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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vernommen und hielt es heut für das Beste, keinen Laut über seine Lippen kommen zu lassen. Der Anwalt ließ ihn wieder abtreten und fesseln. Dann wandte er sich an den General: »Excellenz, Sie halten Ihr Ehrenwort?«
    »Zweifeln Sie?«
    »Nicht im Mindesten. Aber geben Sie mir auch in Beziehung auf diesen Geißler Ihr Ehrenwort, wenn ich ihn in Ihrer Verwahrung zurücklasse?«
    »Ja.«
    »Nun gut. Ich werde mich jetzt mit den Meinen zurückziehen, bitte aber, Sie sofort nach Ankunft des Generalstaatsanwaltes wieder belästigen zu dürfen.«
    »Sie werden uns willkommen sein.«
    Der Beamte entfernte sich mit seinem Begleiter, auch der Gensd’arm zog mit den Polizisten ab. Nun jetzt erst brach unter den Zurückbleibenden eine wahre Sturmfluth von Begrüßungen, Fragen und Antworten los, die sich erst legte, als die Müllerin die beiden Tische aneinander schob, um sie für das verspätete Abendbrod zu decken. Freilich wurde demselben nur sehr wenig zugesprochen. Der General genoß gar nichts, ebenso Kurt. Dieser drückte dem Ersteren die Hand.
    »Du denkst an Magda, nicht wahr, Papa?«
    »Kurt, wie mag es ihr gehen?« seufzte Helbig.
    Des Lieutenants Augen funkelten.
    »Wehe diesem prinzlichen Schurken, wenn er es gewagt hat, sie nur mit den Fingerspitzen zu beleidigen!«
    »Was thun wir?« frug Walmy. »Wir warten doch nicht etwa die Ankunft dieses Generalstaatsanwaltes ab? Wer weiß, was dem gnädigen Fräulein bis dahin geschehen kann!«
    »O!« seufzte die Lange. »Sie kann auch ermordet werden!«
    »Erstickt!« wehklagte die Kleine.
    »Vergiftet!« jammerte die Dicke.
    »Ja, was sollen wir thun?« frug der General. »Wir können doch nicht gewaltsam in Burg Himmelstein eindringen?«
    »Oho!« rief Thomas, der Schmied. »Gept mir einen schweren Schmiedehammer, und ich zerpoche das Thor dieser Raupmörderpurg, daß die Fetzen wie die Schneeflocken fliegen und herumwirpeln sollen. Dann dringen wir ein und schlagen alles Lebendige, pis es todt ist. Das ist meine Meinung!«
    »Ich mache mit!« sagte Kunz, der Leibdiener. »Die ganzen Kanaillen da oben soll der Teufel holen. Verstanden, he?«
    Da erhob sich Schubert, der Steuermann.
    »Ich habe zu dem großen Garne, welches heute abgewickelt worden ist, noch kein Wort gesagt, nun aber ist meine Meinung, daß wir die Anker lösen, die Segel hissen und das Piratenschiff Himmelstein ansegeln. Wir legen Bord an Bord, entern und knüpfen Alles, was wir finden, an die Fockraae, wie es ehrlicher Seemannsbrauch ist. Wer meinen Herzenssohn zum Mörder machen will, der muß hängen. Dabei bleibts!«
    Auch Bill Holmers, der Riese, ergriff das Wort.
    »Meine Meinung geht dahin, daß wir allerdings dieses Indianernest umrennen. Auf das Gesetz können wir uns nicht verlassen, Ihr habt es ja gehört, daß Rücksichten genommen werden sollten. Bis da die Sache klar geworden ist, wird die kleine liebe Miß verdorben und gestorben sein. Bedenkt in wessen Händen sie sich befindet. Well!«
    Das war zu viel für den General. Er schlug auf den Tisch, daß es dröhnte, und meinte:
    »Recht habt Ihr Alle. Dieser Bube fragte nicht nach demGesetze, als er Helbigsdorf niederbrannte und meine Tochter raubte, warum soll ich jetzt das Gesetz fragen, ob ich Recht bekommen soll, da unterdessen mein Kind zu Grunde gehen wird. Folgt mir! Ich werde ohne Gesetz und Richter Gerechtigkeit üben. Vorwärts.«
    Er erhob sich. Karavey ergriff ihn am Arme.
    »Excellenz, eilen wir nicht zu sehr! Wird man uns einlassen? Wollen wir die Thore zerschmettern und die Mauern stürmen? Es gibt einen andern Weg.«
    »Welchen?«
    »Zarba hat ihn mir genannt. Es mündet in den Steinbruch ein Gang, der sowohl nach den beiden Klöstern als auch nach dem Schlosse führt. Wir werden ihn finden.«
    »Vielleicht ist es der Ort, an welchen ich gebracht worden bin,« sagte Kurt.
    Da trat der Bowie-Pater aus der Ecke hervor.
    »Excellenz, wollen Sie wirklich in das Schloß?«
    »Ja, unter allen Umständen, und sollte es mein Leben kosten.«
    »Gut! Ich werde Ihnen den Weg zeigen.«
    »Sie? Sie, der Amerikaner? Wie wollen Sie hier den Führer machen?«
    Der Pater nahm sehr ruhig sein Bowiemesser hervor, prüfte die Schärfe desselben am Fingernagel und untersuchte dann sehr genau die Zuverlässigkeit seiner beiden Revolver. Er war Allen bisher ein ungelöstes Räthsel gewesen, darum hingen ihre Augen mit gespannter Erwartung an seinen steinernen unbeweglichen Gesichtszügen.
    »Ich? Hm!« machte er endlich. »Wer mich kennt, der

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