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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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dabei war?«
    »Weil Sie mich unter dieser Geheimnummer angerufen haben. Von irgendwem müssen Sie die ja haben. Ich vermute«, fügte Felix behutsam tastend hinzu, »Stella hat die Nummer Martin gegeben, und Martin hat sie Ihnen gegeben.«
    »Martin hat Samat dort gefunden, wo ihr ihn versteckt habt – im schönen Staat New York, mitten unter den Amish-People. Er hat ihn überredet, seiner Frau eine religiöse Scheidung zu geben. Ein paar Rabbiner in Brooklyn haben den Papierkram erledigt.«
    »Und was ist aus Samat geworden, nachdem er die Scheidungspapiere unterschrieben hatte?«
    »Er hat gesagt, er wollte ein paar russische Freunde in Little Odessa besuchen. Als er zuletzt gesehen wurde, hielt er gerade ein Taxi an und sagte dem Fahrer, er soll ihn zur 5th Street bringen.«
    »Jetzt, wo Samat gefunden wurde, ist der Fall wohl abgeschlossen.«
    »Da ist immer noch der Oligarch. Sie wissen nicht zufällig, wo er sich zurzeit aufhält?«
    »Ich weiß es nicht. Und wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht sagen. Aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie ihn doch finden: Denken Sie daran, was mit Josef passiert ist. Wenn Sie dem Oligarchen auch nur ein einziges Haar krümmen, lässt Quest Sie lebendig begraben.«
    »Danke für den kostenlosen Rat, Felix.«
    »Sie haben mir mal das Leben gerettet, Lincoln. Jetzt versuche ich, Ihres zu retten.«

1997: LINCOLN DITTMANN SPÜRT DEN RÜCKSTOSS IN DEN SCHULTERBLÄTTERN
    Das Versteck, das Lincoln ausspioniert hatte, war ganz nach dem Geschmack eines Scharfschützen. In dem Fenster fehlten die meisten Fensterscheiben, so dass er die Whitworth auf einen Rahmen in Schulterhöhe auflegen konnte – Lincoln schoss am besten im Stehen, den linken Ellbogen an den Brustkorb gedrückt. Über dem Fenster selbst war ein Baldachin aus Efeu, der über die Fassade des leer stehenden Krankenhauses wucherte, das leicht erhöht gegenüber dem u-förmigen Mietshaus, 621 Crown Street, lag. Die Wetterbedingungen waren für einen Scharfschützen ideal – es war sonnig und kalt. Feuchte Luft konnte eine Kugel so sehr verlangsamen, dass sie an Höhe verlor, bei trockener, heißer Luft flog sie vielleicht zu hoch. Nachdem er das Gewehr und eine Einkaufstüte über die mit Glasscherben und Abfall übersäte Treppe in das Eckzimmer im dritten Stock geschleppt hatte, hatte Lincoln die dicken Arbeitshandschuhe ausgezogen und sich alle Fingerspitzen mit Sekundenkleber bestrichen. Anschließend hatte er seinen Proviant auf eine alte Zeitung verteilt: Mineralwasserflaschen, Schokoriegel und etliche Becher flüssigen Trinkjoghurt. Er band sich Dante Pippens weißes Seidenhalstuch als Glücksbringer um, bevor er das Zielfernrohr der Whitworth einstellte. Er schätzte die Entfernung vom Eingang des Krankenhauses bis zum Gehweg vor dem Mietshaus auf achtzig Meter, berechnete seine Höhe vom Boden und dann die Länge der Hypotenuse des sich daraus ergebenden Dreiecks. Er drehte an den Rädchen hinten am Messingzielfernrohr und stellte auf das Kruzifix scharf, das in einem Fenster im Parterre hing. Wenn es richtig eingestellt war und mit festem Arm gestützt wurde, traf das Gewehr mit seinem Hexagonallauf alles, was der Schütze ins Visier nahm. Queen Victoria selbst hatte einmal aus vierhundert Metern mitten ins Schwarze getroffen und war darüber so begeistert, dass sie Mr. Whitworth, den Erfinder des Gewehrs, auf der Stelle zum Ritter schlug. Lincoln schob die Papierpatrone mit dem Ladestock in den Lauf und setzte dann das Zündhütchen auf das Piston. Schließlich zog er ein Kondom über die Mündung, um den Lauf vor Staub und Feuchtigkeit zu schützen. Mit der schussbereiten Waffe ging Lincoln an der Fensterbank in die Hocke und beobachtete vom ehemaligen Carson C. Peck Memorial Hospital aus das Gebäude auf der anderen Straßenseite.
    Lincoln hatte einen von Martin Odums alten Tricks angewendet, um die Adresse herauszufinden, die zu der Geheimnummer 718 587 9291 gehörte. Er war auf dem Eastern Parkway in eine Telefonzelle gegangen und hatte die Telefongesellschaft angerufen. Als eine Frau sich meldete, hatte er auf Dante Pippens eingerosteten irischen Akzent zurückgegriffen.
    »Ich bräuchte mal ein neues Telefonbuch, das alte hat mein Hund zerfleddert.«
    »Was für eins brauchen Sie, Sir?«
    »Die Gelben Seiten von Brooklyn.«
    »Schicken wir Ihnen gerne zu. Würden Sie mir bitte Ihre Telefonnummer nennen?«
    »Natürlich«, hatte Lincoln erwidert. »Das ist 718 587 9291.«
    Die Frau

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