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Die kalte Brut

Die kalte Brut

Titel: Die kalte Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Blutgeruch verschwand unter stechendem Gestank, als Har-vey Johnson sich lautstark die Seele aus dem Leib kotzte.
    *
    Darren Secada wunderte sich, daß Grimes und Dent ihn nicht in eine der kahlen Verhörkammern geschleift hatten. Denn letztlich behandelten sie ihn wie einen Verbrecher, spielten das Spiel »Guter Bulle, böser Bulle«, als sei er irgendein kleiner Straßenganove, den sie weichklopfen wollten, um über ihn an die großen Fische heranzukommen.
    Seit einer geschlagenen Stunde drehten sie ihn durch die Verhörmangel, stellten ihm wieder und wieder dieselben Fragen, und Darren war längst dazu übergegangen, gar nichts mehr zu sagen.
    »Hören Sie, Darren«, übernahm Dent wieder einmal das Wort. Er spielte den guten Cop, den verständnisvollen Beichtvater, dem man alles erzählen konnte, und dann würde es schon wieder gut werden. »Wir wollen von Ihnen doch nur wissen, was gestern Nacht passiert ist, okay? Sie -«
    »Das habe ich euch schon gesagt«, unterbrach Darren ihn so ruhig wie möglich, was in Anbetracht seines angegriffenen Nervenkostüms nicht sehr ruhig war.
    »Aber nicht die Wahrheit, verdammt! Ich weiß das, und Sie wissen das!« Grimes schlug mit der Faust auf die Schreibtischplatte. Böser Bulle .
    Sein Kopf stieß über den Schreibtisch in Darrens Richtung, die Züge nur noch mühsam beherrscht.
    »Sie versuchen uns für dumm zu verkaufen, und das mag ich nicht«, knurrte Grimes. »Das mag ich nicht bei dem Gesockse, das wir auf den Straßen schnappen, und ich hasse es, wenn mich einer von unseren eigenen Leuten zum Idioten machen will!«
    Darren wandte das Gesicht aus dem feinen Sprühregen, der von Grimes Lippen kam.
    »Das würde ich mir nie anmaßen«, sagte er dann.
    »Secada!« brüllte Grimes. »Treiben Sie es nicht auf die -«
    Dents Wink ließ seinen Kollegen verstummen. Er zog sich einen Stuhl heran, plazierte ihn neben dem von Darren und ließ sich rittlings darauf nieder, die Arme lässig über der Lehne.
    »Darren«, begann er versöhnlich, »wir tun nur unseren Job, das muß ich Ihnen gegenüber doch nicht extra erwähnen, oder? Und Sie werden doch einsehen, daß Chief Holloway berechtigten Grund hat, durch uns ein paar Fragen an Sie zu stellen, nicht?«
    »Ich habe Ihnen diese Fragen beantwortet«, beharrte Darren.
    »Ein bißchen dünn, Ihre Geschichte«, meinte Dent, den Kopf wiegend. »Warum haben Sie beispielsweise die Frau nicht ins Krankenhaus gebracht, sondern in Ihre Wohnung?«
    Darren seufzte schwer. »Weil Sie nicht verletzt schien. Das sagte ich doch schon. Ich dachte, ich könnte ihr zu Hause besser helfen -ein bißchen Ruhe, eine Tasse Tee und so ...«
    »Na klar«, grunzte Grimes, »und dann ein kleiner Unterleibscheck, wie?« Er machte eine eindeutige Geste in Darrens Richtung.
    »Ich leide nicht unter Ihren Problemen, Grimes«, sagte dieser.
    »Und ich möchte deine Probleme nicht am Arsch haben, Jungchen!«
    »Bitte«, mischte sich Dent ein. Grimes schwieg. Dent wandte sich wieder an Darren. »Und dann wurden Sie überfallen, stimmt's?«
    »Erst tauchte Ihr Kollege auf, und dann wurden wir überfallen«, stellte Darren die Reihenfolge der Ereignisse richtig.
    »Von wem und warum?«
    »Herrgott, ich weiß es nicht!«
    »Von den beiden Männern, die Sie vorhin obduziert haben?« fuhr Dent unbeirrt fort.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Darren stockte. »Ich ... ich erinnere mich nicht.«
    »Ach Gottchen, jetzt kommt die Nummer!« stöhnte Grimes. »Blackout, wie? Weil alles ach so schrecklich war, he?« Er sprang auf. »Die Tour zieht nicht bei mir, Secada! Sie schnippeln den ganzen Tag über an Toten herum, und da wollen Sie mir erzählen, daß irgendwas so übel sein könnte, um Sie aus der Fassung zu bringen? Bullshit!«
    »Fakt ist«, Dents Ton war unverändert ruhig, »daß es zwei Tote gegeben hat. Und Sie waren dabei, Darren.«
    »Und?« Er zuckte die Schultern.
    »Das heißt, Sie haben zwei Probleme. - Wenn man die verschwundene Frau noch dazuzählt, sogar deren drei.«
    »Hören Sie«, sagte Darren, »ich weiß, wie das klingen muß, und ich kann verstehen, wenn Sie mir nicht glauben - aber es war genau so: Ich habe nicht gesehen, wie die beiden Männer zu Tode kamen. Ich bin über die Feuerleiter abgehauen, okay? Ich hatte die Hosen gestrichen voll, wenn Sie so wollen. Ich wollte nur weg, und das ist mir gelungen. - Wäre ich mutiger, wären wir ja Kollegen. So befasse ich mich eben nur mit den Toten, denn die tun einem ja bekanntlich nichts

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