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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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auf etwas an der anderen Seite des Zimmers. »Ich habe eine Woche daran gearbeitet«, sagte er, wobei seine Stimme fast heiser klang, »aber darüber nachgedacht habe ich seit vierzig Jahren.«
    »Was steht in dem Brief?« fragte Adam langsam.
    »Eine Entschuldigung. Ich habe die Schuld viele Jahre mit mir herumgetragen, Adam. Joe Lincoln war ein guter und anständiger Mann, ein guter Vater. Ich habe den Kopf verloren und ihn grundlos getötet. Und bevor ich ihn erschoß, habe ich gewußt, daß ich damit durchkommen würde. Ich habe deshalb immer ein schlechtes Gewissen gehabt. Ein sehr schlechtes. Und jetzt kann ich nur noch sagen, daß es mir leid tut.«
    »Ich bin sicher, daß das für die Lincolns einiges bedeuten wird.«
    »Vielleicht. In dem Brief bitte ich sie um Verzeihung, was, wie ich glaube, die christliche Art ist, etwas zu tun. Wenn ich sterbe, möchte ich es in dem Wissen tun, daß ich versucht habe zu sagen, daß es mir leid tut.«
    »Hast du eine Ahnung, wo ich sie finden kann?«
    »Das ist der schwierige Teil. Ich habe von Verwandten gehört, daß die Lincolns nach wie vor in Ford County wohnen. Ruby, seine Witwe, ist vermutlich noch am Leben. Ich fürchte, du mußt einfach nach Clanton fahren und Fragen stellen. Sie haben dort einen schwarzen Sheriff, also würde ich an deiner Stelle bei ihm anfangen. Er kennt wahrscheinlich alle Schwarzen in seinem Bezirk.«
    »Und wenn ich Quince finde?«
    »Sag ihm, wer du bist. Gib ihm den Brief. Sag ihm, daß ich mit einer Menge Schuld gestorben bin. Würdest du das für mich tun?«
    »Gern. Ich weiß nur noch nicht, wann ich dazu kommen werde.«
    »Warte, bis ich tot bin. Dann hast du massenhaft Zeit.«
    Sam ging wieder zu seinem Stuhl, und diesmal ergriff er zwei Umschläge. Er gab sie Adam und fing wieder an, langsam im Raum umherzuwandern. Auf dem einen stand der Name von Ruth Kramer, ohne Adresse, und auf dem anderen der von Elliot Kramer. »Die sind für die Kramers. Bringe sie ihnen, aber warte bis nach der Hinrichtung.«
    »Weshalb warten?«
    »Weil meine Motive rein sind. Ich will nicht, daß sie denken, ich wollte in meinen letzten Stunden noch Mitgefühl erregen.«
    Adam legte die Kramer-Briefe neben den an Quince Lincoln drei Briefe, drei Tote. Wie viele weitere Briefe würde Sam übers Wochenende noch schreiben? Wie viele weitere Opfer gab es da draußen?
    »Du bist sicher, daß du bald sterben mußt, stimmt's, Sam?«
    Er blieb an der Tür stehen und dachte einen Moment über die Frage nach. »Die Chancen stehen sehr schlecht. Ich mache mich darauf gefaßt.«
    »Noch ist nicht alles verloren.«
    »Ich weiß. Aber ich bereite mich vor, nur für alle Fälle. Ich habe vielen Leuten weh getan, Adam, und ich habe mir nicht immer die Mühe gemacht, darüber nachzudenken. Aber wenn man eine Verabredung mit Gevatter Tod hat, dann denkt man über den Schaden nach, den man angerichtet hat.«
    Adam nahm die drei Umschläge in die Hand und betrachtete sie. »Hast du noch mehr?«
    Sam verzog das Gesicht und schaute auf den Boden. »Das sind alle, im Augenblick.«
    Die Zeitung von Jackson brachte am Freitagmorgen auf der Titelseite einen Artikel über Sam Cayhalls Ersuchen um eine Anhörung wegen eines Gnadengesuchs. Sie enthielt ein tadelloses Foto von Gouverneur David McAllister, ein schlechtes von Sam und Unmengen gezielter Kommentare von Mona Stark, der Stabschefin des Gouverneurs, die alle besagten, der Gouverneur kämpfe mit sich um die Entscheidung.
    Da er ein wahrer Mann des Volkes war, ein getreuer Diener aller Einwohner von Mississippi, hatte der Gouverneur kurz nach seiner Wahl ein teures Telefon-Hotline-System installieren lassen. Die gebührenfreie Nummer war an jeder Straßenecke im Staat angeschlagen, und seine Wähler wurden ständig mit Anzeigen der Administration bombardiert, den heißen Draht zu benutzen Rufen Sie den Gouverneur an. Ihm liegt sehr viel an Ihrer Meinung. Demokratie, wie sie im Buche steht. Sie können Tag und Nacht anrufen.
    Und da er mehr Ehrgeiz als Mut hatte, hielten McAllister und seine Mitarbeiter die Anrufe auf einer täglichen Basis fest. Er war im Grunde ein Mitläufer, kein Führer. Er gab eine Menge Geld für Meinungsumfragen aus und hatte sich als äußerst geschickt darin erwiesen, die Probleme herauszufinden, die den Leuten zu schaffen machten, um dann einen Satz nach vorn zu tun und die Parade anzuführen.
    Sowohl Goodman als auch Adam hatten das erkannt. McAllister war ganz offensichtlich zu sehr von seinem

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