Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Carthago)
und die der Crispina von Thagura (nördl. von Theveste). Felix war Bischof von Thibiuca; er fand 303 in Carthago den Tod, weil
er vor dem Prokonsul Anulinus sich weigerte, die heiligen Schriften herauszugeben. Crispina erlitt 304 in Theveste das Martyrium
durch den gleichen Prokonsul, weil sie dem Opfergebot nicht Folge leistete. Nordafrika lieferte aber nicht nur Beispiele großer
Standhaftigkeit, sondern gewährte auch Einblick in die Schwächen der menschlichen Natur, die durch die Verfolgung aufgedeckt
wurden; es gab Fälle, und wohl nicht wenige, in denen die heiligen Bücher und liturgischen Geräte von Laien und Klerikern
bis hin zu Bischöfen „ausgeliefert“ wurden. Man nannte diese schuldig gewordenen Christen
traditores
, und es gab ihretwegen später ernste Schwierigkeiten in der Kirche. Der spektakulärste Fall war der des Bischofs Felix von
Aptungi (südl. von Carthago), der den Donatistenstreit auslöste.
Angesichts der vielfältigen Leiden, welche die Christen in den Jahren 303 / 4 ausgesetzt waren, mußte ihnen die schwere Krankheit, |261| welche Diocletian im Jahre 304 durchmachte, als Strafe Gottes erscheinen. Am 13. Dezember dieses Jahres verbreitete sich sogar
das Gerücht, der Kaiser sei tot. L. Caecilius Firmianus Lactantius, der aus Nordafrika stammende und spätestens seit 300 in
Nicomedia tätige Rhetoriklehrer, hat durch dieses Geschehen entscheidende Anregungen für sein später (nach 313) verfaßtes
Werk ›Über die Todesarten der Verfolger‹ erhalten. Lactanz war in Nicomedia zum Christentum übergetreten und hatte bei Ausbruch
der Verfolgung seinen Lehrstuhl aufgegeben. Im verborgenen lebend, machte er sich daran, in einem umfangreichen Werk (7 Bücher)
den christlichen Glauben in seiner ganzen Fülle darzustellen. Er gab dem Werk den Titel ›Göttliche Unterweisungen‹. Mit dem
missionarischen Inhalt und der an Cicero geschulten Sprachgewalt wandte Lactanz sich an ein gebildetes Publikum, dessen Vorurteile
gegenüber dem neuen Glauben er abbauen wollte.
Diese Vorurteile waren bedingt durch die immer schon gegen die Christen erhobenen Vorwürfe, insbesondere den des Abfalls von
den Lebensformen der Vorfahren
( maiores )
. Indem Lactanz sich damit auseinandersetzte (vgl. div. inst. 2, 6, 12), erhielt sein Werk auch apologetischen Charakter.
Ganz diesem Genus war die Schrift seines Lehrers Arnobius aus Sicca Veneria/Africa Proconsularis verhaftet, welche den Titel
›Adversus nationes‹ trug. Sie wurde um 300 verfaßt und gehörte in den Rahmen der geistigen Auseinandersetzung, die der Neuplatoniker
Porphyrius, Schüler Plotins, mit seinem 15 Bücher umfassenden Werk ›Gegen die Christen‹ etwa zehn Jahre vorher in Gang gebracht
hatte – gewissermaßen als Vorspiel der Christenverfolgung Diocletians. Allerdings läßt sich nicht sagen, wie stark die Polemik
gegen die Christen am Entschluß Diocletians zu deren Verfolgung beteiligt war. Immerhin kennzeichnete Lactanz einen der literarischen
Gegner des Christentums, den Statthalter Bithyniens Sossianus Hierocles, mit dem Ausdruck „Urheber und Ratgeber bei der Verfolgung“
(Lact. de mort. persec. 16, 4).
Die Verfolgung als historischen Vorgang darzustellen, unternahm Eusebius von Caesarea (Palästina) im Rahmen seiner ›Kirchenge schichte ‹. Von dieser hatte er vor 303 bereits 7 Bücher veröffentlicht, in denen die Entstehung und das Wachstum der Kirche von Christi
Geburt zur Zeit des Augustus bis auf den römischen Bischof Marcellinus (296 – 304) unter Diocletian geschildert war. Das angefügte achte Buch enthielt die Ereignisse der diocletianischen Verfolgung. Später
kamen noch zwei weitere Bücher hinzu, so daß das gesamte Werk in seiner letzten Auflage (324) zehn Bücher umfaßte. |262| Eusebius bettete die Geschichte der Kirche ein in die allgemeine Geschichte, wie er das tabellarisch und synchronistisch schon
in seiner um 303 veröffentlichten ›Chronik‹ getan hatte. Mit der ›Kir chengeschichte ‹ schuf Eusebius inhaltlich und formal eine neue literarische Gattung.
Ausmaß und Härte der von Diocletian begonnenen Christenverfolgung ließen diesen Kaiser als Christenverfolger par excellence
in die Geschichte eingehen. Bei den koptischen Christen z. B. erhielt die mit Diocletian (284) beginnende Ära die Bezeichnung
„Ära der Märtyrer“; sie spielte bei der Errechnung des Jahres der Geburt Christi als des Ausgangspunktes der
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