Die Kampagne
Öffentlichkeit zu bringen.«
Pender griff nach einem Blatt Papier. »Um die Situation bestmöglich zu nutzen und eine optimale Verbreitung zu erreichen, empfehlen wir, zuerst ins Web zu gehen und die Story auf den Mainstreamseiten zu publizieren. Die großen Networks geben es zwar nicht gerne zu, aber sie trollen ständig durch die Blogs und suchen nach den besten Storys und Trends. Auf diese Weise kommt die Geschichte bodenständiger und amateurhafter rüber. Das verleiht ihr zusätzliche Glaubwürdigkeit und erregt keinen Verdacht.«
Creel nickte. »So profitieren wir bestmöglich von dem Clou, wem die Phoenix Group wirklich gehört - und das wiederum passt hervorragend zu dem, was über die Entdeckungen in London durchsickern wird.«
»Genau so habe ich mir das gedacht. Wir haben die Enthüllung der Besitzverhältnisse und die sensationellen Erkenntnisse über die Aktivitäten, die sich dort abgespielt haben. Natürlich wird man das dementieren«, fügte Pender hinzu.
»Natürlich«, sagte Creel. »Aber das wird die Glaubwürdigkeit nur umso größer machen. Wer dementiert, verliert.«
»Ihre Aktionen sind perfekt.«
»Sie sind noch nicht abgeschlossen«, erwiderte Creel geheimnisvoll.
»Wann kommt Ihre undichte Stelle ins Spiel?«
»Sie ist bereit. Wenn ich die Zeit für reif halte, werde ich den Abzug betätigen.«
»Kann man ihr vertrauen?«
»Das ist keine Frage des Vertrauens.«
»Und nachdem sie ihre Arbeit getan hat?«
»Werde ich entscheiden, was zu tun ist, Dick.«
»Nach meiner Erfahrung ...«, begann Pender, doch Creel schnitt ihm das Wort ab, indem er sich eine Zigarre entzündete, sich von ihm abwandte und zu einer Karaffe ging.
»Darf ich Ihnen ein Glas Port anbieten? Ich habe Portwein schon immer als äußerst hilfreich beim Pläneschmieden empfunden.«
»Ich bin sicher, Ihr Port ist besser als der jedes anderen«, erwiderte Pender und lächelte.
Ein Schiffshorn ertönte.
Pender schaute aus dem Steuerbordbullauge und sah eine Barkasse anlegen. Gut ein Dutzend aufgeregte Kinder in schäbigen Kleidern stürmte an Bord.
Creel erwiderte das Lächeln nicht. Er stand auf, strich seine Kapitänsjacke glatt und zog die Mütze zurecht. Wegen dieser Kinder hatte er heute die Uniform angelegt.
»Das sind italienische bambini aus einem hiesigen Waisenhaus«, erklärte er. »Ihr Leben ist eintönig. Deshalb lade ich sie jedes Mal ein, wenn wir hier vor Anker liegen. Dann gibt es gutes Essen, neue Kleidung, Spielzeug und Spaß. Kinder haben ein Recht auf ein bisschen Spaß.«
»Sehr großzügig von Ihnen.«
»Deshalb habe ich meine Frau nicht mitgebracht. Es ist ihr auf diesem Boot unmöglich, die Kleider anzubehalten, selbst wenn Kinder in der Nähe sind. Ich meine, Erwachsene sind eine Sache ... Meinetwegen kann die Crew sie begaffen, aber Kinder? Das ist einer der verabscheungswürdigeren Aspekte ihrer Persönlichkeit. Hätte ich das vor der Hochzeit gewusst ... nun ja.«
»Ja, auch Allwissenheit hat ihre Grenzen.« Pender konnte sein Grinsen nicht verbergen.
Creel starrte ihn an. »In letzter Zeit nehmen Sie sich mir gegenüber Freiheiten heraus, auf die Sie kein Anrecht haben, Dick.«
Pender schaute ihn überrascht an. »Tut mir leid, Mr. Creel. Ich hatte nicht die Absicht ...«
Creel stellte ein Glas Port vor ihn hin. »Übrigens, das ist der beste Port, den man für Geld kaufen kann.«
Pender wurde bleich und hob das Glas.
Creel sagte: »Auf eine bessere Welt.«
»Auf eine bessere Welt«, murmelte Pender nervös.
»Schauen Sie nicht so finster drein, Dick. Sooo ernst habe ich es nun auch wieder nicht gemeint.«
Dieser Kommentar schien Pender ganz und gar nicht zu beruhigen.
»Ich bin in ein paar Minuten zurück, sobald die Kinder beim Essen sind«, sagte Creel. »Anschließend nehme ich die Kleinen auf eine U-Bootfahrt mit.«
»Sie haben ein U-Boot?«
»Ich habe alles, Dick. Ich dachte, das wüssten Sie.«
»Ja, aber italienische Waisenkinder auf einem privaten U-Boot?«
»Wenn man alles hat, muss man teilen«, fügte Creel im Brustton der Überzeugung hinzu.
Während Creel nach oben ging, um seine jungen Gäste zu begrüßen, machte Pender sich wieder an die Arbeit. Doch ein Teil seines Verstandes beschäftigte sich mit der Merkwürdigkeit der Menschheit im Allgemeinen und der Eigentümlichkeit eines superreichen Mannes im Besonderen. Außerdem beschloss er, sich nie, nie wieder als gleichgestellt mit einem Milliardär zu betrachten. Das könnte tödlich
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