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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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(oben S. 142) seine alte Heimstatt zurückgegeben zu haben.
    Die großen Sakralbauten der severischen Kaiser in Rom waren Göttern geweiht, denen sie sich besonders verbunden fühlten. Septimius
     Severus errichtete (an unbekannter Stelle) einen Tempel für die Schutzgötter seiner Heimatstadt Leptis Magna/Africa, Bacchus
     und Hercules. Dem Tempel „von ungeheurer Größe“ (Cass. Dio 77, 16, 3) entsprach die bevorzugte Rolle, welche Bacchus und Hercules
     bei der Säkularfeier des Jahres 204 spielten. Caracalla erbaute dem Gott Sarapis auf dem Quirinal einen gewaltigen Tempel
     (Maße 135 × 98 m), womit er seine Vorliebe für die Isisreligion, in deren Bereich Sarapis gehörte, Ausdruck verlieh (Hist.
     Aug. Carac. 9, 10). Elagabal bestimmte den Palatin zur Kultstätte des von ihm aus Emesa in Gestalt eines schwarzen Meteorsteines
     mitgebrachten Gottes (Hist. Aug. Elagab. 3, 4). Bei der Kirche S. Sebastiano im Nordosten des Palatins scheint der Tempel
     gestanden zu haben, den Elagabal seinem gleichnamigen Gott 220 oder 221 dedizierte. In ihn überführte er auch das Palladium
     aus dem Vesta-Tempel und später das Kultbild der hochangesehenen Dea Caelestis (Tanit) aus Carthago. Der syrische Baal avancierte
     zum höchsten Gott Roms; er verdrängte Jupiter von dieser Stelle. Im Kaisertum trat der
pontifex maximus
des römischen Kults zurück hinter dem
sacerdos amplissimus
des Gottes Elagabal (Corp. Inscr. Lat. XVI 139). Die Demütigung der
religio Romana
dauerte indes nur wenige Jahre. Nach der Ermordung des kaiserlichen Jünglings (222) wurde sein Gott aus Rom verbannt (Cass.
     Dio 80, 21, 2). Das Kultsymbol des Baals – der schwarze Stein – kehrte nach Emesa zurück, das Palladium nahm wieder seinen
     Platz im Vesta-Tempel ein, die Dea Caelestis erhielt, wie es scheint, einen Tempel auf dem Kapitol (für 259 bezeugt: Corp.
     Inscr. Lat. VI 37170). Den leeren Tempel Elagabals auf dem Palatin nahm 224 Iupiter Ultor, der rächende Jupiter, in Besitz
     (Corp. Inscr. Lat. I 2 , S. 311)!
    Die Umwidmung des Elagabal-Tempels zu einem solchen des Iupiter Ultor war ein Akt der Wiedergutmachung für die Exzesse, durch
     die der kaiserliche Baal-Priester das religiöse Empfinden der Römer verletzt hatte. Severus Alexander stellte auf diese Weise |187| klar, daß seine Religionspolitik in die traditionellen Bahnen zurückkehre. Aber ihm genügte diese Demonstration nicht. Er
     legte ein förmliches Bekenntnis zu denjenigen seiner kaiserlichen Vorgänger ab, die als Divi – Septimius Severus und Caracalla
     waren die ‘jüngsten’ unter ihnen – den Staatsgöttern zugesellt worden waren. Auf dem Forum Nervae ließ er ihre Statuen in
     kolossaler Größe aufstellen und die Postamente mit Inschriften versehen, welche die Taten rühmten, die zur Divinisierung geführt
     hatten (Hist. Aug. Sev. Alex. 28, 6). Die ‘Götterversammlung’ auf einem der belebtesten Plätze Roms – das Forum Nervae hieß
     auch Forum Transitorium – übte natürlich eine faszinierende Wirkung aus und dokumentierte geradezu handgreiflich die dem Kaisertum
     als solchem eigene ‘Göttlichkeit’. Diese wurde lange schon dem ganzen Kaiserhaus zuerkannt, das folglich als
domus divina
apostrophiert wurde. In der Severerzeit verdichteten sich solche Bekundungen; die Inschriften mit der Formel
I(n) H(onorem) D(omus) D(ivinae)
erreichten ihren Höchststand (Liste: M. Th. Raepsaet-Charlier in: Aufstieg u. Niedergang d. röm. Welt II 3, 1975, 255   –   257).

Läßt man die ephemere Vorherrschaft des syrischen Baals in Rom beiseite, so darf die Stellung der römischen Götter in der
     Severerzeit als unerschüttert gelten. Septimius Severus hatte 204 ein neues Saeculum (nach dem 110jährigen Zyklus des Augustus)
     verkündet. In feierlicher Form war den Göttern für ihr Walten zum Wohle des Reiches gedankt und ihnen die Bitte vorgetragen
     worden, auch den nächsten Generationen diese Gunst zu gewähren (I. B. Pighi, De Ludis Saecularibus, 1941, S. 142, Zeile 23   /   4). Severus knüpfte damit sein Verhältnis zu den Göttern noch enger, als es ohnehin schon war, denn er betrachtete sich als
     von ihnen zur Herrschaft bestimmt (Herodian. 2, 9, 7). Wie schon Hadrian (oben S. 117) ließ er auf Münzen seine Erwählung
     durch Jupiter darstellen: der höchste Gott reichte ihm vor einem Globus die Hand (Rom. Imp. Coin. IV, 1, 595, Nr. 34). Ein
     anderer Münztyp bezeichnete Caracalla und Geta als Schützlinge Jupiters (ebd. 120, Nr. 226).

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