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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hier schon mancher, der erst gar aufgeblasen that, für längere Zeit vor Anker gelegt. Ich glaube gar, es sind auch schon Wachtmeisters hier geblieben, Wachtmeisters; merken Sie sich das!«
    Der Sprecher war eine rohe untersetzte Gestalt, in ein sehr abgetragenes Gewand gekleidet. Er trug unter demselben ein rauhmaschenes Hemde; sein Gesicht war gewaschen und sein Haar gekämmt, aber diese Reinlichkeit wollte zu dem Manne nicht recht passen; es hatte ganz den Anschein, als ob sie ihm ungewohnt oder gar aufgedrungen worden sei. Was aber am meisten auffiel, war, daß er ›geschlossen‹ war. Seine Hände waren in einer eisernen ›Bretzel‹ vereinigt, welche man zu noch größerer Sicherheit an einen starken, um den Leib geschlungenen Riemen befestigt hatte. Der Mann war ganz sicher ein Gefangener.
    »Schon gut. Jetzt aussteigen!« antwortete der Transporteur.
    »Na, na; nur sachte. Ich steige aus, wenn es mir beliebt!« klang es noch zurück.
    »Meinetwegen. Aber nur schnell!«
    Der Wachtmeister schob ihn aus dem Wagen. Der Gefangene blickte sich schnell um, sah das ihn umwogende Gedränge und glaubte, Rettung in demselben zu finden. Mit einem schnellen Sprunge war er mitten zwischen die ausgestiegenen Passagiere hinein und versuchte, sich durch sie hindurchzudrängen.
    »Haltet ihn auf!« rief der Wachtmeister.
    Dieser Ruf war eigentlich überflüssig. Man hatte in dem Manne sofort einen flüchtigen Gefangenen erkannt und ihn umringt und festgehalten.
    »Hier ist er. Nehmen Sie ihn.«
    »Danke, meine Herren! Das war ein geradezu unbegreiflich alberner Versuch mir zu entkommen.«
    Ein auf dem Bahnhofe stationirter Gensdarm trat herbei.
    »Soll ich Ihnen bei dem Transporte helfen, Herr Amtswachtmeister?« frug er.
    »Danke bestens! Er ist mir sicher genug, werde ihn nun aber noch fester nehmen.«
    Er zog eine Leine aus der Tasche, band sie dem Gefangenen um den Arm und führte ihn in dieser Weise neben sich fort. Sein Weg ging nach dem äußersten und höchsten Theile der Stadt, wo hinter ungewöhnlich hohen Mauern die Thürme und Gebäude eines schloßähnlichen Baues hervorragten. Das war Schloß Hochberg, welches seit langer Zeit viele Hunderte derjenigen Unglücklichen in seinen Mauern barg, welche sich gegen die Gesetze vergangen hatten und nun gezwungen waren, dies durch die Entziehung ihrer Freiheit zu büßen. Hochberg war das Zuchthaus für Norland.
    Die Straße endete vor einem breiten, finsteren, massiv mit Eisen beschlagenem Thore, an welchem ein mächtiger Klopfer befestigt war. Der Transporteur ergriff denselben und ließ ihn erschallen. Wie mußte dieser Klang jeden nicht gefühllosen Menschen berühren, der hier gezwungen war, mit dem bisher zurückgelegten Theile seines Lebens abzuschließen!
    Ein kleiner Schieber öffnete sich, an welchem ein bärtiges Gesicht erschien.
    »Wer da!«
    »Transporteur mit Zuwachs.«
    »Herein.«
    Das Thor öffnete sich. Die beiden Ankönimlinge traten in eine finstere tunnelförmige Mauerflur. Der militärische Posten, welcher geöffnet hatte, schloß wieder und öffnete dann eine andere Thür, welche in einen kleinen Hof führte.
    »Gerade aus!«
    Der Transporteur nickte. Er war nicht zum ersten Male hier und mit den Räumlichkeiten dieses Hauses bereits vertraut, wenigstens so weit es ihm gestattet war sie zu betreten. Er führte seinen Gefangenen über den Hof hinüber in ein kleines Stübchen, dessen einziges Fenster mit starken eisernen Kreuzstäben versehen war. Hier saß der Aufseher von der Thorwache, welcher das Höfchen überblicken und den kleinsten Verkehr ganz genau kontroliren konnte. Er hatte jede einoder ausgehende Person in das Passirbuch zu verzeichnen.
    »Guten Morgen, Herr Aufseher!«
    »Guten Morgen, Herr Amtswachtmeister. Wieder Einen?«
    »Wie Sie sehen.«
    »Bitte, tragen Sie sich hier ein!«
    Der Transporteur vermerkte seinen Namen in das Buch und frug dann:
    »Der Herr Regierungsrath selbst da?«
    »Ja. Werde klingeln.«
    Er bewegte einen Glockenzug. Eine Klingel ertönte in der Ferne, worauf ein zweiter Aufseher erschien.
    »Zuwachs!« meldete der Thorhabende.
    »Kommen Sie!« forderte der Andere den Wachtmeister auf.
    Er führte ihn aus dem Zimmer durch einen langen Gang zu einer Thür, hinter welcher er verschwand um ihn anzumelden. Nach einigen Augenblicken kam er wieder zum Vorschein.
    »Herein!«
    Der Transporteur trat ein, zog die Thür hinter sich zu und stand an derselben in strammer militärischer Haltung ohne zu grüßen. Er

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