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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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2).

Nutznießer der von Septimius Severus im Jahre 197 hervorgekehrten „Grausamkeit“ (Cass. Dio 76, 8, 1) gegen seine politischen
     Gegner war der jetzt zum
praefectus praetorio
ernannte C. Fulvius Plautianus, ein Landsmann des Kaisers (wie er in Leptis Magna geboren), der ebenfalls zur Härte neigte.
     Er wurde in den Senatorenstand erhoben, bekleidete zweimal das Konsulat und galt nach der Heirat seiner Tochter mit Caracalla
     (202) als Mitglied des Kaiserhauses. Plautian erlangte durch konsequente Ausnutzung seines Einflusses auf Septimius Severus
     gewaltige Macht und ungeheuren Reichtum. Dadurch aber wuchs sein Hochmut, unter dem besonders Iulia Domna und Caracalla zu
     leiden hatten. Er wurde ihm zum Verhängnis: 205 ließ Caracalla seinen Schwiegervater des |183| Strebens nach der Kaiserwürde bezichtigen und bei dessen Erscheinen vor Septimius Severus im Kaiserpalast umbringen (Cass.
     Dio 77, 3   –   4). Nichtsdestoweniger blieb die Prätorianerpräfektur auf der Höhe, zu der Plautian sie emporgeführt hatte. Nicht von ungefähr
     wurde 217 mit M. Opellius Macrinus ein Prätorianerpräfekt zum Kaiser erhoben!
    Die Abrechnung mit den Anhängern des Clodius Albinus brachte dem Fiscus einen kolossalen Zuwachs. Die Konfiskationen betrafen
     Landgüter und andere Vermögenswerte in Gallien, Spanien und Afrika ebenso wie in Rom und Italien. Mit dem Vollzug dieser Maßnahmen
     wurden Prokuratoren betraut. Eine solche Dienststellung ist z. B. für Afrika bekannt (Corp. Inscr. Lat. III 7127). Hier gab
     es besonders viel einzuziehen, da Clodius Albinus selbst aus Africa Proconsularis (Hadrumetum) stammte und auch ein Teil seiner
     Anhängerschaft afrikanischer Herkunft war. Das Anwachsen der Fiscalgüter in Afrika mit ihren reichen Olivenernten scheint
     Septimius Severus in den Stand gesetzt zu haben, der
plebs frumentaria
in Rom regelmäßig kostenloses Olivenöl zu verteilen (Hist. Aug. Sept. Sev. 18, 3). Damit dürfte er großen Eindruck gemacht
     haben, zumal er sich auch um den Fleischbedarf kümmerte (oben S. 181f.) und so den Boden bereitete für ebenfalls kostenlose
     Zuteilungen, wie sie unter Severus Alexander gelegentlich stattfanden (Hist. Aug. Sev. Alex. 26, 1).
    Septimius Severus war sich sehr wohl bewußt, welche Bedeutung die öffentliche Meinung in Rom für sein Kaisertum hatte. Plebs
     und Prätorianer waren Faktoren, die schnell einen Stimmungsumschwung herbeiführen konnten. Er scheute daher keine Ausgaben,
     wenn er meinte, seine Popularität stärken zu müssen. Das war vor allem bei seinem zehnjährigen Regierungsjubiläum im Jahre
     202 der Fall. Alle Empfänger kostenlosen Getreides und alle Prätorianer erhielten aus diesem Anlaß 10
aurei
= 250
denarii
. Das machte zusammen 50 Millionen Denare (Cass. Dio 77, 1, 1). Noch nie hatte ein Kaiser soviel Geld für einen einzigen Liberalitätsakt
     aufgewendet.
    Hinzu kamen die Kosten für siebentägige Festspiele aufwendigster Art (Cass. Dio 77, 1, 3   –   5). Septimius Severus konnte sich solche Ausgaben erlauben, da die Staatskassen durch die Konfiskationen des Jahres 197 gut
     gefüllt waren. Zudem hatte er ein Mittel gefunden, die Kosten der im Jahre 197 vorgenommenen Solderhöhung (oben S. 173) aufzufangen:
     Severus setzte den Silbergehalt des Denars um ein Drittel herab, d. h. von 72% auf ca. 48%. Nun übertraf |184| das Kupfer den Silberanteil! Trotzdem wußte man es zu bewerkstelligen, daß die Denare ihr gewohntes silbrig-glänzendes Aussehen
     behielten, so daß die radikale Verschlechterung des Feingehalts nicht sofort in die Augen fiel; auf die Dauer jedoch erwies
     sich die Maßnahme als verhängnisvoll.
    Wie bereits erwähnt (oben S. 173f.), erhöhte auch Caracalla den Truppensold (212). Die Steigerung belastete den Staatshaushalt
     mit jährlich 70 Millionen Denaren. Auch diese Solderhöhung hinterließ ihre Spuren in der Währung. Caracalla führte 214 eine
     neue Silbermünze ein, den sogenannten Antoninianus. Das Porträt des Kaisers erschien darauf mit Strahlenkrone. Der Antoninian
     wog 5 g und entsprach damit etwa dem Anderthalbfachen des Denars (3,1 g). Er galt aber offenbar als Doppeldenar. Dadurch konnten
     aus der gleichen Menge Münzmetall Stücke mit insgesamt höherem Nennwert geprägt werden, als wenn man Denare daraus hergestellt
     hätte. Allerdings wurden Antoniniane zunächst nur bis 219 geprägt; erst die 238 wieder einsetzende Prägung machte die neue
     Münze zum marktbeherrschenden Nominal.

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