Die Kaempferin
durchdringend. Dann erklang das Klirren von Schwertern.
Doch ich nahm den Blick nicht von Erick.
Schließlich trat ich vor ihn hin, wobei mir auffiel, dass der Schild, der den Thron umgeben hatte, während Haqtl darauf saß, verschwunden war.
»Erick.«
Als er nichts erwiderte, streckte ich die freie Hand aus und legte sie ihm auf den Arm.
Er zuckte zusammen, senkte den Blick und begegnete dem meinen.
Er sah schrecklich aus.
»Erick«, sagte ich und drückte seinen Arm. »Es ist noch nicht vorbei. Wir müssen immer noch die Kämpfe in der Stadt und das Gefecht im Hafen beenden.«
Er starrte mich weiter an, und sein leerer Ausdruck blieb, als hätte er mich nicht gehört. Dann erschauderte er so heftig, dass es seinen ganzen Körper durchlief. Er schloss die Augen.
Als er sie wieder aufschlug, war die Leere darin in den Hintergrund gedrängt und durch die Kälte eines Suchers ersetzt worden.
»Wie willst du das tun?«, fragte er.
Ich schaute zu der Stelle, wo der Kampf zwischen der Bande und den Chorl mittlerweile geendet hatte. Keiner der Chorl-Krieger hatte überlebt.
Ich blickte Baill an. »Wir brauchen Haqtls Leichnam.«
Als wir das Ratsgebäude verließen, suchten die Streitkräfte Venittes und Amenkors unter den Männern, die überall auf den Steinstufen und im rechteckigen Wasserbecken lagen, nach möglichenÜberlebenden, schlitzten den Chorl die Kehlen auf und trugen die Venitter und die Verwundeten der Bande zu einer Stelle, an der Avrell und Brandan eine behelfsmäßige Versorgungsstelle für die Verletzten eingerichtet hatten. Kaum traten wir mit Haqtls Leiche ins spätnachmittägliche Sonnenlicht hinaus, erhob sich auf dem Platz tosender Jubel.
Gleich darauf ertönten der dumpfe Knall einer Explosion von außerhalb des Walls, gefolgt von einem dumpfen Donnergrollen.
Avrell eilte sofort zu mir. William, Brandan, Marielle und Ottul folgten ihm. Über Williams Wange verlief eine so tiefe Schnittwunde, dass eine Narbe zurückbleiben würde. Marielle und Ottul waren sichtlich ausgelaugt, schienen aber unverletzt zu sein.
Alle sahen zu Tode erschöpft aus.
»Wo ist Sorrenti?«, fragte ich Brandan, bevor jemand etwas sagen konnte.
»Er erholt sich gerade«, gab Brandan verkniffen zurück und deutete auf den Fürsten, der mit dem Rücken an einer der Steinsäulen lehnte, die das von Leichen verstopfte und von Blut rote Becken säumten. »Er ist vor wenigen Augenblicken erwacht, aber völlig mit den Kräften am Ende.«
Ich erinnerte mich an meinen Kampf gegen die Ochea und die unsagbare Müdigkeit, die mich unmittelbar danach ereilt hatte, und nickte. »Was ist mit Heddan und Gwenn?«
»Sie helfen bei der Versorgung der Verwundeten«, erwiderte Marielle.
»Wir haben mit der Sichtung begonnen, als die letzten Chorl getötet waren«, fügte Avrell hinzu.
»Gut.« Ich ließ den Blick über die Männer Venittes schweifen und sah, wie sich ein Protektor näherte und sich dabei vorsichtig einen Weg zwischen den Toten hindurch bahnte. »Baill, haltet die Bande bereit. Wir begeben uns in den nördlichen Teil der Stadt.«
Baill entfernte sich sofort, gefolgt von Warren und Patch. Ihre schrillen Pfiffe durchdrangen das Stöhnen der Verwundeten und die Stille der Toten, und die Bande scharte sich um das nach wie vor aufrecht gehaltene Banner des Geisterthrones.
Als der Hauptmann des Protektorats nahe genug war, sagte ich: »Die Chorl in den Ratskammern sind tot.«
Er nickte mit ernster Miene und senkte den Blick auf Haqtls Leichnam, den die von Baill zurückgelassenen Mitglieder der Bande achtlos zu Boden geworfen hatten. »General Daeriun lässt übermitteln, dass die Chorl am Haupttor aufgehalten wurden. Ihre Priester und Begabten haben beim Erstschlag gegen den Wall erheblichen Schaden angerichtet, aber es ist ihm gelungen, sie mit den Begabten Venittes zu überwältigen.« Er warf einen respektvollen Blick zu Brandan, ehe er mit seinem Bericht fortfuhr: »Er schlägt dort gerade den letzten Widerstand der Chorl nieder, doch im Norden und im Hafen gibt es immer noch Kampfhandlungen.«
»Meine Männer formieren sich gerade, um nach Norden aufzubrechen. Wir werden am Wall zu Daeriun stoßen.«
Bevor der Hauptmann etwas erwidern konnte, sagte jemand: »Ethan.«
Alle drehten sich um. Stirnrunzelnd musterte ich Sorrenti, der hinter Avrell, Marielle und Ottul stand. Sein Gesicht besaß eine ungesunde, gräulich Farbe, doch ich entdeckte keinerlei Anzeichen auf Krämpfe.
»Bereitet die Männer vor«,
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