Die Juweleninsel
corpore versammelt, um ihn anzuklagen?«
»Er hat uns verleumdet,« meinte Zilla.
»Verrathen!« zürnte Wanka.
»Beschmutzt!« vervollständigte Freya.
»In wie fern?«
»Gegen Herrn von Uhle.«
»Ah, den neuen Nachbar?«
»ja, der so liebenswürdig ist, besonders gegen mich.«
»Und so zart, besonders gegen mich.«
»Und so freundlich und achtungsvoll, besonders gegen mich.«
»Da scheint Herr von Uhle doch ein wahrer Phönix zu sein!«
»Das ist er auch! Ich frug ihn, ob er heirathen werde – –«
»Auch ich habe ihn gefragt!«
»Ich ebenso!«
Der General blies eine dichte Wolke von sich und meinte dann sichtbar belästigt:
»Ich konnte mir denken, daß der neue Herr Nachbar diese wichtige Frage sehr bald zu beantworten haben werde. Was hat er gesagt?«
»Er heirathet!« meinte Freya triumphirend.
Die andern Beiden bestätigten das und Wanka erklärte:
»Er scheint eine zarte angenehme Figur bevorzugen zu wollen!«
Freya machte eine abweisende Bewegung und entgegnete sehr entschieden:
»Herr von Uhle ist ein Mann von Charakter; eine hohe imposante Figur wird ihm wohl sympathischer sein!«
Zifla schüttelte den Kopf.
»Beides ist falsch,« behauptete sie. »Er sagte mir noch vorgestern erst, daß eine Dame nur dann interessant und reizend sei, wenn ihre Formen eine angenehme und appeteliche Fülle besäßen. Und darin hat er Recht! Aber das ist es nicht, was wir hier zu besprechen haben.«
»Nein,« stimmte Freya bei. »Wir haben von Kunz zu reden.«
»So sprecht!« gebot der General. »Was hat er Euch gethan?«
»Er hat uns beleidigt. Wir alle Drei haben es gehört.«
»Wann?«
»Soeben.«
»Wo?«
»Im Garten.«
»Gegen Herrn von Uhle; der ist im Garten?«
»Er ist dort. Er wird Dir einen Besuch abstatten wollen und die frühe Stunde doch für noch nicht dazu geeignet halten. Daher ist er zunächst einstweilen in den Garten gegangen.«
»Er ist aber nicht allein,« ergänzte Wanka. »Es ist ein Herr bei ihm.«
»Wer?«
»Wir kennen ihn nicht, obgleich sein Gesicht bekannte Züge trägt.«
»Civil oder Militär?«
»Er ist in Civil, doch hat er eine ganz militärische Haltung. Gewiß ist er ein Offizier!«
»Und zwar ein schöner!« fügte Freya bei.
»Ein hoher!« vermuthete Zilla. »Er hat einen Blick – einen Blick! Und Herr von Uhle nahm ihm gegenüber eine sehr devote Haltung an.«
»Ihr habt mit Beiden gesprochen?«
»Nein; aber wir haben sie – wir haben sie – – –«
»Belauscht?« frug der General.
»Ein wenig nur, aber nicht mit Absicht. Sie saßen auf der Bank, und wir standen hinter derselben im Gebüsch.«
»Wovon sprachen sie?«
»Von einem Inkognito und von verschiedenen anderen, aber sehr gleichgiltigen Dingen. Da kam Kunz hinzu. Er hatte Blumen begossen und trug die Spritze noch in der Hand. Die Herren hielten ihn an und der Fremde frug nach Dir und uns.«
»Und da hat er Euch verleumdet?«
»Schändlich!«
»Was hat er gesagt?«
»Er hat uns mit einem Namen genannt, den ich Dir nicht wiederholen kann.«
»Das thut mir leid. Dann hättet Ihr mich gar nicht belästigen sollen!«
»Aber wir mußten es Dir doch sagen, damit Du ihn bestrafen kannst!«
»Ich bestrafe ihn nicht!«
»Nicht?«
»Nein!«
»Schrecklich! Aber warum nicht?«
»Weil ich sein Verbrechen nicht kenne.«
»Wir haben es Dir ja bezeichnet!«
»Nichts habt Ihr, gar nichts! Wenn ich ihn bestrafen soll, so muß ich unbedingt das Wort hören, das er ausgesprochen hat!«
»Nun wohl! Wenn Du darauf bestehst, so muß ich es sagen. Der Fremde fragte ihn nämlich, ob die Schwestern des Herrn Generals jung oder verheirathet seien, und da sagte ihm Kunz, daß wir – –«
»Nun, daß Ihr – –?«
»Daß wir – – daß wir alte Jungfern seien.«
»Schrecklich!« zürnte der General in komischem Tone.
»Ja, schrecklich!« meinte die Blaue.
»Fürchterlich!« grollte die Grüne.
»Entsetzlich!« echoete die Rothe. »Du mußt ihn bestrafen!«
»Du bist gezwungen dazu!« entschied Wanka.
»Du wirst ein Exempel statuiren!« rief Freya.
»Den Teufel werde ich!« lachte der General.
»Was! Du willst ihn nicht bestrafen?«
»Nein!«
»Kein Exempel statuiren?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Er hat Euch alte Jungfern genannt und das seid Ihr auch. Er hat also die Wahrheit gesagt, und so kann ich ihn unmöglich bestrafen.«
»Aber Emil!«
»Aber Bruder!«
»Aber General!«
»Nennt mich Bruder oder Emil oder General, das ändert an der Sache nicht das mindeste. Ich bin
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