Die Juwelen des Scheichs
Erfolglos versuchte sie, sich ihre Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
Farida nahm Ginas Hand und drückte sie. „Wir dürfen nicht zulassen, dass er sein Leben ruiniert, Gina. Das dürfen wir einfach nicht. Wenn er zurück ist, musst du ihm sagen, dass du ihn liebst.“
„Nein.“ Entschlossen zog sie ihre Hand weg. „Er hat seine Entscheidung gefällt, was seine Wünsche nach einer Verbindung angeht, Farida. Und dazu gehört keine Frau, die ihn liebt. Wenn es ihm so wichtig ist, seine Dynastie mit der Verbindung zum Emirat von Kajistan zu festigen, dann soll es eben so sein.“
„Dann soll es so sein? Hast du den Verstand verloren, Gina? Willst du denn nicht um den Mann kämpfen, den du liebst?“
„Ich werde nicht um einen Mann kämpfen, der mich nicht liebt. Was hätte das für einen Sinn? Vielleicht könnte ich ihn eine Weile halten, solange er mich begehrt, aber was ist, wenn er eine andere findet, die er mehr mag als mich? Ich wäre am Boden zerstört. Wenn Zahir nicht an die Liebe glaubt, kann ich ihn nicht vom Gegenteil überzeugen.“
„Und dann siehst du lieber zu, wie er die langweilige Tochter des Emirs heiratet?“
„Ich habe nicht gesagt, dass mir das gefällt.“
Jetzt bereute Gina, dass sie Zahir gestern in der Bibliothek zurückgewiesen hatte. Vor allem, da es sicher ihre letzte Gelegenheit gewesen wäre, ihm nahe zu sein.
„Hast du denn die Prophezeiung des Heart of Courage vergessen? Dass jeder im Hause Kazeem Khan aus Liebe heiraten wird?“ Faridas dunkle Mandelaugen waren forschend auf ihre neue Freundin gerichtet.
Gina spürte, dass sie zumindest in einem Punkt aufrichtig sein musste, zumal sie Farida gegenüber deshalb schon immer ein schlechtes Gewissen gehabt hatte. „Ich bin nicht nur hier, um die Kunstschätze aufzulisten, Farida. Dein Bruder hat das Auktionshaus, für das ich in London arbeite, damit beauftragt, Nachforschungen über die Juwelen anzustellen. Uns wurde gesagt, dass er sie verkaufen will … weil er glaubt, dass sie wie ein Fluch auf seiner Familie lasten.“
„Ist das dein Ernst?“
„Ich fürchte ja.“
„Er hat schon einmal erwähnt, dass er sie für verflucht hält, aber ich hatte keine Ahnung, dass er sie verkaufen will. Er will sie einfach loswerden? Das schockiert mich zutiefst.“
„Es tut mir leid. Zahir glaubt, dass über einer Liebesheirat kein Segen liegt, sondern ein Fluch. Das hängt mit euren Eltern zusammen, die so kurz hintereinander gestorben sind. Und mit deinem Mann.“
„Manchmal ist er wohl nicht ganz bei Sinnen. Wie kann er überhaupt in Erwägung ziehen, so ein bedeutsames Familienerbstück zu verkaufen? Er hat Angst vor der Liebe, weil er fürchtet, sie könnte ihm durch ein tragisches Ereignis entrissen werden und dass er nicht über den Verlust hinwegkommt. Ich habe meinen Bruder immer für einen der mutigsten Männer gehalten, die ich kenne. Aber wenn es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben geht, ist er offensichtlich ein Feigling.“
Jetzt verstand Gina, warum Zahir sich lieber auf eine arrangierte Ehe einließ als auf eine Liebesheirat. Ihre Hand ruhte auf dem aufgeschlagenen Tagebuch vor ihr, und eine kleine Flamme Hoffnung regte sich in ihr. „Die Prophezeiung hat mich nicht mehr losgelassen, seit ich davon erfahren habe, Farida. Und vielleicht habe ich eine Idee.“ Sie deutete auf das Buch.
„Was ist das?“
„Ein altes Familientagebuch, das ich gefunden habe. Es muss schon einige Hundert Jahre alt sein. Das Problem ist, dass ich eure Sprache nicht gut genug verstehe. Nur einzelne Sätze oder Wörter hier und da.“
„Wie wäre es, wenn ich dir helfe?“ Zahirs Schwester kam um den Tisch herum und setzte sich neben sie. „Ich glaube nicht, dass ich dieses Tagebuch schon einmal gesehen habe.“ Andächtig strich sie über den kunstvollen Einband. „Wo hast du es gefunden?“
Schuldbewusst errötete Gina. „Es war oben in einem der Bücherregale versteckt. Ich glaube, es sind persönliche Aufzeichnungen. Um ehrlich zu sein, habe ich nach Ehen in eurer Familie gesucht, bei denen sich die Prophezeiung erfüllt hat und die bis zum Ende glücklich waren.“
Nachdem sie eine Weile gelesen hatte, sah Farida ihre Freundin mit aufgeregt leuchtenden Augen an. „Das ist das Tagebuch meiner Ururgroßmutter, und sie erwähnt darin das Heart of Courage . Vielleicht finden wir auch etwas über ihre Ehe und bekommen heraus, ob sie bis zum Ende glücklich war oder nicht.“
Gina nährte die kleine Flamme
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