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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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steht fest: Die Bürger in dieser County haben Vergewaltigungen, Überfälle und Morde satt. Das gilt zumindest für die Weißen.«
    »Es gilt für alle.«
    »Viele Leute hätten Verständnis für einen Vater, der das Recht selbst in die Hand nimmt. Unsere Justiz genießt nur geringes Vertrauen. Ich glaube, ich könnte zumindest dafür sorgen, daß die Geschworenen keine Einigung erzielen. Man braucht nur einen oder zwei davon zu überzeugen, daß der Vergewaltiger den Tod verdient hat.«
    »So wie bei Monroe Bowie.«
    »Ja. Wie bei Monroe Bowie. Er war ein armseliger Nigger, dem niemand nachweinte, und deshalb wurde Lester freigesprochen. Übrigens: Warum ist Lester von Chicago hierhergekommen?«
    »Er steht seinem Bruder sehr nahe. Wir behalten ihn im Auge.«
    Sie wechselten das Thema, und schließlich erkundigte sich Ozzie nach dem Bein. Sie schüttelten sich die Hände. Jake ging, fuhr direkt nach Hause, und dort wartete Carla mit der Einkaufsliste auf ihn. Sie hatte nichts dagegen, daß er am Samstagmorgen arbeitete - solange er mittags heimkehrte und sich dann an ihre Anweisungen hielt.
    Am Sonntag nachmittag versammelten sich viele Leute im Krankenhaus und folgten dem kleinen Hailey-Mädchen. Carl Lee schob Tonyas Rollstuhl durch den Flur und auf den Parkplatz, wo er sie sanft anhob und neben Gwen auf den Beifahrersitz setzte. Ihre drei Brüder nahmen im Fond Platz. Als der Vater den Wagen auf die Straße steuerte, folgte ihm eine Prozession aus Freunden, Verwandten und Fremden. Die Kolonne bewegte sich langsam voran und verließ den Ort.
    Tonya saß wie ein großes Mädchen zwischen ihren Eltern. Der Vater schwieg, und die Mutter weinte lautlos. Die Brüder blieben ebenfalls stumm.
    Eine Menschenmenge wartete auch vor dem Haus und drängte zur Veranda, als sich die Wagen näherten und auf dem Rasen hielten. Stille herrschte, als Carl Lee seine Tochter über die Treppe trug und sie im Wohnzimmer aufs Sofa legte. Das Mädchen freute sich darüber, wieder zu Hause zu sein, aber die vielen Besucher ermüdeten es. Die Mutter streichelte sanft Tonyas Füße, als Vettern, Kusinen, Onkel, Tanten, Nachbarn und viele andere an sie herantraten, sie berührten, lächelten oder leise schluchzten. Niemand sprach ein Wort. Ihr Vater ging nach draußen, um mit Onkel Lester und den Männern zu reden. Die drei Brüder zogen sich mit den Gästen in die Küche zurück, um sich den Bauch vollzustopfen.
7
    S chon seit vielen Jahren trat Rocky Childers bei Prozessen in Ford County als Ankläger auf. Diese Arbeit brachte ihm fünfzehntausend Dollar im Jahr ein und beanspruchte einen großen Teil seiner Zeit. Darüber hinaus zerstörte sie alle seine Hoffnungen auf eine eigene Praxis. Mit zweiundvierzig Jahren saß er als Anwalt in einer beruflichen Sackgasse fest, die alle vier Jahre bei der Wahl bestätigt wurde. Zum Glück hatte seine Frau einen gut bezahlten Job, der es ihm erlaubte, neue Buicks zu fahren, die Mitgliedschaft im Country Club zu bezahlen und sich die notwendigen Allüren der gebildeten Weißen in Ford County anzueignen. Früher hatte er sich mit politischen Ambitionen getragen, doch die Wähler versperrten ihm diesen Karrierepfad. Er haßte es, dauernd Betrunkene, Ladendiebe und jugendliche Übeltäter anzuklagen und dabei von Richter Bullard beschimpft zu werden, den er verachtete. Nur selten bekam er aufregende Fälle, wenn Leute wie Cobb und Willard Unsinn anstellten. Dann kümmerte sich Rocky um die Voruntersuchung und entsprechende Verfahren, bis die Fälle ans große Geschworenengericht und schließlich ans Bezirksgericht weitergeleitet wurden – wo der Bezirksstaatsanwalt Mr. Rufus Buckley ins juristische Rampenlicht trat. Es war Buckleys Schuld gewesen, daß Childers seinerseits mit seinen politischen Karriereabsichten gestrandet war.
    Normalerweise stellten Kautionsverhandlungen nur eine Formalität dar, doch diesmal sah die Sache ein wenig anders aus. Seit Mittwoch hatte Rocky zahlreiche Anrufe von Schwarzen bekommen – angeblich alles eingetragene Wähler –, die sich gegen eine Haftentlassung der Angeklagten Cobb und Willard aussprachen. Sie wollten, daß die Burschen hinter Gittern blieben, genauso wie Schwarze, die mit dem Gesetz in Konflikt gerieten und denen man eine Kaution verweigerte. Childers versprach, sich alle Mühe zu geben, aber er erklärte auch, daß Countyrichter Percy Bullard darüber entscheiden müsse. Dabei ließ er nicht unerwähnt, daß Bullards Nummer ebenfalls im Telefonbuch

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