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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Schicksal besessen, um in irgendeiner Sache von sich aus den ersten Schritt zu tun. Der Mann war ein schamloser Stimmenzähler, und deshalb hatten sie beschlossen, ihm etwas zu zählen zu geben.
    Goodman las den Artikel zeitig, bei Kaffee und Obst, und um halb acht war er am Telefon und sprach mit Professor John Bryan Glass und Hez Kerry. Um acht tranken drei von Glass' Studenten in dem schäbigen, provisorischen Büro Kaffee aus Pappbechern. Die Marktanalyse konnte beginnen.
    Goodman erklärte den Plan und die Notwendigkeit der Geheimhaltung. Sie verstießen gegen keinerlei Gesetze, versicherte er ihnen, sondern manipulierten lediglich die öffentliche Meinung. Die Mobiltelefone lagen auf den Tischen, zusammen mit den Seiten aus den Telefonbüchern, die Goodman am Mittwoch kopiert hatte. Die Studenten waren ein wenig nervös, brannten aber trotzdem darauf, anfangen zu können. Sie würden gut bezahlt werden. Goodman demonstrierte die Technik mit dem ersten Anruf. Er wählte die Nummer.
    »People's Hotline«, meldete sich eine angenehme Stimme.
    »Ja, ich rufe wegen dem Artikel in der Zeitung von heute morgen an, dem über Sam Cayhall«, sagte Goodman, wobei er den schleppenden Südstaatenakzent imitierte, so gut er konnte. Das Ergebnis ließ viel zu wünschen übrig. Die Studenten amüsierten sich köstlich.
    »Und Ihr Name ist?«
    »Ja, ich bin Ned Lancaster, aus Biloxi, Mississippi«, erwiderte Goodman, aus der Tele fonliste ablesend. »Und ich habe für den Gouverneur gestimmt. Ein guter Mann«, setzte er noch als Bonbon hinzu.
    »Und wie denken Sie über Sam Cayhall?«
    »Ich finde, er sollte nicht hingerichtet werden. Er ist ein alter Mann, der viel gelitten hat, und ich möchte, daß der Gouverneur ihn begnadigt. Soll man ihn doch da oben in Parchman in Frieden sterben lassen.«
    »Okay. Ich werde dafür sorgen, daß der Gouverneur von Ihrem Anruf erfährt.«
    »Danke.«
    Goodman drückte auf einen Knopf am Telefon und verbeugte sich vor seinem Publikum. »Nichts dabei. Fangen wir an.«
    Der junge Weiße suchte sich eine Telefonnummer aus. Sein Gespräch verlief ungefähr so: »Hallo, hier ist Lester Crosby, aus Bude, Mississippi. Ich rufe wegen der Hinrichtung von Sam Cayhall an. Ja, Madam. Meine Nummer? 555-9084. Ja, das stimmt. Bude, Mississippi, hier unten in Franklin County. Ja, das stimmt. Also, ich finde, Sam Cayhall sollte nicht in die Gaskammer geschickt werden. Ich bin einfach dagegen. Ich finde, der Gouverneur sollte dem einen Riegel vorschieben. Ja, Madam, das stimmt. Danke.«
    Er lächelte Goodman an, der bereits eine andere Nummer wählte.
    Die Frau, gleichfalls weiß, war eine Studentin in mittleren Jahren. Sie stammte aus einem kleinen Ort in einer ländlichen Gegend des Staates, und ihr Akzent war von Natur aus unüberhörbar. »Hallo, ist dort das Büro des Gouverneurs? Gut. Ich rufe wegen dem Cayhall-Artikel in der Zeitung von heute an. Susan Barnes, Decatur, Mississippi. Ja, genau. Also, er ist ein alter Mann, der in ein paar Jahren sowieso sterben wird. Was hat der Staat davon, wenn er ihn jetzt tötet? Laßt den Mann in Frieden. Was? Ja, ich möchte, daß der Gouverneur das unterbindet. Ich habe für den Gouverneur gestimmt, und ich finde, er ist ein guter Mann. Ja. Ich danke Ihnen auch.«
    Der schwarze Student war Mitte zwanzig. Er teilte der Hotline-Telefonistin mit, daß er ein schwarzer Einwohner von Mississippi war, ein strikter Gegner der Ideen, die Sam Cayhall und der Klan vertraten, aber er sei trotzdem gegen die Hinrichtung. »Der Gouverne ur hat nicht das Recht, darüber zu entscheiden, ob jemand leben oder sterben soll«, sagte er. Für ihn war die Todesstrafe unter gar keinen Umständen akzeptabel.
    Und so ging es weiter. Die Anrufe gingen aus allen Ecken des Staates ein, einer nach dem anderen, jeder von einer anderen Person mit einer anderen Begründung, aber alle waren gegen die Hinrichtung. Die Studenten wurden kreativ, bemühten sich um die unterschiedlichsten Akzente und neuartige Argumente. Gelegentlich war die Leitung besetzt, und der Gedanke, daß sie die Hotline blockierten, machte ihnen gehörigen Spaß. Wegen seines undefinierbaren Akzents übernahm Goodman die Rolle des Außenseiters, er agierte als eine Art umherreisender Gegner der Todesstrafe, der sich von überall im Lande zu Wort meldete und dabei von einer erstaunlichen Vielzahl ethnischer Minderheiten und ausgefallener Ortschaften Gebrauch machte.
    Goodman hatte sich Sorgen gemacht, daß McAllister

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