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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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hatte ihn angelogen, und sie wusste, dass er es spürte.
    Beinahe wäre sie gerannt, als sie das Zimmer verließ.
    »Und? Haben Sie es ihm gesagt?«, fragte Frank im gleichen vorwurfsvollen Tonfall wie Shaw.
    »Er ist so schon verletzt und deprimiert genug«, sagte Katie. »Es wäre nicht richtig, es ihm jetzt zu sagen.«
    Frank schien nicht überzeugt, widersprach ihr aber nicht.
    »Er möchte Sie sehen«, sagte Katie.
    »Da bin ich sicher. Aber ich kann ihm nicht sagen, was er hören will.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    Frank schaute sie ungläubig an. »Was denn? Wollen Sie jetzt eine Manöverkritik von mir?«
    »Wenn er weiter für Sie arbeitet, wird er früher oder später draufgehen. Das wissen Sie doch, oder?«
    »Es ist ein gefährlicher Beruf. Wir versuchen allerdings, so vorsichtig zu sein, wie wir können.«
    »Gehört zu Ihrer Vorsicht auch, dass Ihre eigenen Männer auf ihn schießen? Das scheint mir doch ein wenig übertrieben, selbst in Ihrem sogenannten Beruf.«
    Frank funkelte sie an. Er wollte gerade etwas sagen, als draußen auf dem Gang Tumult entstand. Katie und Frank eilten hinaus und in Richtung von Shaws Zimmer. Schreie gellten, und ein Krachen verriet, dass ein Tisch umgestoßen worden war. Eine Tür flog auf, und mehrere Paar Füße rannten über den Fliesenboden.
    Ein weiterer Schrei übertönte alle anderen.
    »Das ist Shaw!«, rief Frank. »Was zum Teufel ist da los?«
    Katie starrte auf ihre Hände. »O Gott!«
    »Was?«, brüllte Frank.
    »Meine Handtasche. Ich habe meine Handtasche in seinem Zimmer gelassen. Mein Handy war da drin. Es ist internetfähig.« Katie wurde kreidebleich.
    »Verdammter Mist!« Frank rannte los.
    Sie bogen um die Ecke und blieben stehen.
    Shaw stand am anderen Ende des Gangs. Er hatte sich das Krankenhaushemd fast heruntergerissen; Blut lief seinen Arm hinunter, und die Schläuche hingen an ihm herab. Katie sah ihr Handy in seiner blutigen Hand.
    Dann schaute sie in sein Gesicht. In Shaws Augen lag eine Qual, wie Katie sie noch nie bei einem Menschen gesehen hatte.
    »Shaw!«, rief sie und rannte zu ihm.
    Als sie ihn erreichte, war Shaw auf die Knie gesunken. Sie schlang die Arme um ihn, und Tränen rannen ihr übers Gesicht.
    »Anna!«, rief Shaw. »Anna!« Er schien Katie nicht einmal zu bemerken.
    »Es tut mir leid. Es tut mir ja so leid«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »O Gott, es tut mir leid.«
    Hände versuchten, Katie von ihm wegzuziehen. Leute schrien sie auf Französisch an, doch sie wollte nicht loslassen. Sie konnte nicht.
    Dann brüllte eine Stimme sie auf Englisch an: »Er wird verbluten! Lassen Sie ihn los! Sie bringen ihn ja um!«
    Sofort löste Katie ihren Griff und wich zurück, starrte Shaw aber weiterhin an, während Krankenpfleger ihn auf eine Trage hoben und wegfuhren.
    Frank starrte Katie düster an, bückte sich, hob das Handy auf, das Shaw hatte fallen lassen, und warf es ihr zu.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Miss James!«, knurrte er. »Warum bringen Sie beim nächsten Mal nicht gleich eine Knarre mit und jagen ihm eine Kugel durch den Kopf? Das geht schneller.« Damit stapfte er davon.
    Katie schaute ihm hinterher und blickte dann ängstlich auf das Handydisplay. In großen Lettern prangte dort das Schlagwort »Londonmassaker«. Katie schleuderte das Nokia den Gang hinunter und ließ sich auf den Boden sinken, während ihr wieder Tränen übers Gesicht rannen.

Kapitel 47
    L angsam zog Shaw sein Hemd an, wobei er vor allem auf den dicken Verband um seinen linken Arm achtete. Die Wunde war so tief und breit, dass der Chirurg die Haut hatte zusammentackern müssen. Auch eine plastische Chirurgin hatte man hinzugezogen, und sie hatte ihr Bestes getan. Trotzdem würden Narben zurückbleiben, hatte sie Shaw gesagt, aber das kümmerte ihn nicht im Mindesten.
    »Später können wir noch einmal operieren, nachdem wir die Klammern entfernt haben. Dann lässt sich das noch verbessern«, erklärte die Frau.
    »Nein«, erwiderte Shaw, ohne zu zögern. Er konnte noch immer eine Waffe abfeuern, und im Augenblick zählte nichts anderes für ihn.
    Zum Glück hatte das Sägeblatt seine Sehnen verfehlt, und auch Nerven waren nicht verletzt worden. Trotzdem hatte der Arzt zu Shaw gesagt: »Hätte das Blatt Sie einen Zentimeter weiter links oder rechts erwischt, würden wir dieses Gespräch jetzt nicht führen.«
    Es würde eine Weile dauern, bis Shaw wieder ganz bei Kräften war, aber der Arzt versicherte ihm, er werde vollständig genesen.
    »Ich

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