Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Caracalla beschränkte seinen Eingriff in die Währung nicht auf die Silbermünze, er
machte auch vor dem Aureus nicht halt. Seit Nero (oben S. 38) betrug dessen Gewicht 1 / 45 des römischen Pfundes (7,3 g). Jetzt erfolgte eine Reduktion auf 1 / 50 (6,5 g).
Caracalla war sich im klaren darüber, daß seine Währungsmanipulationen nicht ausreichten, um die Kosten zu decken, welche
seine extensiven Ausgaben für Soldaten, Bauten, Spiele u. a. verursachten. Er griff daher zu anderen Mitteln der Geldbeschaffung:
Die Erbschafts- und die Freilassungssteuer für römische Bürger wurden von 5 auf 10% erhöht (Cass. Dio 78, 9, 4), Das Kranzgold
( aurum coronarium
) den Städten Italiens und der Provinzen häufiger als sonst abverlangt (Cass. Dio 78, 9, 2). Bei den Steuererhöhungen muß
berücksichtigt werden, daß ihre Wirkung durch die Ausdehnung des römischen Bürgerrechts auf alle Reichsbewohner (oben S. 177f.)
vervielfacht wurde. Andererseits waren sie so unbeliebt, daß Macrinus sie zurücknahm (Cass. Dio 79, 12, 2); die beiden Steuern
wurden wieder als
vicesima ( hereditatium
bzw.
manumissionum
) erhoben. Die Schraube der Kranzgolderhebung aber zog auch Elagabal kräftig an. Erst Severus Alexander lockerte sie durch
ein (auf Papyrus erhaltenes) Edikt (Pap. Fay. 20). Vor allem Rom brauchte kein
aurum coronarium
mehr zu zahlen (Hist. Aug. Sev. Alex. 32, 5).
Insgesamt war dem Versuch Caracallas, das Loch, welches sein |185| maßloser Umgang mit dem Geld in die Staatsfinanzen riß, mit Hilfe der Währung und des Steueraufkommens zu stopfen, kein Erfolg
beschieden. Andererseits ließ sich die enorme Erhöhung des Truppensoldes nicht rückgängig machen (vgl. Cass. Dio 79, 36, 3).
Neue, große Ausgaben, wie etwa die 50 Millionen Denare, die Macrinus an die Parther zahlte (Cass. Dio 79, 27, 1), kamen hinzu.
Auch die von Caracalla in die Höhe getriebenen ‘normalen’ Aufwendungen konnten nicht ohne Schaden für das Kaisertum verringert
werden. Das galt insbesondere für die Bautätigkeit in Rom. So stellte Severus Alexander den gewaltigen Caracalla-Thermen (zwischen
Circus Maximus und Porta Appia) 226 seine fast ebenso große Thermenanlage (beim Pantheon) an die Seite. Sie trat an die Stelle
der Nero-Thermen (oben S. 35) und wurde von einer neuen Wasserleitung (Aqua Alexandriana) gespeist. Als 217 das Colosseum
durch eine Brandkatastrophe zerstört wurde (Cass. Dio 79, 25, 2), mußte der riesige Bau von Grund auf erneuert werden. Fünf
Jahre wurde ununterbrochen daran gearbeitet, bis 223 die Wiedereröffnung stattfinden konnte (Rom. Imp. Coin. IV 2, 73, Nr.
33). Die Kosten waren immens.
Das Stadtbild Roms war das Aushängeschild des römischen Kaisertums, dessen waren sich auch die severischen Kaiser, allen voran
Septimius Severus, bewußt. Nichts bewies dies besser als der große Marmorplan der Stadt, den Severus nach dem Wiederaufbau
des 191 durch Brand zerstörten Templum Urbis (oben S. 142) an der Wand eines der Nebengebäude anbringen ließ (Dübellöcher
in der Rückwand der Kirche SS Cosma e Damiano, Rekonstruktion im Giardino Romano des Konservatorenpalastes). Der 18 m breite
und 13 m hohe, in den Jahren 203 – 211 entstandene Plan
( Forma Urbis
) ermöglichte es, die Großartigkeit Roms sozusagen mit einem Blick zu erfassen. Einen ähnlichen Zweck verfolgte Severus mit
dem Bau des Septizodium genannten mehrgeschossigen Monumentes an der Südostecke des Palatins. Es sollte den Eingang in die
Stadt (über die Via Appia) dekorieren und auf den Palatin als Sitz des Kaisers aufmerksam machen (Hist. Aug. Sept. Sev. 24,
3). Das Septizodium wurde 203 eingeweiht (Corp. Inscr. Lat. VI 1032). Im gleichen Jahr erfolgte die Dedikation des Severus-Bogens
auf dem Forum. Er war an zentraler Stelle (Gabelung der Via Sacra zur Arx und zum Kapitol) errichtet worden. Die Inschrift
pries Septimius Severus als Erneuerer des Staates und Erweiterer des Imperium Romanum (Corp. Inscr. Lat. VI 1033). Senat und
Volk hatten den Bogen 195 nach dem sog. ersten Partherkrieg beschlossen (unten |186| S. 198). Es war glänzendes Zusammenspiel, daß auch Iulia Domna Gelegenheit erhielt, sich auf dem Forum Romanum mit einem Bauwerk
zu verewigen. Sie baute den Vesta-Tempel wieder auf, der 191 durch Feuer zerstört worden war. Münzen hielten ihren Ruhm fest
(Rom. Imp. Coin. IV 1, 171, Nr. 582 – 587), der um so heller strahlte, als er darin bestand, dem Palladium
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