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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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»Auch die Könige von Engelland und von Navarra sowie die Könige von León, Portugal und Aragon haben den Beschlüssen des Lateranischen Conciliums zum Trotz ihre jüdischen Minister beibehalten. Sie haben sich begnügt, dem Heiligen Vater ihr Bedauern auszusprechen. So tat der König Unser Herr. Er durfte sich überdies berufen auf das Vorbild seiner erlauchten Ahnen. Der Sechste Alfonso, der Kaiser Hispaniens, hatte zwei jüdische Minister, der Siebente Alfonso fünf. Ich sehe nicht, wie Kastilien die vielen Kirchen für die Heiligen hätte bauen können und die vielen Festungen gegen die Moslems ohne die Hilfe der Juden.«
    »Erlaube mir ferner, mein hochehrwürdiger Vater«, ergänzte der Domherr, »dich in Ehrfurcht an unsern Freund zu erinnern, den ehrwürdigen Bischof von Valladolid. Auch er konnte seine Steuern nicht hereinbekommen und mußte unsern Jehuda mit der Eintreibung betrauen.«
    Dieses Mal konnte Don Martín den Zorn nicht in der Brust bewahren. »Du hast viele Tugenden, Don Rodrigue«, grollte er, »du bist beinahe ein Heiliger, und darum ertrage ich dich. Aber laß mich dir in aller Demut sagen: manchmal grenzt deine Milde und Duldsamkeit ans Unverschämte.«
    Der König hörte nicht auf diese Zänkereien. Er saß in sich gekehrt, und nun sagte er heraus, was ihn beschäftigte: »Manches Mal schon habe ich mich gefragt, warum Gott den Ungläubigen so viel Kräfte gab, die er uns versagt hat. Ich denke mir es so: da er sie verdammt hat für die Ewigkeit, gerade darum hat er sie in seiner Gnade für die kurze Spanne, die sie auf Erden verbringen, mit viel Klugheit ausgestattet und mit Glanz der Rede und mit der Gabe, Schätze zu sammeln.«
    Die andern schwiegen etwas verlegen. Es war merkwürdig,daß der König so offen innerste Gedanken preisgab, es war eigentlich ungehörig. Aber der König hatte das Recht, königlich unbekümmert herauszusagen, was ihm durch die Seele ging.
    Der jugendliche Don Garcerán kehrte zurück zum Gegenstand der Beratung. »Eines, Herr König, könntest du tun«, schlug er vor. »Wenn du schon nicht vorgehst gegen die Castros, so lege doch eine Garnison an ihre Grenze. Lege Kriegsknechte in die Stadt Cuenca.« – »Das ist guter Rat«, stimmte schallend der Erzbischof bei. »Ja, lege Kriegsknechte nach Cuenca, und nicht zu wenige, daß den Castros die Lust vergeht, deine Untertanen zu überfallen.«
    Daran hatte Don Alfonso selber schon gedacht. Aber es war ihm lieb, daß die andern es vorschlugen. »Ja, das werde ich tun«, verkündete er. Und: »Dagegen kann nicht einmal unser Jude was einwenden«, meinte er grimmig fröhlich.
    Don Manrique fand, es genügten drei Fähnlein, Cuenca gegen die Castros zu sichern. Don Alfonso wandte ein, es könnte durch die Gewalttaten der Castros auch der Emir von Valencia Appetit auf die Stadt bekommen, er werde lieber mehr Soldaten, er werde zweihundert Lanzen nach Cuenca schicken. Der Erzbischof, der als erfahren in der Kriegskunst galt, gab zu bedenken, daß einige der Kriegsknechte immer unterwegs sein müßten, bedrohte Bauernhöfe zu schützen oder reisenden Bürgern Geleit zu geben. »Schicke dreihundert Lanzen, Don Alfonso!« forderte er.
    Don Alfonso schickte fünfhundert Lanzen.
    Das Kommando dieser Truppen übertrug er seinem Freunde Don Estéban Illán, einem jungen, muntern, kühnen Herrn. Bevor Don Estéban verritt, legte der König ihm ans Herz: »Laß mir keinen neuen Schimpf antun, Don Estéban! Dulde nicht die leiseste Ungebühr! Und wenn die Leute der Castros auf unserm Gebiet ein einziges Huhn stehlen, laß es nicht zu! Verfolge sie bis in ihr Santa María, und nimm ihnen das Huhn wieder ab! Und wenn es zehn Kriegsknechte kostet!« Er gab ihm den Handschuh, das Zeichen ritterlichenAuftrags. Don Estéban küßte ihm die Hand und sagte: »Du sollst dich nicht zu beklagen haben, Don Alfonso.«
    Soldaten rückten ein in die kleine Stadt Cuenca und in die Dörfer der Umgebung. Streiften an der schwer übersichtlichen Grenze des Berglandes Albarracín. Aber niemand von den Knechten der Castros ließ sich sehen. Es verging eine Woche, noch eine. Die Soldaten Don Estébans murrten über den langweiligen Dienst, die Leute von Cuenca schimpften über die drückende Anwesenheit der Soldaten.
    Jehuda mittlerweile war in Saragossa und verhandelte mit seinem Vetter Don Joseph Ibn Esra. Dieser, ein intelligenter Herr, dicklich, behaglich, umgänglich, skeptisch, ließ merken, daß er Jehudas Beweggründe durchschaute. Doch lag

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