Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
in das Gebiet an den Syrten, das nun die neue Provinz Tripolitania
bildete. Auch hier galt es, Wüstenstämme zu befrieden. Am 10. März 298 war Maximian in Karthago (Font. iur. Rom. anteiust.
II 473). Die Stadt fühlte sich hochgeehrt, zumal der Kaiser sie durch Bauwerke verschönerte (Aur. Vict. de Caes. 39, 45) und
in ihr eine Münzstätte einrichtete. Diese begann ihre Tätigkeit mit einem Dank an die Tetrarchen. Dabei wurde bezeichnenderweise
dem Stadtnamen das Epitheton „felix“ hinzugefügt: FELix KARThago (Rom. Imp. Coin. VI 427, Nr. 32b).
Bei der Rückkehr aus Afrika (298) nahm Maximian in Rom den Plan in Angriff, das Stadtbild und die Badekultur der Stadt um
eine Thermenanlage zu bereichern, die alles übertraf, was frühere Kaiser auf diesem Gebiet geschaffen hatten (vgl. oben S.
185). Sie entstand auf dem Viminal in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofs. Von ihren gigantischen Ausmaßen, die für 3000 Personen
Platz boten, kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man die Kirche S. Maria degli Angeli besucht, die Michelangelo 1563
in ihre Ruinen hineinbaute. Auch das sog. Thermenmuseum (Museo Nazionale Romano) steht auf dem Areal der Anlage Maximians,
die er „dem Namen Diocletians, seines Bruders“, weihte (Corp. Inscr. Lat. VI 1130). Die Diocletiansthermen wurden 306 der
Öffentlichkeit übergeben.
Der Großbaustelle am Viminal entsprachen viele kleinere Baustellen im Stadtgebiet. An ihnen wurden Gebäude restauriert, die
durch das große Feuer des Jahres 283 gelitten hatten (Chron. Min. I 148). Auf dem Marsfeld waren z. B. das Pompeius-Theater
und der Isis-Tempel in Mitleidenschaft gezogen worden, auf dem Forum |268| Romanum die Curia Iulia und die Basilica Iulia. Rom erlebte so insgesamt eine Phase der urbanistischen Wiedergeburt. Sie bereitete
gewissermaßen die Ankunft des Mannes vor, der durch die ihm eigene
auctoritas
und sein gesamtes Wirken dem Römischen Reich wieder eine Festigkeit und einen Glanz wie zur Zeit seiner größten Blüte im 2.
Jahrhundert verliehen hatte. Am 20. November 303 kam Diocletian aus dem fernen Nicomedia nach Rom und feierte hier zusammen
mit Maximian das Fest des 20. Regierungsjubiläums (Vicennalia). Vielleicht waren auch die Caesares Galerius und Constantius
zugegen, um ihrer Decennalien zu gedenken. Das Hauptereignis war der Triumphzug, der dem Sieg „über zahlreiche Völker“, vor
allem über die Perser galt (Eutr. 9, 27, 2). Die ganze Bevölkerung stand Spalier und gab ihrer Freude Ausdruck (Paneg. Lat.
7 [6], 8, 8). Die Kaiser revanchierten sich mit einem Congiarium (Chron. Min. I 148); ein solches hatte es zuletzt 284 (unter
Carinus) gegeben.
Die Tetrarchen verewigten ihren Romaufenthalt durch ein Denkmal, das geradezu als Symbol der neuen Struktur des Kaisertums
konzipiert war. Es wurde auf dem Forum in der Nähe des Severus-Bogens in Gestalt von 5 Säulen errichtet. Auf der mittleren
Säule stand die Statue Jupiters, auf den links und rechts davon stehenden Säulen waren die Statuen des Joviers Diocletian
und des Herculiers Maximian sowie die ihrer Nachkommen Galerius und Constantius postiert. Die Tetrarchen waren offenbar als
Genien dargestellt – in Toga und mit Füllhorn, wie ein Relief am Constantinsbogen erkennen läßt. Vom Fünfsäulendenkmal selbst
ist nur noch eine Säulenbasis an Ort und Stelle zu sehen. Sie trägt die Inschrift
Caesarum decennalia feliciter
(Corp. Inscr. Lat. VI 1203). Von einer anderen – verlorenen – Basis kennt man die Inschrift
Augustorum vicennalia feliciter
(ebd. 1204). Das Monument ließ insgesamt keinen Zweifel daran, daß die Tetrarchen mit Jupiter eine Einheit bildeten und als
dessen Inkarnationen Roms Geschicke lenkten. Von der Baugestaltung her gehörte es wohl zu einem größeren Säulenkomplex, der
diesem Teil des Forums ein ‘tetrarchisches’ Gepräge gab.
Die Überlieferung weiß von einem Eid zu berichten, den Diocletian seinen Kollegen Maximian im Tempel des kapitolinischen Jupiter
auf die gemeinsame Abdankung habe schwören lassen (Paneg. Lat. 6 [7], 15, 6). Der Plan des Rücktritts der Augusti unter gleichzeitigem
Aufstieg der Caesares zu Augusti und der Ernennung neuer Caesares war zweifellos das geistige Eigentum Diocletians. Seit 293
hatte er in der Praxis darauf hingearbeitet. Aber die endgültige |269| Umsetzung in die staatsrechtliche Wirklichkeit gestaltete sich doch wohl schwieriger als erwartet – nicht für Diocletian,
denn
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