Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
Nadel gesehen hatten. Ihre Gewänder wirbelten um sie herum und beide hielten Zauberstäbe in der Hand.
Der glutrote Mann knurrte. Er sah mich ein letztes Mal an und sagte: »Bald, Junge.«
Kurz darauf ging der ganze Raum in Flammen auf. Eine Hitzewelle saugte alle Luft aus meinen Lungen und ich stürzte zu Boden.
Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass der Mann mit dem Gabelbart und das Mädchen in Blau über mir standen. Ich hörte, wie die Wachleute hin und her rannten und schrien. Das Mädchen beugte sich über mich und zog ein langes, gebogenes Messer aus ihrem Gürtel.
»Uns bleibt nicht viel Zeit«, erklärte sie dem Mann.
»Noch nicht«, sträubte er sich. Er hatte einen starken französischen Akzent. »Bevor wir sie vernichten, müssen wir ganz sicher sein.«
Ich schloss die Augen und versank in Bewusstlosigkeit.
SADIE
3.
Eingesperrt mit meiner Katze
[Gib mir das Scheißmikrofon.]
Hallo. Hier ist Sadie. Mein Bruder kann echt nicht gut erzählen. Tut mir leid. Aber jetzt bin ich dran, es wird also alles gut.
Wo waren wir? Die Explosion. Der Rosettastein in tausend Einzelteilen. Glutroter fieser Typ. Dad in einem Sarg verpackt. Ein gruseliger Franzose und ein arabisches Mädchen mit Messer. Wir bewusstlos. Genau.
Als ich zu mir kam, war wie zu erwarten alles voller Bullen. Mein Bruder und ich wurden getrennt. Das war mir ziemlich egal. Er nervt sowieso. Aber sie haben mich ewig im Büro des Leiters eingesperrt. Und haben tatsächlich unsere Fahrradkette dafür benutzt! Schweinsnasen.
Ich war natürlich fix und fertig, schließlich hatte mich gerade ein glutroter Was-auch-immer umgenietet. Ich hatte zugesehen, wie mein Vater in einen Sarkophag gesteckt wurde und durch den Boden davonrauschte. Das versuchte ich der Polizei alles zu erzählen, aber hat mir etwa jemand zugehört? Natürlich nicht.
Das Schlimmste von allem: Mir wurde überhaupt nicht mehr warm, es war, als pikte mir jemand mit eiskalten Nadeln in den Nacken. Es hatte angefangen, als ich auf diese leuchtenden blauen Worte sah, die Dad auf den Rosettastein zeichnete, und wusste , was sie bedeuteten. War das vielleicht eine Familienkrankheit? Kann es sein, dass das Wissen über öden ägyptischen Kram angeboren ist? So was kann ja mal wieder nur mir passieren.
Lange nachdem mein Kaugummi aufgehört hatte, nach etwas zu schmecken, holte mich schließlich eine Polizistin aus dem Büro des Museumsleiters. Sie stellte keine Fragen, sondern steckte mich kurzerhand in ein Polizeiauto und fuhr mich nach Hause. Selbst Gran und Gramps durfte ich nichts erklären. Die Polizistin brachte mich in mein Zimmer und ich wartete. Und wartete.
Ich hasse Warten.
Ich ging auf und ab. Mein Zimmer ist nicht besonders toll, einfach ein Raum unter dem Dach mit einem Fenster, einem Bett und einem Tisch. Ich konnte nicht viel machen. Muffin schnupperte an meinen Beinen und ihr Schwanz stellte sich wie eine Flaschenbürste auf. Offensichtlich stand sie nicht so auf Museumsmief. Mit einem Fauchen verkroch sie sich unters Bett.
»Vielen Dank auch«, brummte ich.
Ich öffnete die Tür, doch davor schob die Polizistin Wache.
»Der Kommissar kommt gleich zu dir«, erklärte sie mir. »Bleib bitte in deinem Zimmer.«
Ich konnte einen kurzen Blick ins Erdgeschoss erhaschen – Gramps lief im Zimmer auf und ab und rang die Hände, während sich Carter und der Kommissar auf dem Sofa unterhielten. Worüber sie redeten, war nicht zu verstehen.
»Kann ich mal aufs Klo?«, fragte ich die nette Polizistin.
»Nein.« Sie knallte mir die Tür vor der Nase zu. Als ob ich auf der Toilette was in die Luft jagen würde. Also echt.
Ich kramte meinen iPod heraus und scrollte durch meine Playlist, aber irgendwie gefiel mir nichts davon. Ich schmiss ihn genervt aufs Bett. Wenn ich keine Lust mehr auf Musik habe, ist es wirklich finster. Warum Carter wohl als Erster mit der Polizei reden durfte? Das war nicht fair.
Ich fummelte an der Kette herum, die Dad mir geschenkt hatte. Ich hatte keine Ahnung, was für ein Symbol das war. Das von Carter war eindeutig ein Auge, meines sah jedoch eher wie ein Engel aus oder vielleicht wie ein außerirdischer Mörderroboter.
Warum in aller Welt hatte Dad mich gefragt, ob ich das Amulett noch hatte? Klar hatte ich es noch. Es ist das einzige Geschenk, das ich je von ihm bekommen habe. Na ja, von Muffin mal abgesehen. Wenn ich mir allerdings die Allüren der Katze anschaue, bin ich mir nicht sicher, ob ich sie wirklich als Geschenk
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