Die Kampagne
sie also zufällig über die Phoenix Group gestolpert, haben zufällig herausgefunden, dass sie von Chinesen kontrolliert wird, und haben dann ihr Einsatzkommando geschickt?«
»Es muss einen Katalysator gegeben haben«, sagte Katie. »Vielleicht irgendjemanden, den sie kennen gelernt oder mit dem sie zusammengearbeitet haben. Oder irgendein Projekt. Offensichtlich haben sie das Haus überwacht. Als ich dort war, habe ich eine Menge Leute kommen und gehen sehen. Also sollten wir überprüfen ...«
Sie hielt inne, als ihr ein schrecklicher Gedanke kam. Sie schaute zu Shaw. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er zu der gleichen Schlussfolgerung gelangt.
»Sie haben vielleicht dich da gesehen«, sagte Shaw mit scharfem Unterton.
»Ja, wahrscheinlich«, erwiderte Katie mit leiser Stimme. »Und da sie mich ohnehin schon im Visier hatten, haben sie womöglich auch die Phoenix Group anvisiert ... wegen meiner Verbindung zu Anna. Und dann haben sie auch noch das mit den Chinesen herausgefunden.«
»Aber das ist nur ein möglicher Grund«, sagte Shaw, obwohl deutlich zu sehen war, dass er an seinen Worten zweifelte.
»Ja«, murmelte Katie. »Ich nehme es an.«
Sie stellte den Becher ab und schaute zum Bett. »Ich bin wirklich müde, Shaw. Du kannst das Bett haben. Ich schlafe auf dem Boden.«
»Nein, ich schlafe auf dem Boden.«
»Shaw!«
»Nimm das Bett, Katie. Es war ein langer Tag, und wir sind beide erschöpft.« Katie zog sich im Badezimmer um, kam wieder heraus und kroch unter die Bettdecke. Shaw lag bereits auf dem Boden und hatte sich mit einem Laken zugedeckt. Katie schaltete das Licht aus.
Ein paar Minuten später regnete es immer noch. Leise und mit zitternder Stimme flüsterte Katie: »Es tut mir leid, Shaw.« Sie bekam keine Antwort.
Kapitel 73
A ls es dämmerte, setzte Shaw sich auf, lehnte sich ans Bett und blickte auf Katie, die ihn anstarrte. Ihre geschwollenen roten Augen verrieten, dass sie kaum geschlafen hatte.
»Ich muss dir etwas sagen.« Sie schlang die Decke enger um sich.
»Katie, du musst nicht ...«
Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Bitte. Lass es mich einfach sagen, ehe es mir ein Loch in die Eingeweide brennt.«
Shaw wartete, schaute sie an.
»Ich habe das für die Story getan. Selbst als ich zu dir ins Krankenhaus geflogen bin, hat ein Teil von mir darüber nachgedacht, wie ich meine Karriere wieder in Schwung bringen kann. Und dann habe ich diesen neuen Auftrag bekommen und bin nach London gegangen. Ich war sicher, endlich wieder auf dem Weg zurück zu sein.« Sie senkte den Blick und krallte die Hände in die Decke. Ihre Wangen zitterten. »Ich glaube, ich bin nicht einmal menschlich ... nicht mehr. Ich war es mal. Ich weiß nur nicht mehr, wann es aufgehört hat. Aber es ist schon eine Weile her ...«
»Katie, du bist Reporterin. Das liegt dir im Blut.«
»Deshalb ist es aber noch lange nicht richtig. Ich bin Scheiße, vergiss das nicht.«
»Okay, du bist Scheiße. Aber wenn wir zusammenarbeiten wollen, müssen wir einander vertrauen.«
»Ich vertraue dir. Das Problem ist, dass du mir nicht vertraust. Und ich kann es dir nicht mal zum Vorwurf machen.«
»Ich habe nicht viel Übung darin, anderen zu vertrauen.« Shaw hielt kurz inne. »Aber ich werde daran arbeiten müssen. Außerdem brauche ich deine Hilfe. Manchmal siehst du Dinge, die mir entgehen. Ich habe nicht viele Menschen kennengelernt, die das können.« Er brachte ein schwaches Lächeln zustande.
Katie erwiderte das Lächeln. Das leichte Tauwetter in ihrer Beziehung gab ihr neuen Mut. »Ich nehme jetzt erst mal eine Dusche. Leg dich so lange aufs Bett. Du musst ja schon ganz steif sein.«
Shaw ging zum Bett und ließ sich langsam darauf sinken. Das Bett war warm von Katie. Er hörte, wie die Dusche aufgedreht wurde und schloss die Augen.
Das Nächste, was er wahrnahm, war der Duft von Kaffee, Speck und Eiern. Er setzte sich auf und schaute sich um. Katie war angezogen und saß vor einem Servicewagen. Sie füllte einen Becher Kaffee und reichte ihn Shaw.
»Wie spät ist es?«, fragte Shaw.
»Acht Uhr dreißig.«
Er nippte an seinem Kaffee.
»Hunger?«
Shaw nickte, stand auf und setzte sich Katie gegenüber. »Du hättest mich wecken sollen, als du aus der Dusche gekommen bist«, sagte er knurrig.
»So war es viel angenehmer«, erwiderte Katie. »Da du tief und fest geschlafen hast, konnte ich mich hier anziehen statt in dem winzigen Badezimmer. Weißt du, dieses Ganze von wegen
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