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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Prätorianerpräfekten Nymphidius Sabinus auf und unterstützte
     dessen Vorhaben, Galba zum Imperator zu akklamieren. Der Präfekt seinerseits brachte die germanische Leibwache dazu, mit den
     Prätorianern gemeinsame Sache zu machen. Daraufhin wurden die bei Nero in den Servilischen Gärten befindlichen Wachabteilungen
     der Prätorianer und Germanen abgezogen. Der Senat beschloß die Hostiserklärung (8.   6.   68). Nero floh bei Nacht vom Süden in den Norden der Stadt – auf das Landgut eines Freigelassenen
inter Salariam et Nomentanam viam
(Suet. Nero 48, 1). Als Soldaten erschienen, um ihn zu verhaften, stieß er sich einen Dolch in die Kehle (9.   6.   68).
    Auf seiner Flucht hatte Nero mitanhören müssen, wie die Prätorianer in ihrer Kaserne auf dem Viminal Galba zum Imperator akklamierten
     (Suet. Nero 48, 2). Der Akklamation folgte der Senatsbeschluß über die Vollmachten für den neuen Princeps. Das Andenken an
     Nero aber wurde geächtet: Das Volk stürzte die Bildsäulen des Toten um und feierte in ausgelassener Weise die wiedergewonnene
     Freiheit. Es mußte allerdings bedenklich stimmen, daß ein halbes Jahr zuvor die Rückkehr Neros aus Griechenland in ähnlicher
     Hochstimmung begangen worden war (oben S. 65). Tatsächlich gab es, besonders in den unteren Bevölkerungsschichten, nicht gerade
     wenige, die der Atmosphäre, die Nero verbreitet hatte, nachtrauerten. Es mußte sich zudem erst erweisen, ob die Hoffnungen,
     die Prätorianer und Senatoren (mitsamt der Ritter) auf Galba setzten, sich erfüllen würden. 7500 Denare erwartete jeder Prätorianer
     vom neuen Kaiser, und der Senat vertraute auf Galbas Parole: LIBERTAS RESTITVTA (Rom. Imp. Coin. I 2 233, Nr. 9).
    Galbas Reaktion auf die Nachricht aus Rom, daß der Senat ihm den Prinzipat übertragen habe, bestand in der Annahme des Caesar-Titels |69| (Suet. Galba 11). Er tat damit kund, daß er das Erbe der Caesaren antrete und seinen Prinzipat an den ihren, d. h. vor allem:
     an den des Augustus anschließe. Später verdeutlichte er diesen Anschluß durch den Eichenkranz auf der Rückseite seiner Münzen
     – das Symbol des augusteischen Prinzipats (vgl. oben S. 24). SER GALBA IMP CAES AVG lautete die Umschrift der Vorderseite
     (Rom. Imp. Coin. I 2 245, Nr. 267).

Eine der ersten Regierungshandlungen Galbas (von Spanien aus) war die Ernennung des Cornelius Laco zum Prätorianerpräfekten.
     Nymphidius Sabinus, der amtierende Präfekt, empfand dies als schweren Schlag. Denn nach der Entmachtung seines Kollegen Ofonius
     Tigellinus (Plut. Galba 8, 3) hatte er gehofft, das Kommando über die Garde allein führen zu können. In seiner Enttäuschung
     ging er so weit, dem von ihm erhobenen Princeps seine Stellung streitig zu machen: Er wollte sich von ‘seinen’ Prätorianern
     zum Imperator akklamieren lassen. Als er in dieser Absicht das Lager betrat, wurde er von den Soldaten getötet. Es versteht
     sich, daß der Putschversuch des Nymphidius Sabinus das in Rom herrschende Durcheinander noch verstärkte, gehörte doch zu den
     Anhängern des Prätorianerpräfekten auch ein Mann wie der designierte Konsul C. Cingonius Varro. Galba ließ, als er auf seinem
     Marsch nach Rom von dem Geschehen hörte, den Befehl ergehen, Cingonius und andere hochstehende Putschisten hinzurichten. Dies
     wiederum machte böses Blut, weil er damit gegen das insbesondere von den Senatoren beanspruchte Recht verstieß, nicht ohne
     Gerichtsurteil getötet zu werden (Plut. Galba 15, 1). Auch von Nero favorisierte Senatoren wie der Konsular P. Petronius Turpilianus
     erlitten das gleiche Schicksal.
    Neuen Unmut zog Galba sich bei seinem Einzug in Rom (ca. Oktober 68) zu. Nero hatte im Rahmen der Rüstungen gegen Vindex Flottensoldaten
     aus Misenum zu einer Legion formiert. Diese forderten nun von Galba, ihren neuen Status beibehalten zu dürfen, wurden aber
     von ihm abgewiesen. Als sie bei ihrer Forderung blieben, ließ Galba seine Reiterei gegen sie vorgehen, was zu einem Blutbad
     führte. Auch die Quartiernahme der von Galba aus Spanien mitgeführten Legion in Rom sowie die Rolle, die der in Begleitung
     Galbas nach Rom gekommene T. Vinius als Berater des Kaisers spielte, waren nicht dazu angetan, Sympathien für den neuen Princeps
     zu wecken. Selbst eine so plausibel erscheinende Maßnahme wie die Rückforderung der Schenkungen, die Nero in einer Gesamthöhe
     von 2200 Millionen Sesterzen während seines |70| Prinzipats gemacht hatte, brachte ihm nur

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