sagte ihm die Logik, das Herzstück seines Geistes. Im selben Augenblick hatte er eine Offenbarung.
    Sie
waren angekommen.
    Gabriele strich sein Priestergewand glatt. Trat hinaus auf den Flur, schloss eine Tür auf und betrat das Geheimarchiv. Bei der Tür handelte es sich um einen Seiteneingang; nicht der übliche, durch den man sonst das Archiv betrat. Er ging an Reihen uralter Bücher vorbei. Die Bibliothek beherbergte Hunderte Meter von Regalen und eine riesige Sammlung von Dokumenten in einer Vielzahl von Sprachen – mehrere Leben hätte man hier verbringen können, nur um die Bände zu katalogisieren. Pater Gabriele schaltete ein paar Lampen an und eilte weiter. Der Geruch nach Rosen folgte ihm. Am Ende der Regale öffnete er wieder eine Tür und trat hinaus auf einen Gang. Vor ihm war alles stockdunkel. Er spähte. Von fern näherte sich ein Lichtschein. Plötzlich erschienen sie. Ein Mann in Weiß schritt auf dem Gang auf ihn zu, hinter ihm fünf Personen in Rot. Gabriele kannte sie – wie auch ihren Platz im Pantheon der großen Persönlichkeiten. Das waren die mächtigsten Kardinäle im Vatikan, der innere Kreis, den Kardinal Hua bei seinem Amtsantritt ernannt hatte. Doch nicht auf den Kardinälen ruhte der Blick des Präfekten,

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