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Die Kalte Zeit

Die Kalte Zeit

Titel: Die Kalte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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dass die beiden sich entzweit hatten?«, fragte Blessing.
    »Sie sind Konkurrenten.« Wolf Hendricks zuckte die Schultern. »Und irgendwas muss auch früher in Georgien vorgefallen sein. Konrad hat es nie erwähnt, aber Graupner hat mal so eine Bemerkung zu Konrad gemacht. Das war bei einem Schützenfest. Zehn Jahre ist das sicher schon her. Sie waren wohl beide ziemlich besoffen damals.«
    »Was für eine Bemerkung?«
    »Es passte gar nicht in den Zusammenhang, deshalb hab ich’s mir gemerkt. Irgendwas wie: ,Du bist ein Schwein, Konrad, wenn du mit dieser Schuld leben kannst’.« Wolf Hendricks hob beide Hände. »Fragen Sie mich nicht, was er gemeint hat. Jedenfalls, seit dem Abend reden die beiden nicht mehr miteinander. Und dann brach letztes Jahr dieser neue Streit aus.«
    »Worum ging es?«, fragte Blessing.
    »Um den Verkaufsplatz vor dem Rathaus in Büttgen. Eigentlich war das seit Jahrzehnten unser Stammplatz gewesen. Aber auf einmal wurde Konrad die Genehmigung nicht mehr erteilt. Graupner hat aber eine bekommen.« Hendricks grinste und trank einen Schluck. »Dann hat Konrad sich dahinter geklemmt. Er konnte sehr stur sein. Ist denen im Amt für Verkehrsangelegenheiten so lange auf die Bude gerückt, bis sie feststellten, dass Graupners Verkaufsplatz eine Lieferzone versperrt. Das Ende vom Lied: Keiner von beiden darf mehr dort stehen.« Hendricks schenkte noch mal nach. Seine Hände waren jetzt ruhig. »Ein Kindergarten ist nichts dagegen.«
     
    Gesa Hendricks’ Blick wurde wie magisch vom Fenster angezogen, vor dem die Schneeflocken immer dichter wirbelten.
    »Ihr Mann hat uns von der Feindschaft zwischen Ihrem Vater und Herbert Graupner erzählt. Können Sie sich vorstellen, dass Graupner so weit gehen würde, ein Feuer zu legen?«, fragte Blessing.
    Gesa Hendricks schüttelte langsam den Kopf. »Wenn man einen Menschen sein Leben lang kennt, ist es fast unmöglich, sich so etwas vorzustellen. Auch wenn man ihn noch nie besonders mochte.«
    Zagrosek fuhr zusammen, als Gesa Hendricks unvermittelt aufstand und ihren Stuhl weg schob.
    »Ich hab gebetet, dass es regnet«, sagte sie. »Es blieb trocken. Heute schneit es. Warum nicht gestern? Wenn die Kultur nass gewesen wäre, hätte sie nicht gebrannt. Papa würde noch leben. Und die Bäume . . .«
    Die letzten Worte hatte sie fast ausgerufen.
    Anna Verhoeven erschien in der Tür, als habe sie direkt dahinter gewartet. »Gesa! Wir müssen uns zusammen nehmen. Es hilft ja nichts.« Sie sah ihre Tochter an.
    Gesa wandte sich zum Schrank, sah durch das Glasfensterchen hinein. »Die Tassen stehen immer zu zweit ineinander gestapelt«, murmelte sie. »Wie Paare. Manche gehören zusammen und manche nicht. Eine hat Felix zerbrochen und eine bleibt nun allein übrig.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Aber ich konnte nicht schimpfen, es war ja keine Absicht.«
    Anna Verhoeven trat zu ihr. Über Gesas Schulter warf sie den Kommissaren einen Blick zu. »Wir fahren in die Stadt und kaufen eine neue Tasse. Das ist doch wirklich kein Problem«, sagte sie schroff.
    »Wir müssen es bald machen.« Gesas Stimme war nur noch ein Flüstern. »Sonst geschieht noch mehr Unglück.«

    Ein fünf Meter hoher Ballon-Weihnachtsmann, prall aufgeblasen bis in die roten Apfelbacken, schaukelte im Nachtwind und wies Zagrosek die Richtung zu Herbert Graupners Anwesen.
    Mauern aus grauem Klinker, drei Garagen, ein schmiedeeisernes Tor mit Kameraüberwachung. Nachdem Blessing ausgestiegen war und auf die Klingel gedrückt hatte, öffneten sich die Torflügel, und Zagrosek parkte auf einem der Gästeparkplätze.
    Graupner hatte auf sie gewartet. Obwohl es inzwischen auf zwei Uhr nachts zuging, wirkte er nicht müde. Er hatte den Schlafanzug gegen eine Cordhose und einen Pullover getauscht und führte die Kommissare ins Wohnzimmer. Die Möbel machten einen gediegenen Eindruck. Der Fernseher in der Schrankwand war eingeschaltet. Auf einem Tisch vor dem Sofa stapelten sich Programmzeitschriften, dazwischen lagen Fernbedienungen. Eine halbvolle Pilsflasche, ein Bierglas und eine aufgerissene Tüte Chips ergänzten das Bild.
    Graupner bot ihnen einen Platz auf dem Sofa an und setzte sich in einen Sessel. Er schaltete den Fernseher aus.
    »Wie haben Sie das Feuer bemerkt?«, begann Zagrosek.
    »Ich wollte gerade den Roll-Laden herunterlassen. Mein Schlafzimmer liegt auf der Seite von Verhoevens Tannenkultur.«
    »War jemand bei Ihnen?“
    „Na, schön wär’s.« Graupner verzog den

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