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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vielleicht mißtrauisch genug war, um den Anrufen bei der Hotline nachzuspüren, war dann aber zu dem Schluß gelangt, daß die Telefonisten dazu viel zu beschäftigt waren.
    Und sie waren beschäftigt. Am anderen Ende der Stadt sagte John Bryan Glass eine Vorlesung ab und verschloß die Tür zu seinem Büro. Er verbrachte eine wunderbare Zeit damit, unter allen möglichen angenommenen Namen einen Anruf nach dem anderen zu tätigen. Nicht weit von ihm entfernt bombardierten auch Hez Kerry und einer seiner Mitarbeiter die Hotline mit derselben Botschaft.
    Adam eilte nach Memphis zurück. Darlene saß in seinem Büro und versuchte vergeblich, eine gewisse Ordnung in den Berg von Papierkram zu bringen. Sie deutete auf einen Stapel neben seinem Computer. »Die Entscheidung über die Ablehnung des Revisionsantrags liegt obenauf, darunter die Entscheidung des Gerichts von Mississippi. Dann kommt der Habeas-Corpus-Antrag, der beim Bundes-Bezirksgericht eingereicht werden muß. Ich habe alles bereits per Fax durchgegeben.«
    Adam zog sein Jackett aus und warf es auf einen Stuhl. Er betrachtete eine Reihe von rosa Mitteilungen über Anrufe, die an einem Bücherregal hingen. »Wer sind diese Leute?«
    »Reporter, Schriftsteller, Spinner, andere Anwälte, die ihre Hilfe anbieten. Einer ist von Garner Goodman in Jackson. Er sagte, die Marktanalyse liefe sehr gut, Sie sollten ihn nicht anrufen. Was ist die Marktanalyse?«
    »Fragen Sie besser nicht. Keine Nachricht vom Fünften Berufungsgericht?«
    »Nein.«
    Adam holte tief Luft und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. »Lunch?« fragte sie.
    »Nur ein Sandwich, wenn Sie so gut sein wollen. Können Sie auch morgen und Sonntag arbeiten?«
    »Natürlich.«
    »Ich brauche Sie das ganze Wochenende über, am Telefon und am Faxgerät. Tut mir leid.«
    »Das macht mir nichts aus. Ich hole Ihnen ein Sandwich.«
    Sie ging und machte die Tür hinter sich zu. Adam rief in Lees Wohnung an, es meldete sich niemand. Dann rief er das Auburn House an, aber niemand hatte etwas von ihr gehört. Er rief Phelps Booth an, der sich in einer Sitzung befand. Er rief Carmen in Berkeley an und sagte ihr, sie sollte für Sonntag einen Flug nach Memphis buchen.
    Dann betrachtete er die Zettel mit den Telefonnachrichten und kam zu dem Schluß, daß keiner einen Rückruf wert war.
    Um ein Uhr sprach Mona Stark mit den beim Büro des Gouverneurs im Kapitol herumlungernden Reportern. Sie sagte, daß der Gouverneur sich nach eingehenden Überlegungen entschlossen hätte, am Montag um zehn Uhr eine Anhörung wegen eines Gnadengesuchs abzuhalten. Er hatte vor, alle sachdienlichen Argumente und Appelle zur Kenntnis zu nehmen und dann eine faire Entscheidung zu treffen. Es sei eine furchtbare Verantwortung, erklärte sie, dieses Abwägen über Leben und Tod. Aber David McAllister würde tun, was gerecht und richtig war.
41
    A m Samstagmorgen um Viertel vor sechs kam Packer zu Sams Zelle, die Handschellen blieben diesmal weg. Sam wartete bereits, und sie verließen leise Abschnitt A. Sie gingen durch die Küche, wo die Vertrauenshäftlinge Rührei machten und Speck brieten. Sam hatte die Küche noch nie gesehen, und er ging langsam, zählte seine Schritte und überprüfte die Abmessungen. Packer öffnete eine Tür und bedeutete Sam ungeduldig, ihm zu folgen. Sie traten in die Dunkelheit hinaus. Sam blieb stehen und warf einen Blick auf das kleine, quadratische Ziegelsteingebäude zu seiner Rechten, in dem sich die Gaskammer befand. Packer ergriff seinen Ellenbogen, und sie gingen gemeinsam zum Ostende des Todestrakts, wo ein anderer Wärter stand und wartete. Der Wärter gab Sam einen großen Becher Kaffee und führte ihn durch ein Tor auf eine Freifläche, die der am Westende des Trakts ähnelte. Sie war eingezäunt und von Stacheldraht gekrönt, mit einem Basketballkorb und zwei Bänken. Packer sagte, er käme in einer Stunde wieder, dann gingen er und der Wärter.
    Sam stand lange auf einer Stelle, trank den heißen Kaffee und betrachtete seine Umgebung. Seine erste Zelle hatte in Abschnitt D gelegen, im Ostflügel, und er war früher oft genug hier gewesen. Er kannte die genauen Abmessungen - fünfzehn Meter dreißig mal zehn Meter achtzig. Er sah den Wärter auf dem Turm, der unter einer Lampe saß und ihn beobachtete. Durch den Zaun und über die Baumwollfelder hinweg konnte er die Lichter von anderen Gebäuden sehen. Er wanderte langsam zu einer der Bänke und setzte sich.
    Wie rücksichtsvoll von diesen

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