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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Purpurne.

»Ja,« meinte der Pater sehr ruhig, »ein Weib, aber ein Teufelsweib, welches aus Liebe sündigte und in der Rache Vergessenheit und Vergebung sucht. Wollt Ihr diesem Weibe nach Burg Himmelstein folgen?«
    »Wir folgen!« riefen sie Alle, nachdem sie sich von ihrem Erstaunen erholt hatten.
    »Auch ich gehe mit! Darf ich?« fragte der Müller.
    »Ja, Sie dürfen,« antwortete der Pater. »Vielleicht bekommen Sie die Zelle zu sehen, in welcher Ihre Tochter bezwungen werden sollte. Aber ich führe Euch nur unter einer Bedingung.«
    »Welche ist es?«
    »Den Prinzen, den überlaßt mir!«
    »Zugestanden!« rief es im Kreise, denn bei allem Hasse war es doch eine sehr prekäre Sache, um die es sich hierbei handelte.
    »Gut. So sorgt für Laternen und so viel Lichter, als wir Leute sind. Unterwegs aber wird keines derselben angebrannt, damit wir uns nicht verrathen. Ich werde Euch auch im Dunkeln richtig führen. Einer aber bleibt zur Bewachung dieses Franz Geißler zurück.«
    Aber Keiner wollte sich dazu bereit finden lassen, und so wurde die Bewachung des Mörders der Müllerin und den drei Schwestern des Generals übertragen. Er war ja an Händen und Füßen gefesselt und konnte nicht entkommen.
    Alle die Betheiligten versahen sich mit Waffen und allerlei Werkzeugen, welche vielleicht zur Oeffnung von Thüren nöthig waren. Die Frauen befanden sich doch in Sorge um die Ihrigen. Die Müllerin allerdings beherrschte diese Besorgniß, die drei Schwestern aber sprachen sie in den dringendsten Bitten-aus, sich ja nicht unnöthig in Gefahr zu begeben.
    »Wenn der Prinz nun schießt, lieber Bruder?« meinte Freya.
    »Oder sticht!« sagte Wanka.
    »Oder schlägt!« sprach Zilla.
    »Oder wenn Ihr Euch in den Gängen verirrt!« klagte die Lange.
    »Oder stolpert und stürzt!« fügte die Kleine hinzu.
    »Oder gar von einstürzenden Steinen verschüttet werdet!« mahnte die Dicke mit schaudernder Miene.
    Sie wurden so viel wie möglich getröstet, und dann setzte sich der geheimnißvolle Zug in Bewegung. Der General, der Lieutenant, die beiden Mylungen und Friedrich Walmy waren fieberhaft erregt, die Andern aber folgten dem voranschreitenden Pater mit ruhigerem Blute. Alle aber waren entschlossen, nicht ohne Resultat zurückzukehren.
    Der Zug ging zunächst über den Bach hinüber und zwischen den Felsen hindurch, welche das Höllenthal einengten; dann stieg man in derselben Richtung den Berg hinan, welche Kurt eingeschlagen hatte, als er von seinen Fesseln befreit worden war. Sie erreichten glücklich den Steinbruch, tappten im Dunkeln, Einer hinter dem Andern, nach dem innersten Winkel desselben, wo der Pater die Brombeerranken zur Seite schob.
    »Tretet ein,« sagte er halblaut. »Ich halte die Höhle offen.«
    Als der Letzte in die Oeffnung geschritten war, folgte er ihnen indem er die Ranken wieder fallen ließ.
    »Wie viele Laternen haben wir, Müller?« frug er.
    »Fünf.«
    »Und offene Lichter?«
    »Für jeden eins.«
    »Die Laternen genügen jetzt. Laßt mich voran; ich werde Licht machen!«
    Er drängte sich an den Andern vorüber und wollte eben nach den Zündhölzchen greifen, als er weit vor sich ein leises Geräusch vernahm.
    »Pst! Man kommt. Nieder zur Erde und nicht gemuckt!«
    Sofort folgten Alle seiner Aufforderung. Ein fahler Lichtschein ließ sich sehen und dabei bemerkte man, daß der Gang, in welchem man sich befand, ungefähr zwanzig Schritte vom Eingang entfernt einen Winkel schlug. Dadurch wurde eine Ecke gebildet, hinter welche sich mit schnellen katzenartigen und unhörbaren Sprüngen der Pater schlich. Der Schein wurde heller, und es wurde eine Blendlaterne sichtbar, welche von einem Manne getragen wurde.
    Es war der Schloßvogt.
    Dieser schritt ahnungslos an dem Pater, der sich hart an das Gestein gedrückt hatte, vorüber. Ein schneller Blick vorwärts belehrte den Letzteren, daß der Vogt allein sei.
    »Geißler!«
    Bei dem unerwarteten Klange seines Namens drehte sich der Vogt um. Er sah den Pater und erschrak, als ob er ein Gespenst gesehen habe. Doch rasch ermannte er sich wieder.
    »Was ist das? Wer sind Sie? Was haben Sie hier zu suchen?« frug er mit drohender Stirnine.
    »Hm, sei nicht bös, Alter!« antwortete der Pater. »Ich will einige alte Freunde besuchen.«
    »Wen?«
    »Na, den Prior, die Priorin, Pater Filippus, den Küchenmeister, der Dein Bruder ist, auch Dich selber, alter Fuchs, und dann endlich den Prinzen, den allerliebsten Hallunken, den es geben kann.«
    »Kerl,

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