Die Juweleninsel
beschließen. Geht, und holt ihn herbei!«
Nach Verlauf von vielleicht einer Stunde schritten Fred, Holmers, Schubert und Karavey dem Hafen zu, und nach ungefähr der nämlichen Zeit kehrten sie wieder zurück. Sie hatten eine Yacht gekauft, welche Havarie erlitten hatte und in Folge dessen ausgebessert werden mußte. Aus diesem Grunde war ihr Preis ein mäßiger gewesen, und Fred hatte denselben auch sofort entrichtet. Die Zeit, welche zur Reparatur und Ausrüstung des Fahrzeuges erforderlich war, betrug nach der Ansicht der beiden Seemänrier nicht mehr als zwei Wochen, eine Zeit, welche ganz hinlänglich war, sich mit der bisherigen Begleitung aus einander zu setzen. Dies geschah bereits am nächsten Tage. Die Jäger, welche zur Truppe des Bowie-Paters gehört hatten, kehrten nach dem Osten zurück, nachdem sie von Fred und Holmers neu ausgerüstet worden waren. Rimatta ging nicht init ihnen.
»Will der Häuptling der Apachen hier in diesem Lande bleiben?« frug Fred.
»Er wird es nicht eher verlassen, als bis seine weißen Brüder mit ihrem großen Kanoe hinaus auf das große Wasser fallren,« antwortete er. »Rimatta liebt seine Freunde und wird sie nicht eher verlassen, als bis sie selbst von ihm gegangen sind.«
Von jetzt an brachten die beiden Seemänner ihre ganze Zeit auf der Yacht zu, um die Arbeiten an derselben zu überwachen. Sie wurde sehr reichlich mit Proviant versehen, und neben andern Waffen kaufte Fred auch eine Drehbasse, welche auf ihrem Decke aufgestellt wurde zur kräftigen Abwehr etwaiger Feinde. Die Fahrt über die Inseln des großen Ozeans war keine ungefährliche. Auch gute Karten und alle nautischen Instrumente wurden arigekauft, und es zeigte sich dabei recht deutlich, daß der Steuermann Schubert ein ganz wackerer Schiffsführer sei.
Endlich nahte der Tag der Abreise. Man ging an Bord, wo die chinesischen Matrosen bereits eingetroffen waren. Während der Bowle-Pater noch einmal an das Land zurückkehrte, um etwas Vergessenes nachzuholen, trat Rimatta zu den Andern.
»Meine Brüder gehen nach West, und der Häuptling der Apachen wird zurückkehren zu den Hütten seines Volkes. Werden seine Brüder zuweilen an ihn zurückdenken?«
»Wir werden Dich niemals vergessen,« antworteten Beide herzlich.
»Auch Rimatta wird sich immer ihrer erinnern. Er wird jetzt gehen.«
»Willst Du nicht erst von dem Bowle-Pater Abschied nehmen?«
»Nein. Der Indianertödter ist ein Feind der rothen Männer und Rimatta ist mit ihm gegangen blos deshalb, weil meine Brüder mit ihm gingen. Der Häuptling der Apachen kann nicht Abschied nehmen von einem Weibe.«
»Von einem Weibe?« frug Holmers. »Ich dächte, der Pater wäre so muthig, so tapfer, daß er mit keinem Weibe verglichen werden kann?«
»Er hat die Seele des bösen Geistes, den Muth eines Mannes und den Leib eines Weibes. Der Pater ist nicht ein Mann, sondern eine Frau.«
»Was!« rief Fred erstaunt. »Ist dies möglich?«
»Es ist wahr,« antwortete Rimatta. »Die Augen des Apachen sind schärfer als die Augen der Bleichgesichter. Er hat den Pater belauscht, als er im Fluße badete. Hat der Indianertödter einen Bart?«
»Keine Spur davon, das ist wahr!«
Sie konnten dieses Gespräch nicht fortsetzen, da der Pater soeben zurückkehrte. Alle hafenpolizeilichen Formalitäten waren erfüllt, und Rimatta verließ das Schiff.
»Möge der große Geist wachen über meine weißen Brüder, ,daß sie das Land glücklich erreichen, wo sie finden die Wigwams ihres Volkes. Rimatta wird rauchen viele Pfeifen zu den Geistern, die sie beschützen mögen!«
Mit diesen Worten trennte er sich von ihnen. Die Yacht aber hob den Anker, blähete die Segel und strebte hinaus auf die Rhede, um den Weg zu nehmen nach der Juweleninsel, deren Reichthümer dem Schooße der Erde entrissen werden sollten. –
Neuntes Kapitel
Ein Bräutigam
Es war in Helbigsdorf. Seit dem Tage, an welchem jene entflohenen Gefangenen hier wieder dingfest gemacht worden waren, hatte eine Zeit von zehn Jahren den Verhältnissen eine vorgeschrittene Gestalt ertheilt.
Der General saß in seinem Zimmer und arbeitete. Sein Haar war ergraut, und seine Gestalt hatte eine nach vorn geneigte Richtung angenommen. Aber wie früher stets, so war er auch heut von dichten Tabakswolken umgeben, welche seiner langen Pfeife entströmten.
Da ertönten draußen eilige Schritte und die Thür wurde geöffnet. Unter derselben erschien eine Dame. Sie war ganz in Blau gekleidet und trug ein kleines
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