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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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seinen Stuhl, und Bruster setzte sich auf die Schreib tischkante und ließ die Beine wie an einem Kai baumeln. Er grinste noch immer, und schließlich wurde Carl Lee die Freundlichkeit zuviel – er senkte verlegen den Kopf.
    »Warum ziehst du nicht nach Memphis und arbeitest hier für mich?« fragte Cat. Carl Lee hatte bereits damit gerechnet. Seit zehn Jahren bot im Bruster Jobs an.
    »Nein, danke. Ich bin zufrieden.«
    »Und mich freut's, daß du zufrieden bist. Was führt dich hierher?«
    Carl Lee öffnete den Mund, zögerte, schlug die Beine übereinander und runzelte die Stirn. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, sagte er nach einigen Sekunden. »Um einen kleinen Gefallen.«
    Cat breitete die Arme aus. »Kein Problem, Kumpel. Überhaupt kein Problem. Sag mir nur, was du auf dem Herzen hast.«
    »Erinnerst du dich an die Spritzen, die wir in Vietnam benutzt haben? Ich brauche eine M-16 (5) . So schnell wie möglich.«
    Cat winkelte die Arme an, verschränkte sie und beobachtete seinen Freund aufmerksam. »Solche Dinger haben's echt in sich. Ich nehme an, du willst damit nicht auf Eichhörnchenjagd gehen, oder?«
    »Nein.«
    Cat musterte die beiden Brüder immer noch und verzichtete darauf, sich nach dem Grund zu erkundigen. Es handelte sich ohne Zweifel um eine ernste Angelegenheit – sonst wäre Carl Lee nicht hier.
    »Eine Pistole tut's nicht?«
    »Nein. Es muß schon das Richtige sein.«
    »Kostet 'ne Menge Geld.«
    »Wieviel?«
    »Dir dürfte klar sein, daß solche Waffen absolut illegal sind.«
    »Ich säße nicht vor dir, wenn ich derartige Knarren bei Sears kaufen könnte.«
    Cat grinste erneut. »Wann brauchst du sie?«
    »Heute.«
    Der Leibwächter kehrte zurück und reichte Lester das Bier. Cat ging hinter den Schreibtisch zu seinem orangefarbenen Vinylsessel. »Tausend Dollar.«
    »Einverstanden.«
    Cat ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Wo wollte dieser arme Mississippi-Nigger tausend Dollar auftreiben? Vielleicht lieh er sich das Geld von seinem Bruder.
    »Tausend Mäuse für normale Kunden. Aber nicht für dich, Kumpel.«
    »Wieviel?«
    »Nichts, Carl Lee. Nicht einen Cent. Ich schulde dir viel mehr als nur Geld.«
    »Ich bin bereit, für die Waffe zu bezahlen.«
    »Kommt nicht in Frage. Du erhältst sie gratis.«
    »Das ist verdammt großzügig von dir, Cat.«
    »Ich würde dir fünfzig geben.«
    »Ich brauche nur eine. Wann kannst du sie mir besorgen?«
    »Laß mich nachprüfen.« Cat telefonierte mit jemandem und murmelte einige Sätze. Dann legte er wieder auf und meinte, es dauere ungefähr eine Stunde.
    »Wir warten hier«, sagte Carl Lee.
    Cat hob die Klappe vor dem linken Auge, und mit einem Taschentusch rieb er sich die leere Mulde darunter. »Ich habe eine bessere Idee.« Zu den Leibwächtern gewandt fuhr er fort: »Mein Wagen. Wir holen die Ware selbst ab.«
    Carl Lee und Lester folgten ihm durch die getarnte Tür und einen Flur. »Ich wohne hier.« Er streckte einen Arm aus. »Dort drüben ist meine Bude. Meistens leisten mir dort einige nackte Frauen Gesellschaft.«
    »Das würde ich gern sehen«, sagte Lester.
    Carl Lee warf ihm einen tadelnden Blick zu.
    Nach einigen Metern durch den Korridor deutete Cat auf eine glänzende schwarze Tür und blieb kurz davor stehen. »Hier bewahre ich mein Bargeld auf. Es wird rund um die Uhr bewacht.«
    »Wieviel?« fragte Lester und nippte an der Bierdose.
    Cat starrte ihn wortlos an und ging weiter. Carl Lee sah seinen Bruder erneut an, runzelte die Stirn und schüttelte mißbilligend den Kopf. Am Ende des Flurs führte eine schmale Treppe in den dritten Stock. Dort war es dunkler, und irgendwo fand Cat eine Taste. Mehrere Sekunden lang warteten sie schweigend, und dann schwang ein Teil der Wand vor ihnen auf. Dahinter kam ein hell erleuchteter Lift mit rotem Teppich und einem RAUCHEN VERBOTEN-Schild zum Vorschein. Cat drückte einen anderen Knopf.
    »Man muß erst nach oben, um sich vom Aufzug nach unten tragen zu lassen«, erläuterte er amüsiert. »Aus Sicherheitsgründen.« Die Brüder nickten anerkennend.
    Die Tür des Lifts öffnete sich im Erdgeschoß. Ein Leibwächter stand neben einer langen weißen Limousine; Cat und seine Begleiter nahmen im Fond Platz. In der Garage standen auch einige Fleetwoods, weitere Limousinen, ein Rolls und verschiedene teure Wagen aus Europa. »Gehören alle mir«, verkündete Bruster stolz.
    Der Chauffeur hupte, und eine schwere Tür glitt nach oben und gab den Weg in eine

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