Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Prätorianerpräfekten Nymphidius Sabinus auf und unterstützte
dessen Vorhaben, Galba zum Imperator zu akklamieren. Der Präfekt seinerseits brachte die germanische Leibwache dazu, mit den
Prätorianern gemeinsame Sache zu machen. Daraufhin wurden die bei Nero in den Servilischen Gärten befindlichen Wachabteilungen
der Prätorianer und Germanen abgezogen. Der Senat beschloß die Hostiserklärung (8. 6. 68). Nero floh bei Nacht vom Süden in den Norden der Stadt – auf das Landgut eines Freigelassenen
inter Salariam et Nomentanam viam
(Suet. Nero 48, 1). Als Soldaten erschienen, um ihn zu verhaften, stieß er sich einen Dolch in die Kehle (9. 6. 68).
Auf seiner Flucht hatte Nero mitanhören müssen, wie die Prätorianer in ihrer Kaserne auf dem Viminal Galba zum Imperator akklamierten
(Suet. Nero 48, 2). Der Akklamation folgte der Senatsbeschluß über die Vollmachten für den neuen Princeps. Das Andenken an
Nero aber wurde geächtet: Das Volk stürzte die Bildsäulen des Toten um und feierte in ausgelassener Weise die wiedergewonnene
Freiheit. Es mußte allerdings bedenklich stimmen, daß ein halbes Jahr zuvor die Rückkehr Neros aus Griechenland in ähnlicher
Hochstimmung begangen worden war (oben S. 65). Tatsächlich gab es, besonders in den unteren Bevölkerungsschichten, nicht gerade
wenige, die der Atmosphäre, die Nero verbreitet hatte, nachtrauerten. Es mußte sich zudem erst erweisen, ob die Hoffnungen,
die Prätorianer und Senatoren (mitsamt der Ritter) auf Galba setzten, sich erfüllen würden. 7500 Denare erwartete jeder Prätorianer
vom neuen Kaiser, und der Senat vertraute auf Galbas Parole: LIBERTAS RESTITVTA (Rom. Imp. Coin. I 2 233, Nr. 9).
Galbas Reaktion auf die Nachricht aus Rom, daß der Senat ihm den Prinzipat übertragen habe, bestand in der Annahme des Caesar-Titels |69| (Suet. Galba 11). Er tat damit kund, daß er das Erbe der Caesaren antrete und seinen Prinzipat an den ihren, d. h. vor allem:
an den des Augustus anschließe. Später verdeutlichte er diesen Anschluß durch den Eichenkranz auf der Rückseite seiner Münzen
– das Symbol des augusteischen Prinzipats (vgl. oben S. 24). SER GALBA IMP CAES AVG lautete die Umschrift der Vorderseite
(Rom. Imp. Coin. I 2 245, Nr. 267).
Eine der ersten Regierungshandlungen Galbas (von Spanien aus) war die Ernennung des Cornelius Laco zum Prätorianerpräfekten.
Nymphidius Sabinus, der amtierende Präfekt, empfand dies als schweren Schlag. Denn nach der Entmachtung seines Kollegen Ofonius
Tigellinus (Plut. Galba 8, 3) hatte er gehofft, das Kommando über die Garde allein führen zu können. In seiner Enttäuschung
ging er so weit, dem von ihm erhobenen Princeps seine Stellung streitig zu machen: Er wollte sich von ‘seinen’ Prätorianern
zum Imperator akklamieren lassen. Als er in dieser Absicht das Lager betrat, wurde er von den Soldaten getötet. Es versteht
sich, daß der Putschversuch des Nymphidius Sabinus das in Rom herrschende Durcheinander noch verstärkte, gehörte doch zu den
Anhängern des Prätorianerpräfekten auch ein Mann wie der designierte Konsul C. Cingonius Varro. Galba ließ, als er auf seinem
Marsch nach Rom von dem Geschehen hörte, den Befehl ergehen, Cingonius und andere hochstehende Putschisten hinzurichten. Dies
wiederum machte böses Blut, weil er damit gegen das insbesondere von den Senatoren beanspruchte Recht verstieß, nicht ohne
Gerichtsurteil getötet zu werden (Plut. Galba 15, 1). Auch von Nero favorisierte Senatoren wie der Konsular P. Petronius Turpilianus
erlitten das gleiche Schicksal.
Neuen Unmut zog Galba sich bei seinem Einzug in Rom (ca. Oktober 68) zu. Nero hatte im Rahmen der Rüstungen gegen Vindex Flottensoldaten
aus Misenum zu einer Legion formiert. Diese forderten nun von Galba, ihren neuen Status beibehalten zu dürfen, wurden aber
von ihm abgewiesen. Als sie bei ihrer Forderung blieben, ließ Galba seine Reiterei gegen sie vorgehen, was zu einem Blutbad
führte. Auch die Quartiernahme der von Galba aus Spanien mitgeführten Legion in Rom sowie die Rolle, die der in Begleitung
Galbas nach Rom gekommene T. Vinius als Berater des Kaisers spielte, waren nicht dazu angetan, Sympathien für den neuen Princeps
zu wecken. Selbst eine so plausibel erscheinende Maßnahme wie die Rückforderung der Schenkungen, die Nero in einer Gesamthöhe
von 2200 Millionen Sesterzen während seines |70| Prinzipats gemacht hatte, brachte ihm nur
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