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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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aufgerissenen Knien nicht, die ich trug. Es schien ihn nicht daran zu hindern, mich betatschen zu wollen.
    Winning Locks war ein ultramoderner Laden, und in zwei riesigen Schaufenstern hingen eine Menge Seidentücher in den unterschiedlichsten Schattierungen von Türkis, Grün und Kobaltblau. Mr Race hatte im Innern Ventilatoren aufgestellt, damit die Stoffe stetig in Bewegung blieben, sodass es wirkte wie eine Unterwasserwelt. Große Aquarien mit Tropenfischen vollendeten die Illusion. Die Eingangstür bestand aus Mahagoni und Prismenglas, sodass alles drinnen verschwamm. Als wir die Tür aufzogen, ließen laute – und ich meine Kopfschmerz erzeugende, einen in die Knie zwingend laute – Frauenschreie bei uns eine Gänsehaut entstehen. Vorsicht mit den Gläsern. Achtung Trommelfell! Selbst Celine Dion wäre nicht so hoch gekommen. Und dann stammte der Lärm auch noch von Mr Race höchstselbst. Ja, dort drinnen spielte sich eine Szene direkt aus Dantes Inferno ab, Friseur-Version.
    Bud meldete sich mit einem üblichen offiziellen Gedröhne zu Wort. »Hey, Schluss mit dem schrillen Gekreische, Race. Du klingst ja schlimmer als ein abgestochenes Schwein.«
    Das schrille Quieken stoppte abrupt und wurde abgelöst durch ein Schluchzen, das zwar ein wenig männlicher klang, aber auch noch nicht unbedingt machohaft. Ich befand, dass dieses Schlamassel Buds Angelegenheit war, also konnte er sich auch selbst darum kümmern. Ich würde herumstehen, Verstärkung spielen, und meine beiden Waffen ziehen, wenn irgendjemand anfinge, mit Bürsten und Pomade nach uns zu werfen.
    Mr Race atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich unter seinem bekannten schwarzen Seidenhemd, und ja, es stand offen und zeigte seine männliche Brust. Dort war kein einziges Härchen zu sehen, aber die konnten auch unter dem großen Silberanhänger verborgen sein, den er trug, etwa im Format eines kleinen Pfannkuchens. Seine dünnen Lippen zitterten wie verrückt. Ich beobachtete und analysierte die Situation, wie man es mir beigebracht hatte. Seine durchgeknallte Kundin hatte ihn auf seinem eigenen, mit rotem Samt überzogenen thronartigen Styling-Stuhl festgebunden. Einer seiner personalisierten schwarzen Plastikumhänge mit Mr Races schwer zu entziffernder Unterschrift in Silber darauf fesselte ihn an die Lehne. Er schien erleichtert zu sein, dass bewaffnete Gesetzeshüter die Sache nun unter Kontrolle bekommen würden.
    »Bud, Bud, o Gott sei Dank, du bist da. Corkie sagt, sie schüttet mir Bleiche ins Gesicht. Und sie hat noch alles mögliche andere hineingeschüttet, richtig starkes Zeug! Du musst sie aufhalten, Bud. Das macht mir die Haut kaputt, und sieh nur, meine neun und neundreißig warten beide. Das ist alles ganz schrecklich für mich!«
    Ich schlich mich um Mr Races übergewichtige Nagelspezialistin herum, eine Dame, die man uns noch nicht vorgestellt hatte, deren Namensschild sie jedoch als Flash auswies. Sie trug ein lila-rosa Batikhemd und eine leuchtend gelbe Caprihose und polierte in aller Ruhe die Nägel einer Greisin mit hoch auftoupierten blau schimmernden Haaren, die einen rot-gold glänzenden Trainingsanzug trug. Die alte Dame hatte sich entschlossen, ihre langen Klauen in der Farbe einer sehr reifen Aubergine streichen zu lassen. Alle zehn Nägel waren zudem mit kleinen roten hutförmigen Aufklebern verziert, die sie als Mitglied der berühmten Red Hat Society auswiesen, eine am ganzen See für ihre allmonatlichen wilden Abendessen bei Applebee’s bekannten Gruppe, wo alle Mitglieder rote oder lila Federboas trugen und einen Haufen Fotos voneinander anfertigten. Eine gute, freundliche Gruppe, die selten Probleme mit der Polizei bekam.
    Flash und die alte Dame ignorierten die ganze Sache mit Mr Race und Corkie. Kein Wunder: Schatten der Leidenschaft lief auf einem riesigen Plasmafernseher, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Auch er war in roten Samt gewandet. Mr Races Kunden waren offenbar immun gegen die gefährliche Geiselnahme. Andererseits fanden gerade einige sehr romantische Schlafzimmerübungen zwischen Victor und einer Blondine statt, die jung genug war, seine Großenkelin zu sein, vielleicht sogar Urgroßenkelin. Und sie sah wirklich hübsch aus. Nicht, dass ich diese Seifenoper verfolge, höchstens ein oder zwei Mal während meiner Studienzeit am LSU . Ich konnte nicht anders, als einen Moment selbst hinzuschauen. Victor war ein echter Casanova, er bog das Mädchen rückwärts über ein Sofa und versuchte,

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