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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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was dir in Moskau zugestoßen ist?«, fragte sie.
    Er lächelte. »Nein. Der kleine Teil meines Lebens als Legende Josef Kafkor ist wie durch einen Vorhang abgeschirmt. Aber was ich verloren habe, ändert nichts für uns. Der Teil von Martin Odums Leben, an den ich mich erinnern möchte, beginnt genau hier.«

1997: LINCOLN DITTMANN FINDET DAS LETZTE PUZZLETEILCHEN
    »Druckerei der Regierungsbehörde. Harvey Cleveland am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
    »Erkennen Sie meine Stimme, Felix?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Sollte ich?«
    »Ich helfe Ihnen auf die Sprünge: Ein Hangar unter dem Pulaski Skyway, ein verrückter Texaner namens Leroy, der mit einer Knarre auf Sie zielt. Sie sind ganz schön zusammengezuckt, als Sie sein Handgelenk brechen hörten.«
    Felix Kiick lachte leise ins Telefon. »Ich fass es nicht«, sagte er. »Lincoln Dittmann. Woher haben Sie meine Nummer? Die sollte geheim sein.«
    »Wie geht’s Ihnen, Felix?«
    »Moment mal – ich verschlüssele den Anruf.« Ein statisches Rauschen erklang, dann war Felix’ Stimme wieder in der Leitung, laut und deutlich. »Ich bin so gut wie im Ruhestand. Noch sechs Wochen, drei Tage und viereinhalb Stunden, dann bin ich hier weg. Und wie geht’s Ihnen?«
    »Mehr oder weniger gut.«
    »Was überwiegt – mehr oder weniger?«
    »Mehr.«
    »Kommt Ihr Gedächtnis zurück?«
    »Mit meinem Gedächtnis ist alles bestens, Felix. Sie verwechseln mich mit Martin Odum.«
    Lincolns Antwort verunsicherte Felix. »Scheint so«, gab er argwöhnisch zu. »Sie sind … Lincoln Dittmann?«
    »Wie er leibt und lebt.«
    »Weshalb rufen Sie an?«
    »Mir fehlt noch ein letztes Teilchen zu einem Puzzle. Ich dachte, Sie könnten mir bei der Suche helfen.«
    »Lassen Sie hören, was Sie wissen«, sagte er vorsichtig. »Vielleicht kann ich Ihnen auf die Sprünge helfen.«
    »Ich weiß, was mit Josef Kafkor in Prigorodnaja passiert ist, Felix. Er war der Verbindungsmann zwischen Crystal Quests Leuten und dem Oligarchien, Tsvetan Ugor-Shilow. Als Josef merkte, dass Quest mit der Prigorodnaja-Operation zu tun hatte – als er merkte, dass sie die Operation angezettelt hatte –, muss er damit gedroht haben, die Sache einigen Kongressabgeordneten oder Senatoren zu stecken. Daraufhin hat der Oligarch Josef foltern und schließlich lebendig begraben lassen.«
    »Ich bin ganz Ohr, Lincoln.«
    »Sie waren in der Antiterrorabteilung, bevor man Sie quasi aufs Abstellgleis geschoben hat und Sie den Kunden im FBI-Zeugenschutzprogramm Händchen halten mussten. Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie auch mal bei der amerikanischen Botschaft in Moskau stationiert. Waren Sie in Moskau, als sie Josef Kafkor gebracht haben, Felix?«
    Lincoln konnte Kiick förmlich schmunzeln hören. »Das ist nicht auszuschließen«, räumte der FBI-Mann ein.
    »Bei Ihrem Rang«, sagte Lincoln, der jetzt schnell sprach und zwischen den Sätzen kaum Pausen einlegte, »müssten Sie in der Botschaft der FBI-Spitzenmann gewesen sein. Sie hätten es mitbekommen, wenn es Gerüchte gegeben hätte, dass Quest eine Geheimoperation über einen Verbindungsmann laufen hat. Als Josef plötzlich bei Ihnen auf der Matte stand, müsste Ihnen der Gedanke gekommen sein, dass er der Verbindungsmann sein könnte – seine körperliche Verfassung, die Folterspuren an seinem Körper, sein psychischer Zustand, das alles deutete darauf hin, dass die DDO-Operation aus dem Ruder gelaufen war.« Lincoln schnappte nach Luft. »Warum wurden der Oligarch und Samat exfiltriert?«
    Felix seufzte. »Die lebten schon seit Jahren gefährlich – die Moskauer Bandenkriege, die Tschetschenen, gewisse Gruppierungen innerhalb des Föderalen Sicherheitsdienstes, KGB-Leute, die sauer waren, weil man sie kaltgestellt hatte, Jelzins politische Feinde, Möchtegernkapitalisten, die der Oligarch auf seinem Weg nach oben ruiniert hatte und so weiter. Und dann tauchte Josef Kafkor auf der Bildfläche auf. Josef und seine Skrupel. Quest wird dem Oligarchen versichert haben, dass Kafkor seine Bedenken nur ihr gegenüber geäußert hat, aber die Ugor-Shilows, Tsvetan und Samat, hatten da gewiss ihre Zweifel. Schließlich hatte Quest ein starkes Interesse daran, sie zu belügen, damit die Operation weitergehen konnte. Als Josef aus dem Grab gerettet worden war, das der Oligarch für ihn geschaufelt hatte, und durch die Straßen von Moskau irrte, da haben die Ugor-Shilows Quests Geschichte, Josef habe die Kafkor-Legende total vergessen, nicht geschluckt. Samat hat

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