Die Juwelen des Scheichs
einer unglaublichen Kuppel aus leuchtend buntem Glas. Die herrlichen Wandgemälde zeigten Szenen aus längst vergangenen Zeiten eines mächtigen Imperiums, von dem auch die Einlegearbeit im Marmorboden zeugte.
Weiches Kerzenlicht erhellte an diesem Abend den Raum und vermittelte, zusammen mit einem leicht exotischen Duft, den Eindruck, sich in der beeindruckenden Vergangenheit des Landes wiederzufinden.
Dass nur sie drei am Essen teilnahmen, erleichterte Gina sehr, und sie versuchte, sich zu entspannen. Aber es fiel ihr unglaublich schwer, da sie unentwegt Zahirs dunklen Blick von der anderen Seite des Tischs spürte.
Schließlich hob Farida ihr Glas mit Fruchtsaft zu einem Toast. „Auf Zahir und seine sichere Heimkehr aus Kajistan. Die letzten Tage waren für uns alle eine schwere Zeit. Und darauf, dass du, Zahir, entschlossen und weise über das Königreich herrschst. Unser Vater wäre mehr als stolz auf dich.“
Er schien überrascht. Errötete er unter seiner bronzefarbenen Haut tatsächlich leicht?
„Mein Antrieb ist stets, sein Andenken in Ehren zu halten und das Vertrauen zu rechtfertigen, das er in mich gesetzt hat“, murmelte er. „Und sollte mir das im Kleinen gelingen, dann wäre ich mehr als glücklich.“
„Auf Zahir!“ Auch Gina errötete, als er in ihre Richtung sah. Hätte sie ihn nicht so persönlich anreden dürfen? Doch als er lächelte, atmete sie erleichtert aus.
Zahir bedankte sich bei beiden. „Wie ich schon sagte, ich bin froh, wieder zu Hause zu sein. Und ich habe wichtige Neuigkeiten mitgebracht.“
Schlagartig kehrte Ginas Angst zurück. Würde er jetzt gleich verkünden, dass er sich offiziell mit der Tochter des Emirs verlobt hatte? Und wenn ja, würde sie dann als seine Geliebte in Kabuyadir bleiben, in dem Wissen, dass er ihr nie ganz gehören würde? Nervös stellte sie ihr Glas zurück auf den Tisch.
Auch in Faridas Miene lag Besorgnis, obwohl sie sich an einem Lächeln versuchte. „Vielleicht sollten wir zuerst unser Essen genießen, ehe du uns davon erzählst, Zahir.“
„Es sieht dir gar nicht ähnlich, dass du nicht sofort alles wissen willst, Farida.“ Eindringlich sah er sie an. „Du musst dich während meiner dreitägigen Abwesenheit wirklich von Grund auf verändert haben.“
„Ganz und gar nicht. Ich bin in Ginas Gesellschaft einfach nur ruhiger geworden. Und die Arbeit mit ihr hat meinem Leben endlich wieder einen Sinn gegeben. Sie hat mich davon abgehalten, mich in unnützen Spekulationen darüber zu ergehen, mit welchen Neuigkeiten du wohl zurückkommen würdest.“
„Also hältst du das, was ich zu sagen habe, für unnütz?“ Er lachte. „Du verstehst es wirklich, dem Ego eines Mannes einen Dämpfer zu versetzen, meine Schwester. Aber ich bin froh, dass es dir wieder besser geht. Nun, trotzdem will ich jetzt alles erzählen.“
Gina klammerte sich an ihr Glas, als wäre es ihr Rettungsanker in einem tosenden Meer.
„Wir ihr wisst, hatte ich mit dem Emir über eine mögliche Heirat mit seiner Tochter gesprochen.“
„Und ich habe dir, glaube ich, erzählt, dass ich das für keine gute Idee halte“, warf das zweite Mitglied der königlichen Familie neben Gina vorwurfsvoll ein.
Ein Muskel zuckte in Zahirs Kiefer. „Wie immer, meine Schwester, machst du keinen Hehl aus deiner Meinung. Vermutlich sollte ich mich glücklich schätzen, dass du mich daran teilhaben lässt.“
Verblüfft sah Gina, dass Zahirs Mundwinkel sich hoben. Wie konnte er lächeln, wenn ihr Herz gleich in tausend Stücke zerspringen würde?
„Na schön, Zahir. Dann spann uns nicht länger auf die Folter und sag, was zu sagen ist.“ Nun klang Farida bockig.
Ihr Bruder hingegen strich in aller Ruhe seine Serviette glatt und legte sie auf den Tisch. „Meine Neuigkeit ist, dass ich mich nun doch nicht mit der Tochter des Emirs verloben werde.“
Farida sah ihn mit ihren großen braunen Augen völlig verblüfft an. „Wirklich nicht?“
Gina, die mit ungeheurer Anspannung auf seine Erklärung gewartet hatte, brach vor Erleichterung beinahe zusammen.
Mit einem tiefen Seufzer musterte Zahir die beiden Frauen. „Es war ziemlich überraschend für mich zu hören, dass der Emir seiner geliebten Tochter keine Ehe ohne Liebe zumuten will – ganz egal, welchen Vorteil eine solche Verbindung auch bringen mag. Offenbar glaubt er auch an die Prophezeiung dieser verfluchten Juwelen und möchte, dass sie nur einen Mann heiratet, der sie anbetet.“
Er legte eine kurze Pause ein,
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