Die Kampagne
schlage Ihnen vor, es genauso zu halten.« Dann hatte Gallagher einfach aufgelegt.
»Dieser gottverdammte Hurensohn!«, schrie Katie. »Ich hasse Redakteure!«
Das Taxi setzte sie ab, und sie gingen durch den Regen. Katie schaute sich um.
»Ist das nicht die Universität?«
Shaw nickte. »Komm.« Sie bogen in eine Nebenstraße ein.
Shaw klopfte an eine Tür mit einem Schild daneben.
»Maggie's Bookshop?«, wunderte sich Katie.
Die Tür öffnete sich, und eine große, kräftige Frau winkte sie herein.
Sie schloss die Tür, und Katie ließ den Blick über die Bücher in den Regalen schweifen. Sie wusste nicht, was sie hiervon halten sollte. Da rannten sie um ihr Leben, und Shaw hatte sie kotzend über die Irische See geschleppt, nur um ihr einen Buchladen im verregneten Dublin zu zeigen?
Die Frau nannte Katie nicht ihren Namen, und Katie drängte ihr ihren nicht auf. Sie nahm an, dass es sich bei der Frau um Maggie handelte.
»Das mit Anna tut mir sehr leid«, sagte die Frau zu Shaw.
Sie führte sie nach oben, wo ein Zimmer mit Schminktisch auf sie wartete.
»Setzen Sie sich, bitte.« Die Frau deutete auf einen Drehstuhl vor einem großen Spiegel. Katie nahm Platz, und die Frau schnappte sich eine Schere und packte ein Büschel Haare.
Katie sprang auf. »Was glauben Sie, was Sie da tun?«
»Hast du es ihr nicht gesagt?«, fragte die Frau an Shaw gewandt.
»Was gesagt?«, wollte Katie wissen.
»Neue Frisur«, erklärte Shaw und nickte der Frau zu. »Mach es kurz, und ändere die Farbe. Dann kannst du mich skalpieren.«
Eine Stunde später war Katie brünett mit Igelfrisur; ihre Augen waren braun statt blau, ihre Haut dunkler und ihre Lippen schmaler. Dazu trug sie dicke Kleider, die sie 20 Pfund schwerer aussehen ließen.
Shaw konnte sich zwar nicht kleiner machen, doch 20 Minuten später war sein Haar fast weg, und die Frau hatte ihm einen Schnäuzer sowie einen Ziegenbart verpasst, eine dicke Nase und Kontaktlinsen, die seine ungewöhnlich blauen Augen mattbraun färbten. Hätte Katie es nicht besser gewusst, sie hätte Shaw nicht erkannt.
Die Frau führte die beiden in einen weiteren Raum, der als Fotostudio eingerichtet war.
Katie sagte zu Shaw: »Für eine Buchhändlerin hat sie eine beachtliche Zahl an Nebenjobs.«
Bilder wurden gemacht, und zwei Stunden später hielten Shaw und Katie flammneue Pässe in den Händen, Führerscheine und eine Urkunde, die sie als Ehepaar aus einem Londoner Vorort auswies.
Shaw dankte der Frau und bezahlte sie.
»Viel Glück«, sagte die Frau.
»Oh, wir brauchen mehr als nur Glück, Schätzchen. Warum betest du nicht um ein Wunder?«, schoss Katie zurück und knallte die Tür hinter sich zu.
Als sie die schmale Straße hinuntergingen, fragte sie: »Und wohin jetzt?«
»Jetzt schlafen wir erst mal. Am Morgen habe ich einen Arzttermin.«
»Einen Arzttermin?«, hakte Katie verwirrt nach.
»Ich will mal eines klarstellen: Ich werde dir nicht alles sagen.«
»Schön. Solange es dir nichts ausmacht, wenn ich das genauso halte.«
»Dann wären die Regeln ja klar.« Shaw beschleunigte seine Schritte. Katie hatte alle Mühe, mitzuhalten.
Kapitel 72
S ie checkten im Hotel als Ehepaar ein und hatten deshalb nur ein Zimmer. Shaw hatte Katie gesagt, dass er sie nicht einen Augenblick lang allein lassen wolle. »Sie haben dich schon einmal fast erwischt, und sie werden es mit Sicherheit noch mal versuchen.«
Sie bestellten sich etwas zu essen, obwohl Katies noch immer empfindlicher Magen nur Tee und ein paar Bissen Brot vertragen konnte. Dann setzten sie sich an einen kleinen Tisch und besprachen ihre Lage.
»Eins verstehe ich immer noch nicht«, sagte Shaw. »Warum haben sie sich ausgerechnet die Phoenix Group als Ziel ausgesucht?«
»Sie gehört Chinesen«, erwiderte Katie und wärmte sich an dem Becher Tee.
»Es gibt jede Menge Firmen, Institutionen und dergleichen in London, die Chinesen gehören. Und warum überhaupt London?«
»Aber ein Think-Tank, der Chinesen gehört?«
»Okay. Und warum ein Think-Tank?«
»Deiner Aussage zufolge sind die dort gefundenen Kampagnenunterlagen untergeschoben. Ein Haufen superintelligenter Wissenschaftler, die in einem geheimen Think-Tank an einer weltweiten Schmutzkampagne arbeiten. Das klingt plausibel. Vermutlich wäre es nicht halb so glaubwürdig gewesen, wenn die Männer ein Fastfoodrestaurant überfallen und ein paar Teenager erschossen hätten. Da hätten die Dokumente nicht wirklich Sinn ergeben.«
»Dann sind
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