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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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und verschwand in der Finsternis.
    »Wen willst du darauf hinweisen?« fragte Carla, als sie die große Pizza-Schachtel schloß und noch mehr Limonade einschenkte.
    Jake wippte in der Hollywoodschaukel auf der Veranda und beobachtete Hanna beim Seilhüpfen auf dem Bürgersteig.
    »Hast du mich gehört?« fügte Carla hinzu.
    »Nein.«
    »Mit wem willst du darüber sprechen?«
    »Mit niemandem«, sagte Jake.
    »Das halte ich für falsch.«
    »Ich nicht.«
    »Warum?«
    Er wippte schneller, und Carla trank Limonade. »Zunächst einmal...«, begann Jake langsam. »Ich bin nicht sicher, ob wirklich ein Verbrechen geplant wird. Carl Lee hat einige Dinge gesagt, die jedem Vater über die Lippen kommen würden. Das ist durchaus verständlich. Aber ich bezweifle, ob er tatsächlich beabsichtigt, ein Verbrechen zu begehen. Außerdem: Seine Bemerkungen mir gegenüber waren vertraulicher Natur. Er sprach so, als sei er mein Klient. Wahrscheinlich hält er mich für seinen Anwalt.«
    »Aber selbst wenn du sein Anwalt bist: Wenn jemand vorhat, gegen das Gesetz zu verstoßen, so mußt du das melden, oder?«
    »Ja. Wenn ich sicher bin. Aber das ist nicht der Fall.« Carla blieb skeptisch. »Du solltest mit dem Sheriff reden.« Jake gab keine Antwort. Er sah keinen Sinn darin, den eigenen Standpunkt genauer zu erläutern. Stumm verspeiste er das letzte Stück Pizza und versuchte, seine Frau zu ignorieren.
    »Du möchtest, daß Carl Lee seine Absichten verwirklicht, habe ich recht?«
    »Welche Absichten?«
    »Er will die beiden Männer umbringen.«
    »Nein.« Es klang nicht überzeugend. »Aber wenn er die Mistkerle ins Jenseits schickt... Ich könnte ihm deshalb keine Vorwürfe machen, weil ich an seiner Stelle ebenso handeln würde.«
    »Fang nicht wieder damit an.«
    »Ich meine es ernst, und das weißt du. An seiner Stelle würde ich die beiden Burschen umnieten.«
    »Du bist gar nicht fähig, jemanden zu töten.«
    »Na schön. Wie auch immer. Ich will mich nicht mit dir streiten. Wir haben bereits ausführlich darüber gesprochen.«
    Carla forderte Hanna auf, sich von der Straße fernzuhalten. Dann nahm sie neben Jake in der Hollywoodschaukel Platz und ließ die Eiswürfel in ihrem Glas klirren. »Wärst du bereit, ihn zu vertreten?«
    »Ja.«
    »Müßte er mit einer Verurteilung rechnen?«
    »Würdest du ihn schuldig sprechen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Nun, denk an Hanna. Sieh dir das kleine, unschuldige Kind an, das dort herumhüpft. Du bist Mutter. Stell dir das Hailey-Mädchen vor, wie es gefesselt und blutverschmiert auf dem Boden liegt, nach seiner Mama ruft...«
    »Sei still, Jake!«
    Er lächelte. »Stell dir vor, du gehörst zu den Geschworenen. Würdest du den Vater des Mädchens für schuldig befinden?«
    Carla stellte ihr Glas auf den Fenstersims und entwickelte plötzlich großes Interesse an ihren Fingernägeln. Jake witterte einen Sieg.
    »Du gehörst zu den Geschworenen«, wiederholte er.
    »Schuldig oder nicht schuldig?«
    »Ich bin hier dauernd eine Geschworene. Oder ich werde ins Kreuzverhör genommen.«
    »Verurteilung oder Freispruch?«
    Carla warf ihrem Mann einen finsteren Blick zu. »Es fiele mir sehr schwer, ihn schuldig zu sprechen.«
    Jake lächelte und hielt das Plädoyer der Verteidigung damit für beendet.
    »Aber wie will er die Vergewaltiger seiner Tochter umbringen, wenn sie im Gefängnis sind?«
    »Kein Problem. Sie sitzen nicht immer im Knast. Ein Prozeß erwartet sie, und das bedeutet: Sie werden zwischen Gericht und Gefängnis hin- und hergefahren. Erinnerst du dich an Oswald und Jack Ruby? Darüber hinaus: Vielleicht kommen sie gegen Kaution frei.«
    »Wann?«
    »Der Richter entscheidet am Montag. Wenn Cobb und Willard genug Geld aufbringen können, werden sie aus der Haft entlassen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann bleiben sie bis zum Prozeß hinter Gittern.«
    »Wann findet das Verfahren statt?«
    »Vermutlich im späten Sommer.«
    »Ich glaube nach wie vor, du solltest den Sheriff darauf hinweisen.«
    Jake sprang aus der Hollywoodschaukel, um mit Hanna zu spielen.
6
    K .T. Bruster, beziehungsweise Cat Bruster, wie man ihn nannte, war seines Wissens der einzige einäugige schwarze Millionär in Memphis. Er besaß einige Oben-ohne-Lokale in der Stadt, und sie alle achteten das Gesetz. Ihm gehörten auch einige Mietshäuser, und die Hausverwalter achteten alle das Gesetz. Im Süden von Memphis besaß er zwei Kirchen, die ebenfalls das Gesetz achteten. Natürlich unterhielt er gute Beziehungen

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