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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Niederlage. Nichts an mir ist nach den Vorschriften der Courtoisie. Aber du hast dich auch nicht eben nach den Regeln der Courtoisie geführt, scheint mir, Doña Leonor, meine Königin, meine Liebe.« Und plötzlich schrie er los, rasend, ohne Sinn: »Du hast mein Leben kaputt geschlagen, du Verfluchte! Du hast mir keinen Sohn geboren, und der, den du geboren hast, war krank und gezeichnet schon in deinem Leibe. Und als mir die Frau, die ich liebte, einen Sohn gebar, hast du sie umgebracht. Ihr Vater, mein weisester, treuester Ratgeber, hat mit Engelszungen auf mich eingeredet, die rechte Zeit abzuwarten für den Krieg. Aber du hast mich gehetzt. Du hast mir dein Hui und Pfui ins Gesicht geschrien, um mich in den Krieg zu jagen mit deinem Gehöhne. Und dann hast du geschwiegen, du Beredte, zu meinem dummen Plan und hast mich in meine verlorene Schlacht rennen lassen, damit du mir die Liebste erschlagen könnest, die mir Gott gesandt hat. Du hast mich zugrund gerichtet, mich und mein Kastilien. Da stehst du, weiß und lieblich und königlich, aber innen ist alles wüst und krumm. Du bist wie deine Mutter, zerfressen von höllischer Bosheit, du Verderberin!«
    Doña Leonor hatte eine Sturzwelle von Zorn erwartet; aber daß Alfonso so ohne Maß rasen werde, so sinnlos ausseinen Tiefen heraus, darauf war sie nicht bereitet. Er war imstande, sie mit diesen seinen schmutzigen, unbehandschuhten Händen anzupacken, zu würgen, ihr den Atem abzudrehen. Aber es ging ihr ins Blut, daß er auf so wüste Art drohte und schimpfte, abgründig gemein, ein rechter »Vilain«. Er war gefährlich, und so wollte sie ihn.
    Sie trat zurück, leichten Schrittes, trat hinter sich auf ihre Estrade, setzte sich, musterte ihn mit ihren großen, grünen, prüfenden Augen. »Darf ich dich erinnern«, sagte sie gelassen, »daß wir dir einen Vertrag vorlegten, meine Mutter und ich, in Burgos, einen Vertrag mit deinem Schwiegersohn Don Pedro? In diesem Vertrag hast du dich verpflichtet, nicht in den Krieg einzutreten, bevor die aragonischen Truppen da seien. Wir haben alles getan, dich von deinem übereilten Heldentum zurückzuhalten. Meine Mutter hat dir zugeredet wie einem störrischen Kinde. Niemand hat dich gehetzt, nur du selber. Soll ich dir sagen, was schuld war an dem Zusammenbruch? Du hast glänzen wollen, vor mir, vor deinen Freunden, und besonders vor deiner Jüdin. Darum hast du den Kalifen herausgefordert, gegen unsern Vertrag und gegen allen Sinn und Verstand. Darum hast du diese tollkühne Schlacht geschlagen. Darum hast du unser Land und das ganze christliche Hispanien in den Abgrund geritten.«
    Don Alfonso stand vor ihr, unterhalb der Estrade. Er schaute ihr in das weiße Gesicht mit der hohen, klaren Stirn und dem dichten, blonden Haar, und er haßte sie wild um der bösen, folgerichtigen Gedanken willen, die hinter dieser Stirn gingen. »Jetzt begreif ich es«, knirschte er leise, bitter, »warum Heinrich deine Mutter gefangenhielt und sie nicht freigab trotz aller Befehle des Papstes. Glaube du nicht, daß ich schwächer bin als er. Ich kann dich nicht umbringen, weil du eine Frau bist. Aber ungestraft laß ich es nicht, daß du mir meine liebe Liebste getötet hast. Ich werde richten, ich werde fragen und weiterfragen, ich werde deine dünnen, schlauen Weisungen an den Tag bringen und die mörderischen Gedanken dahinter, und mag dann alle Christenheit auf dich deutenals die Mörderin. Und deine blutigen Diener, den Castro und die andern, die laß ich nicht heil davonkommen. Du wirst es erleben, meine Liebe, wie ich sie packe. Auf dem Schinderkarren sollen sie mir zum Zocodovér fahren. Und du wirst zusehen, meine Königin, an meiner Seite, auf der Tribüne, wie sie hängen, deine galanten Ritter, deine Lanzelots.«
    Leonor schaute ihn unentwegt an. Er schwitzte und war entstellt. Der blonde, kurze Bart war verklebt, da war nichts Junges, Strahlendes mehr, keiner konnte ihn dem Sankt Georg von Domfront vergleichen. Aber es war gut, daß nun endlich das gewalttätige Leben herauskam, das in ihm war; verschlafen wird diesen Mann niemand mehr schelten, auch ihre Mutter nicht.
    Sie sagte: »Du redest Worte ohne Sinn, Don Alfonso, weil deine Beischläferin tot ist. Ich bin der Frau in der Galiana nicht zu nahe getreten. Kein Richter wird mich schuldig sprechen, und wenn er alles Kleinste prüft, was ich getan und was ich nicht getan habe.«
    Mit einem Male aber war sie der Würde und der Hoheit überdrüssig. Sie verließ ihre

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