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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Verteidigungslinie, die sich von Cambodunum
     westwärts an den Bodensee hin fortsetzte und weiter bis zum Rheinknie bei Basilia/Basel verlief. Auf der letzteren Strecke
     belegen Bauinschriften für Vitudurum/Oberwinterthur und Tagaetium/Burg bei Stein am Rhein (Corp. Inscr. Lat. XIII 5249 + 5256)
     das Jahr 294 als Datum der Befestigung. Auch Castrum Rauracense/Kaiseraugst und Constantia/Konstanz erhielten zu dieser Zeit
     ihre Kastellfunktion. Wie gefährdet die Grenze am Oberrhein trotz der vorgenommenen Verstärkungen war, zeigte sich bei einem
     wohl ins Jahr 302 gehörenden Durchbruch der Alamannen, der sie ins Gebiet der Lingonen und deren Hauptstadt Lingonae/Langes
     führte. Der Caesar Constantius besiegte sie hier und bei Vindonissa/Windisch (Paneg. Lat. 6 [7], 6, 3).
    Die Lage an Mittel- und Niederrhein war unter Constantius durch die Siege bestimmt, die der Caesar in den auf seine Herrschaftsübernahme |266| (293) folgenden Jahren über Franken und Friesen im Bataverland zwischen Schelde- und Rheinmündung sowie in anderen Gegenden
     des Grenzflusses errungen hatte. Von ihnen berichtete der Redner, der am 1. März 297 vor Constantius in Trier die Festrede
     zu dessen Regierungsjubiläum halten durfte (Paneg. Lat. 8 [5], 8   –   9). Dabei erwähnte er auch die für Gallien bedeutsame Tatsache, daß viele Gefangene im Landesinnern als Laeti (abhängi ge Bauern mit Verpflichtung zum Wehrdienst) angesiedelt wurden. Im einzelnen nannte er die Civitates der Ambiani, Bellovaci,
     Tricassini und Lingones als Ansiedlungsgebiete (Paneg. Lat. 8 [5], 21, 1), welche im Umkreis der heutigen Städte Amiens, Beauvais,
     Troyes und Langres lagen. Von dieser Ansiedlungsaktion handelt wohl die Darstellung auf dem 1862 in der Saône bei Lyon gefundenen
     Bleimedaillon (jetzt im Cabinet des Médailles, Paris) mit der Legende SAECVLUVM FELICITAS. Dieser Probeabschlag für die Rückseite
     eines Goldmultiplums zeigt in der unteren Hälfte Männer, Frauen und Kinder, welche über die Rheinbrücke dem ummauerten MOGONTIACVM
     (Mainz) zustreben und in der oberen Hälfte von zwei Kaisern (Maximianus und Constantius) gnädig empfangen werden (Abbildung:
     Führer zu vor- u. frühgeschichtl. Denkmälern Bd. 11: Mainz, 1969, S. 131).

Das eigentliche Anliegen des Festredners von 297 war der Lobpreis auf die Rückeroberung Britanniens, die Constantius soeben
     bewerkstelligt hatte (Paneg. Lat. 8 [5], 10   –   19). Schon 293 war es ihm gelungen, Gesoriacum/Boulogne, die Festlandsbastion des Carausius, einzunehmen (vgl. oben S. 251).
     Dann baute er eine Invasionsflotte, mit der Asclepiodotus, sein Prätorianerpräfekt, 296 den Kampf gegen Allectus, den Mörder
     und Nachfolger des Carausius, aufnahm und siegreich gestaltete (Aur. Vict. de Caes. 39, 42). Constantius begab sich selbst
     auf die Insel und krönte den Feldzug mit der Einnahme von Londinium/London. Diesen Erfolg ließ er auf einem Goldmedaillon
     der Münzstätte Trier darstellen, das 1922 durch den Schatzfund von Arras/Frankreich bekannt geworden ist (jetzt im dortigen
     Museum). Auf der Rückseite des Medaillons empfängt die Personifikation der Stadt London kniend und bittflehend den hoch zu
     Roß ankommenden Caesar, der durch die Legende als REDDITOR LVCIS AETERNAE (im Dativ) gekennzeichnet wird, d. h. als Wohltäter,
     der den Britanniern das ewige Licht der römischen Kultur nach den als Finsternis verstandenen Jahren der Usurpation zurückgebracht
     hat (Abbildung: H. Heinen, Trier u. das Trevererland, 1985, S. 218).

|267| Der Weg entlang den Grenzen, der im vorstehenden von Euphrat und Tigris (oben S. 264) an die Donau, zum Rhein und nach Britannien
     geführt hat, verlangt nach Fortsetzung und Abschluß an der Wüstengrenze in Afrika. Hier war Mauretanien dem stärksten Ansturm
     der Wüstenstämme ausgesetzt, und zwar der östliche Teil: Mauretania Caesariensis und die davon abgetrennte Provinz Mauretania
     Sitifensis. Nachdem der Statthalter der Caesariensis, Aurelius Litua, in den Jahren 290   –   293 mehrere Siege errungen hatte, hielt Maximian es 297 für nötig, persönlich und mit größerem Heeresaufgebot die Kämpfe zu
     beenden. Von der Kolonie Tubusuptu aus leitete er die Operationen, die sich hauptsächlich gegen die Quinquegentanei richteten
     (Corp. Inscr. Lat. VIII 8836). Der Erfolg war vollständig: Die Quinquegentanei wurden entscheidend geschlagen und zum Frieden
     zurückgeführt (Eutr. 9, 23). Maximian zog mit seinen Truppen dann

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