Die kalte Brut
war.
Wortlos nahm er sich den Ausdruck von Mansons Daten noch einmal vor, dann las er, was die Monitore über Charles Thorn und David Landau verrieten.
Ihre Berufe! schoß es Darren plötzlich durch den Kopf. Das ist es! Oder könnte es zumindest sein ...
Manson war ein Medienmogul gewesen. Thorn ein Universitätsprofessor. Und Landau einer der erfolgreichsten Unternehmer der Stadt, in der Computerbranche tätig.
Sie waren ... keine gewöhnlichen Männer, brachte es Darren auf einen vorläufigen Punkt. Sie waren wichtig. Einflußreich. Klug.
Sinn machte diese Schlußfolgerung trotzdem nicht. Noch nicht ...
Darren seufzte schwer. Mit Daumen und Zeigefinger massierte er sich die Nasenwurzel. Schmerz stach dort, wie immer, wenn er angestrengt über etwas nachdachte, ohne zu einer Lösung zu kommen.
Ein dumpfer Knall riß Darren aus seiner Gedankenversunkenheit. Die Tür zum Untersuchungsraum war aufgestoßen worden und gegen die Wand gekracht.
Zwei Männer in fast identischen Anzügen traten ein, blieben stehen. Ihre Blicke schienen Darren aufspießen zu wollen.
Er ahnte, was jetzt kam. Eigentlich hätte er damit rechnen müssen, aber seit der gestrigen Nacht fühlte er sich kaum noch in der Lage, klar zu denken, geschweige denn irgendwelche Entwicklungen vor-herzusehen.
Mit zerknirschter Miene nickte er den beiden Detectives zu. »Gri-mes, Dent.«
Grimes, der kleinere der beiden Männer, winkte ihm zu.
»Mitkommen«, schnarrte er.
»Dacht' ich mir«, murrte Darren und setzte sich gehorsam in Bewegung.
»Hey!« meldete sich Jimmy. »Was wird denn das?«
Darren machte eine beruhigende Bewegung. »Keine Sorge, Jimmy. Ich bin gleich zurück.«
»Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher«, meinte Dent. Sein Grinsen war das eines Haifischs und wirkte wenig aufmunternd. Spätestens jetzt wurde Darren klar, daß er in Schwierigkeiten steckte - tiefer, als er befürchtet hatte.
*
Lilith ließ ihren Blick in die Runde schweifen und nickte.
Relative Ruhe war eingekehrt. Die Berichterstatter von TV, Rundfunk und Presse waren vertrieben, eine Nachrichtensperre verhängt worden. Die Polizisten - knapp zwei Dutzend, der Rest war von diesem Einsatz abgezogen worden - hielten sich bereit, standen wortwörtlich Gewehr bei Fuß.
»Na, alles zu Ihrer Zufriedenheit arrangiert?«
Chief Holloway knurrte ihr direkt ins Ohr. Er schien tunlichst darauf bedacht, zu verheimlichen, daß alles, was er angeordnet hatte, eigentlich auf Liliths Wunsch hin geschehen war.
»Ja, sieht gut aus«, meinte sie.
Holloway knurrte wie ein gereiztes Raubtier. »Ich wünschte, ich wüßte, warum ich diesen Scheiß überhaupt mitmache .«
»Weil Sie mich mögen und schätzen?« mutmaßte Lilith grinsend.
»Das ist der allerunwahrscheinlichste Grund«, behauptete Hollo-way übellaunig.
»Ach, kommen Sie, Chief - so mies drauf sind Sie doch gar nicht«, sagte Lilith und erlaubte sich, Holloway einen versteckten Stoß zu versetzen. »Ich bin sicher, daß Sie im Grunde Ihres Herzens sogar ein ganz netter Kerl sind.«
»Bin ich nicht!« empörte sich Holloway so heftig, als hätte sie ihn aufs Ärgste beleidigt.
Lilith grinste schief, dann atmete sie tief durch.
»Na gut, dann mach' ich mich mal ans Werk«, sagte sie.
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, brummte Holloway.
»Hey, ich tu's immerhin auch für Sie!«
Der Chief verzog die Lippen. »Sie tun vor allem eines - Sie bringen mich um Kopf und Kragen, wenn rauskommt, was ich Ihnen hier erlaube.«
»Haben Sie nicht etwas vergessen?«
»Was?«
»Verdammt noch mal - oder etwas in der Art.« Lilith zwinkerte ihm zu.
»Ah, Scheiße, was tu' ich hier eigentlich? - Los, hauen Sie schon ab, bevor ich's mir doch noch anders überlege!« stieß Holloway hervor.
»Soll ich mich wirklich beeilen?« Lilith vollführte mit angewinkelten Armen flatternde Bewegungen, die Holloway nur zu gut zu deuten wußte.
»Besser nicht«, riet er ihr. »Ein paar von den Jungs haben 'nen elend nervösen Zeigefinger.« Er wies in die Runde. Uniformierte Polizisten umstanden das Grundstück 333, Paddington Street, allesamt mit Präzisionsgewehren bewaffnet, deren Läufe in Richtung des Hauses wiesen.
Holloway fuhr sich überlegend über das unrasierte Kinn, dann meinte er: »Andererseits - machen Sie ruhig die Flatter. Dann erledigt sich mein Problem wie von selbst.« Er grinste gemein.
»Chief«, flötete Lilith, »ich würde Ihnen ja jeden Gefallen tun - nur diesen nicht. Überlegen Sie sich
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