Die kalte Brut
mehr.«
Darren gab sich alle Mühe, den zerknirschten Feigling überzeugend zu geben. Und zu seinem Erstaunen schien es ihm zu gelingen.
Dent erhob sich. »Okay, Darren, halten Sie sich zu unserer Verfügung, klar?«
»Heißt das ...?« fragte er zögernd.
»Ja, Sie können gehen.«
»Momentchen mal!« protestierte Grimes. »Was willst du Holloway erzählen? Der Alte wird toben, das schwör ich dir, wenn wir ihm beichten, daß wir nichts herausbekommen haben.«
»Haben wir doch«, behauptete Dent.
»Ach ja? Und was?« grunzte Grimes.
»Daß Darren Secada im Polizeidienst fehl am Platze ist. Und das wird sich herumsprechen.« Dents Lächeln war eisig, seine Drohung unmißverständlich.
»Ja, so gesehen hast du natürlich recht«, meinte Grimes. Auch er grinste gehässig.
»Also«, Dent sah Darren an und wies zur Tür, »gehen Sie, Secada, wenn Sie uns nichts mehr zu sagen haben.«
Darren wußte nicht, weshalb er es tat. Aber er schwieg, der Drohung zum Trotz, und ging.
Mit dem miesesten Gefühl im Bauch, das ihn je gequält hatte.
*
Lilith wollte die Eingangstür hinter sich schließen, ließ sie dann aber doch offen. Jeder Sekundenbruchteil konnte später entscheidend sein, und sie wollte nicht einen einzigen verschwenden, indem sie etwa die Tür erst würde öffnen müssen.
Die Eingangshalle des Hauses lag so verlassen vor ihr wie beim vorigen Mal.
Die Bedrohung allerdings war präsenter als zuvor, spürbar wie ein bleiernes Gewicht, das sich auf Lilith legte.
»Okay«, ermahnte sie sich, »keine Zeit verlieren. Vorwärts!«
Sie eilte zur Kellertür, trat auf die erste Stufe und verwandelte sich.
Flatternd drang sie in die dunkle Tiefe vor. Ihre Fledermaussinne ließen sie den Weg mühelos finden.
In dem weiten Gewölbe am Ende der Treppe glich das Bild dem, das sie bei ihrem ersten »Besuch« hier vorgefunden hatte: Ratten hockten und kauerten überall.
Nur verhielten sie sich diesmal nicht still, warteten nicht ab, was geschehen würde. Lilith hatte sich als Feindin erwiesen, obwohl sie von der gleichen Kraft beseelt war. Sie hatte vor, den Plan der Ratten zu stören, und mußte daran gehindert werden.
Die Biester reagierten kollektiv. Sie gingen zum Angriff über, versuchten Lilith im Flug zu attackieren.
Aber sie hielt sich dicht unter der Gewölbedecke und entging den Ratten, deren Sprungkraft nicht genügte, um diese Höhe zu erreichen.
Dennoch beeilte sich Lilith.
Ihre Schwingen peitschten die Luft. Immer rasender wurde ihr Flug. Wie ein Torpedo schoß sie, ihren Echolot-Sinnen vertrauend, durch die Finsternis, schlug ein paar Haken, um die Angreifer zu verwirren und wenigstens für ein paar Sekunden in die Irre zu leiten. Dann stieß sie in den Gang hinein, an dessen Ende sie die Gefangenen wußte - und ihr eigentliches Ziel!
*
»Deine Freundin ist sauer, hm?« Ryder Maguire wies mit dem Kinn zur Tür.
Seven van Kees zuckte die Schultern und ließ sich neben ihm auf die Ledercouch mit dem Chromgestell sinken.
Ihr Bereich der weitläufigen Loftwohnung unterschied sich grundlegend von Leslies. Seven liebte Art deco, Möbel und Accessoires konnten ihr kaum exklusiv genug sein, während Leslie auf den Countrystyle stand - Holz, putzige Muster. Gemütlichkeit war Leslies Devise, heimelig wollte sie alles haben - und auch ihre Beziehung zu Seven sollte so sein, ganz wie zwischen einem normalen Ehepaar eben. Aber dafür war Seven nie zu begeistern gewesen, nicht einmal ansatzweise.
Jetzt aber, da sie neben Ryder Maguire saß und in seine Augen sah, wurden für Seven van Kees plötzlich Dinge vorstellbar, über die sie bislang nicht einmal hatte nachdenken wollen: Zweisamkeit, trautes Heim, Familie .
Das Biest, die echte Seven also, schien draußen vor der Tür geblieben zu sein.
»Leslie beruhigt sich schon wieder«, antwortete sie endlich auf Ry-ders Frage. »Und wenn nicht ...« Sie ließ den Rest offen, aber ihr Lächeln verriet, daß es sie nicht interessierte, was Leslie dachte oder tun würde.
Nicht jetzt. Nicht mehr?
Ryder Maguire interessierte sie. Jetzt. Und für immer?
Warum nicht? dachte Seven.
»Seid ihr nur ... nun, Freundinnen? Oder Freundinnen?« Ryder lächelte hintergründig.
»Wir sehen unsere Beziehung ein wenig unterschiedlich«, erwiderte Seven. »Vielleicht ein wenig zu unterschiedlich.«
»Das heißt?«
»Ich wohne hier - und Leslie lebt hier.«
»Aha«, machte Ryder.
Die Tür flog auf. Leslie Bentwick stand im Rahmen.
»Moe Marxx hat ungefähr
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