Die Juweleninsel
wurde, alte Jungfern genannt.«
»Kunz, das ist ja Nebensache! Die Hauptsache ist, was sie hier wollen.«
»Das kann ich nun allerdings sagen, wenn es auch nicht sehr gut klingen mag. Im Vorübergehen frug nämlich der Prinz, ob Sie wirklich eine so außerordentlich reizende Dame seien –«
»Kunz!«
»Was denn? Ich muß ja doch genau erzählen, was sie gesagt haben. Sie haben es mir ja befohlen!«
»Weiter!«
»Sehr reizend!« antwortete der Nachbar. »Hat sie ein Verhältniß?« frug dann der Prinz. »Ich glaube nicht,« berichtete ihn der Andere. »Ist sie zurückhaltend, oder liebt sie die Herren?« erkundigte sich die Hoheit weiter. »Ich glaube, daß das Erstere der Fall ist,« lautete die Antwort.
»Wie? So wagen diese Herren von mir zu sprechen, Kunz?«
»So! Verstanden?«
»Weiter!«
»Sie waren bereits an mir vorüber, aber ich hörte doch noch sehr deutlich, was dieser Prinz noch sagte.«
»Was?«
»Er meinte: ›Desto besser! Wir haben es also mit einer kleinen Unschuld, mit einer liebenswürdigen Unerfahrenheit zu thun. Sie haben mir eine Plaisir versprochen, Herr von Uhle, und ich bin überzeugt, daß ich siegen werde. Ich nehme mir vor, einige Tage hier zu bleiben und mich ganz köstlich zu amüsiren.‹«
»Ah! Das ist Alles, was Du hörtest?«
»Alles. Verstanden?«
»Ich danke Dir! Werden sie unsere Gäste sein?«
»Ja. Ich habe dies den Fräuleins zu sagen und zugleich sämmtliche Damen nach dem Salon zu bestellen.«
»Ich werde kommen!«
Sie kehrte mit einer energischen Bewegung ihres reizenden Köpfchens wieder um, und Kunz schritt nach der Küche zu, wo sich die drei Schwestern des Generals befanden.
»Was will Er?« frug Freya, als er eintrat.
»Ich bringe einen Befehl. Verstanden?«
»Einen Befehl? Vom wem?«
»Von Seiner Excellenz dem Herrn General.«
»An wen?«
»An die drei Schwestern.«
»An uns? Einen Befehl? Er ist wohl nicht recht bei Sinnen.«
»Sehr bei Sinnen bin ich. Verstanden?«
»Mein Bruder kann wohl Ihm oder einem der andern Bedienten einen Befehl geben, aber doch nicht uns. Merke Er sich das!«
»Herr von Helbig ist General, und was ein General sagt, das ist allemal ein Befehl. Verstanden? Also er befiehlt Ihnen, sofort in dem Salon zu erscheinen.«
»Ah! Sofort! Warum?«
»Er will Sie dem fremden Herrn vorstellen.«
»Du willst wohl sagen, daß im Gegentheile dieser Herr uns vorgestellt werden soll?«
»Das ist hüben wie drüben, das ist ganz egal, eins wie das Andere, denn Vorstellung ist Vorstellung. Verstanden?«
Er wollte die Küche verlassen, wurde aber von Zilla zurückgehalten.
»Wer ist der fremde Herr?«
»Ein hoher Offizier, der im Lande umherreist, um sich eine Frau zu suchen,« antwortete er mit einem boshaften Lächeln.
»Ah! Ist dies wahr?«
»Sehr.«
»Woher weißt Du es?«
»Er hat mir es soeben selbst gesagt. Er frug dabei nach Ihnen.«
»Nach mir?«
»Nach allen drei Fräuleins.«
»Was sagte er, mein lieber Kunz?«
»Er fragte mich, wie alt die Damen seien.«
»Oh! Was hast Du da geantwortet?«
»Die volle Wahrheit!«
»Nun?«
»Ich sagte: die Freya ist hundert, die Wanka zweihundert und die Zilla dreihundert Jahre alt.«
»Unverschämter –«
Sie erhob die Hand und wollte auf ihn zu, aber er war schon hinaus und schloß die Thür fest hinter sich.
»Hat man jemals so etwas gehört?« zürnte sie. »Das ist mehr als grob und ungezogen, das ist frech!«
»Wir zeigen ihn an!« drohte Wanka.
»Beim Bruder!« fügte Freya hinzu.
»Der ihn niemals bestraft!« bemerkte Zilla. »Uebrigens glaube ich es wirklich, daß er dem Fremden diese boshafte Antwort gegeben hat.«
»Es ist ihm zuzutrauen. Aber, wer ist dieser Fremde? Also ein sehr hoher Offizier!«
»Von vornehmem Adel jedenfalls.«
»Der sich eine Frau sucht.«
»Eine junge wohl!«
»Von – von unserem Alter ungefähr. Nicht, meine liebe Wanka?«
»Natürlich! Ob er wohl das Aetherische liebt?«
»Oder das Imposante?« frug Freya.
»Oder die Rundung der Formen?« säuselte Zilla, indem sie ihr Eichhörnchen liebkoste. »Kommt, laßt uns zum Salon gehen.«
Sie standen im Begriff die Küche zu verlassen, als sich die Thür derselben nochmals öffnete. Kunz steckte den Kopf herein.
»Habe noch etwas vergessen.«
»Was?«
»Die beiden Herren sollen hier speisen.«
»O weh, welche Arbeit! Kunz, lieber Kunz!«
»Was?«
»Kommen Sie noch einmal herein!«
»Warum?«
»Ich habe Ihnen noch eine Frage vorzulegen.«
»Welche?«
»Wer ist dieser
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