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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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bringen, meine Geschäfte und meine Liebe zu Ihnen. Ja, lachen Sie nicht, zu Ihnen. Ich habe die merkwürdige Laune, Sie zu lieben. Und da spielen Sie sich auf und reden hochtrabende Worte. Sie großes Kind! Denken Sie nur daran, daß ich Sie liebe, und nichts wird Ihnen Kopfzerbrechen machen. Einverstanden, ja?'
,Ich bin mit allem, was Sie wollen, einverstanden. Das wissen Sie.'
,In weniger als einem Monat werden wir auf irgendeinem Dorf sein, wir werden an einem Wasser Spazierengehen und Milch trinken. Es mag Ihnen seltsam vorkommen, daß ich so spreche, ich, Marguerite Gautier. Aber dieses Leben in Paris, mein Freund, macht mich nur scheinbar glücklich. Es hält mich nicht, es langweilt mich sogar. Deshalb habe ich plötzlich die Vorstellung von einem ruhigeren Dasein, das mich an meine Kindheit erinnern wird. Wir sind alle einmal Kinder gewesen, was auch aus uns geworden sein mag. Oh, keine Angst, ich werde Ihnen nicht erzählen, ich sei die Tochter eines Oberst a.
D. und in Saint-Denis erzogen worden. Ich bin nur ein armes Mädchen vom Lande und konnte vor sechs Jahren noch nicht einmal meinen Namen schreiben. Nun sind Sie beruhigt, nicht wahr? Warum sind Sie wohl der erste, den ich an der Freude über diesen plötzlichen Entschluß teilnehmen lasse? Sicher, weil ich erkannt habe, daß Sie mich um meinetwillen lieben und nicht um Ihretwillen, wie alle anderen, die mich immer nur aus Egoismus geliebt haben.
Ich war oft auf dem Lande, aber nie so, wie ich es mir immer gewünscht hätte. Mit Ihnen möchte ich glücklich genießen. Seien Sie nicht böse und stimmen Sie zu. Sagen Sie sich: Sie wird nicht sehr lange leben. Ich werde eines Tages bereuen müssen, ihr den ersten Wunsch nicht erfüllt zu haben! Und er ist doch so leicht zu erfüllen!' Was sollte ich darauf antworten? Noch dazu in Erinnerung an die letzte Liebesnacht und in Erwartung einer zweiten? Eine Stunde später hielt ich Marguerite in meinen Armen. Wenn sie von mir ein Verbrechen verlangt hätte, ich würde ihr gehorcht haben. Um sechs Uhr morgens verließ ich sie. Ehe ich fortging, fragte ich: ,Heute abend?' Sie küßte mich noch heftiger, aber sie antwortete nicht. Im Laufe des Tages erhielt ich einen Brief von ihr mit folgendem Inhalt:
,Liebster, ich bin etwas leidend. Der Arzt hat mir Ruhe verordnet. Ich werde früh zu Bett gehen und Sie heute nicht sehen. Aber um Sie zu entschädigen, erwarte ich Sie morgen mittag. Ich liebe Sie.'
Mein erster Gedanke war: Sie betrügt mich. Kalter Schweiß trat mir auf die Stirne. Ich liebte diese Frau zu sehr, als daß mich dieser Verdacht nicht aufwühlte. Übrigens mußte ich ja damit rechnen, daß bei Marguerite so etwas alle Tage eintreten konnte. Wie oft war es mir nicht schon mit meinen früheren Geliebten so ergangen, ohne daß es mich jedoch besonders beschäftigt hatte. Worin beruhte der Einfluß dieser Frau auf mein Leben? Dann dachte ich, da ich ja ihren Schlüssel besaß, daran, sie in gewohnter "Weise aufzusuchen. So würde ich am ehesten Klarheit erhalten. Und sollte ich einen Mann bei ihr treffen, dann wollte ich ihn ohrfeigen.
Inzwischen ging ich in die Champs-Elysées. Ich promenierte dort bis vier Uhr. Sie kam nicht. Abends ging ich in alle Theater, die sie häufig besuchte, aber in keinem war sie zu finden.
Um elf Uhr begab ich mich in die Rue d'Antin. Marguerites Fenster waren dunkel. Trotzdem läutete ich. Der Portier fragte mich, zu wem ich wolle. ,Zu Fräulein Gautier', antwortete ich. ,Sie ist noch nicht zurück.' ,Ich werde hinaufgehen und warten.' ,Es ist niemand zu Hause.'
Zwar hatte ich etwas, um mir den Eintritt zu erzwingen, nämlich den Schlüssel. Aber ich fürchtete einen lächerlichen Auftritt und ging. Aber ich begab mich nicht nach Hause. Ich mußte einfach in ihrer Straße bleiben und ihr Haus beobachten. Mir war, als würde ich noch etwas zu sehen bekommen, und sei es auch der Beweis für meinen Verdacht. Gegen Mitternacht hielt ein Wagen, den ich sehr gut kannte, vor der Nummer 9.
Der Graf G... stieg aus und begab sich ins Haus, nachdem er seinen Wagen fortgeschickt hatte.
Einen Augenblick hoffte ich, daß der Portier auch ihm sagen würde, Marguerite sei nicht zu Hause, und daß er wieder fortgehen müsse. Aber um vier Uhr morgens wartete ich immer noch.
Ich habe in den letzten drei Wochen viel gelitten, aber ich glaube, es war nichts im Vergleich zu dem, was ich in jener Nacht durchmachte.
     

XIV
     
    Wieder zu Hause, weinte ich wie ein kleines Kind. Es gibt keinen

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