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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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anrufen, sobald er aus Greenville heraus war. Sein Wagen stand bei der Raststätte in Cleveland. Dort würde er die Wagen wechseln, dann nach Memphis fahren und in einen Greyhound-Bus steigen.
    Genau das war es, was er tun würde. Es war idiotisch von ihm gewesen, an den Tatort zurückzukehren, aber, dachte er, wenn er einen kühlen Kopf behielt, dann würden diese Affen ihn laufen lassen.
    Eine halbe Stunde verging, bevor der Hilfswärter mit einem weiteren Formular erschien. Sam händigte ihm dreißig Dollar aus und erhielt eine Quittung. Er folgte dem Mann einen schmalen Flur entlang zu einem Schreibtisch, wo er eine Vorladung erhielt, derzufolge er in zwei Wochen vor dem Stadtgericht von Greenville erscheinen sollte. »Wo ist der Wagen?« fragte er, während er die Vorladung zusammenfaltete.
    »Er wird gleich gebracht. Warten Sie hier.«
    Sam sah auf die Uhr und wartete eine Viertelstunde. Durch ein kleines Fenster in einer Metalltür beobachtete er, wie auf dem Parkplatz vor dem Gefängnis Wagen ankamen und wegfuhren. Zwei Betrunkene wurden von einem stämmigen Polizisten an den Schreibtisch gezerrt. Sam wartete nervös.
    Von irgendwo hinter ihm rief eine neue Stimme langsam: »Mr. Cayhall?« Er drehte sich um und stand einem kleinen Mann in einem stark verblichenen Anzug gegenüber. Ein Ausweis wurde unter Sams Nase geschwenkt.
    »Ich bin Detective Ivy von der Polizei von Greenville. Ich muß Ihnen ein paar Fragen stellen.« Ivy deutete auf eine Reihe von Holztüren ein Stück den Flur hinunter, und Sam folgte ihm widerstandslos.
    Von dem Augenblick an, an dem er sich an dem schmutzigen Schreibtisch Detective Ivy gegenüber niederließ, hatte Sam Cayhall nur wenig zu sagen. Ivy war Anfang Vierzig, aber grau und um die Augen herum stark verrunzelt. Er zündete sich eine filterlose Camel an, bot Sam auch eine an und fragte dann, wie er sich die Schnittwunde im Gesicht zugezogen hatte. Sam spielte mit der Zigarette, zündete sie aber nicht an. Er hatte das Rauchen schon vor Jahren aufgegeben, und obwohl es ihn drängte, in diesem kritischen Moment wieder damit anzufangen, tippte er mit der Zigarette nur leicht auf den Schreibtisch. Ohne Ivy anzusehen, sagte er, daß es bei einer Schlägerei passiert wäre.
    Ivy gab mit einem kurzen Lächeln ein grunzendes Geräusch von sich, als hätte er genau diese Art von Antwort erwartet, und Sam wußte, daß er einem Profi gegenübersaß. Jetzt hatte er Angst, und seine Hände begannen zu zittern. Ivy entging das natürlich nicht. Wo hat die Schlägerei stattgefunden? Mit wem haben Sie sich geprügelt? Wann ist es passiert? Weshalb haben Sie sich in Greenville geprügelt, wo Sie doch drei Stunden entfernt leben? Woher haben Sie den Wagen?
    Sam sagte nichts. Ivy bombardierte ihn mit Fragen, die alle nicht beantwortbar waren, weil Sam wußte, daß Lügen zu weiteren Lügen führen und Ivy ihn binnen Sekunden zu einem handlichen Paket verschnürt haben würde.
    »Ich möchte mit einem Anwalt sprechen«, sagte Sam schließlich.
    »Das ist ganz wunderbar, Sam. Ich meine, das ist genau das, was Sie tun sollten.« Ivy zündete sich eine weitere Camel an und blies dichten Rauch zur Decke empor.
    »Wir hatten heute morgen eine kleine Bombenexplosion, Sam. Ist Ihnen das bekannt?« fragte Ivy, wobei er in einem spöttischen Ton die Stimme ein wenig hob. »Nein.«
    »Tragisch. Das Büro eines hiesigen Anwalts namens Kramer wurde in die Luft gesprengt. Passierte vor ungefähr zwei Stunden. Wahrscheinlich das Werk von Kluxern. Bei uns gibt es keine Kluxer, aber Mr. Kramer ist Jude. Lassen Sie mich raten Sie wissen nichts darüber, stimmt's?«
    »Stimmt.«
    »Wirklich sehr tragisch, Sam. Sehen Sie, Mr. Kramer hatte zwei kleine Jungen, Josh und John, und wie das Schicksal so spielt, waren sie bei ihrem Daddy in seinem Büro, als die Bombe hochging.«
    Sam holte tief Luft und sah Ivy an. Erzählen Sie mir auch den Rest, sagten seine Augen.
    »Und diese beiden kleinen Jungen, Zwillinge, fünf Jahre alt, reizende Kinder, wurden in Stücke gerissen, Sam. Sie sind mausetot, Sam.«
    Sam senkte langsam den Kopf, bis sein Kinn nur noch Zentimeter von seiner Brust entfernt war. Zweifacher Mord. Anwälte, Prozesse, Richter, Geschworene, Gefängnis, alles stürmte plötzlich auf ihn ein, und er schloß die Augen.
    »Ihr Daddy kommt vielleicht davon. Er wird gerade im Krankenhaus operiert. Die kleinen Jungen sind in der Leichenhalle. Eine wahre Tragödie, Sam. Ich nehme an, Sie wissen nichts über die

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