Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
ich wusste, dass wir uns nicht länger verstecken konnten. Ich rief mein Schwert herbei. »Ich werde sie ablenken. Ihr zwei rennt –«
»Nein«, beharrte Zia. »Es gibt einen anderen Weg.« Sie deutete auf eine Reihe Tanks auf der anderen Seite des Parkplatzes. Jeder war drei Stockwerke hoch und hatte einen Durchmesser von ungefähr sieben Metern. Auf den Seiten waren riesengroße Chilischoten aufgemalt.
»Benzintanks?«, fragte Sadie.
»Nein«, antwortete ich. »Da ist bestimmt Salsa drin, oder?«
Sadie starrte mich fragend an. »Ist das nicht eine Musikrichtung?«
»Salsa ist eine scharfe Sauce«, erklärte ich. »Die wird hier hergestellt.«
Sachmet blies ihren Atem in unsere Richtung und die drei Anhänger neben uns zerfielen zu Sand. Wir huschten zur Seite und duckten uns hinter eine Steinmauer.
»Hört zu«, sagte Zia atemlos, ihr Gesicht war schweißüberströmt. »Als die Menschen Sachmet aufhalten mussten, haben sie riesige Fässer mit Bier organisiert und es mit Granatapfelsaft leuchtend rot gefärbt.«
»Klar, jetzt erinnere ich mich«, unterbrach ich sie. »Sie erzählten Sachmet, es wäre Blut, und als sie das Bier trank, fiel sie um. Da konnte Re sie in den Himmel zurückrufen. Sie haben sie in etwas Sanfteres verwandelt. Eine Kuhgöttin oder so was.«
»Hathor«, antwortete Zia. »Das ist die andere Gestalt, die Sachmet annehmen kann. Die Kehrseite ihres Wesens.«
Sadie schüttelte ungläubig den Kopf. »Willst du damit sagen, wenn wir Sachmet ein paar Bier verabreichen, verwandelt sie sich in eine Kuh?«
»Nicht ganz«, erwiderte Zia. »Aber Salsa ist rot, oder nicht?«
Wir liefen um das Fabrikgelände herum, während Sachmet Lastwagen zerkaute und große Teile des Parkplatzes in Sand verwandelte.
»Dieser Plan gefällt mir nicht«, knurrte Sadie.
»Lenkt sie einen Moment ab«, sagte ich. »Aber geht nicht dabei drauf.«
»Klar doch, das ist der schwierige Teil, oder?«
»Eins …«, zählte ich. »Zwei … drei!«
Sadie rannte auf die freie Fläche und setzte ihren Lieblingszauberspruch ein:
»Ha-di!«
Die Hieroglyphen loderten über Sachmets Kopf:
Alles rings um die Göttin explodierte. Lastwagen flogen in die Luft. Die Luft schimmerte vor Energie. Der Boden warf sich auf und die Löwin taumelte in den fünfzehn Meter tiefen Krater, der sich vor ihr geöffnet hatte.
Es war ziemlich beeindruckend, aber ich hatte keine Zeit, um Sadies Werk zu bewundern. Ich verwandelte mich in einen Falken und flog zu den Salsakesseln.
»RRAAAARR!« Sachmet sprang aus dem Krater heraus und pustete Wüstenwind in Richtung Sadie. Die war jedoch längst weg. Sie war zur Seite ausgewichen und duckte sich nun hinter einem Anhänger. Hinter sich ließ sie einige Meter magisches Seil. Die Seile peitschten in der Luft hin und her und versuchten, sich um das Maul der Löwin zu legen. Das gelang ihnen natürlich nicht, doch sie brachten die Zerstörerin zur Weißglut.
»Zeig dich!«, grölte Sachmet. »Ich werde mich an deinem Fleisch gütlich tun!«
Ich saß auf einem Tank, nahm meine ganze Kraft zusammen und verwandelte mich direkt von einem Falken in einen Avatar. Meine leuchtende Gestalt war so schwer, dass meine Füße in der Oberfläche des Tanks versanken.
»Sachmet!«, brüllte ich.
Die Löwin drehte sich um, knurrte und versuchte herauszuhören, wo ich stand.
»Hier oben, Kätzchen!«, brüllte ich.
Sie entdeckte mich und legte die Ohren an. »Horus?«
»Es sei denn, du kennst noch jemanden mit Falkenkopf.«
Sie wiegte sich unentschlossen hin und her, plötzlich gab sie ein herausforderndes Brüllen von sich. »Warum redest du mit mir, wenn ich in Rage bin? Du weißt, dass ich alles zerstören muss, was mir in die Quere kommt, selbst dich!«
»Wenn du unbedingt musst«, erwiderte ich. »Aber vielleicht willst du dich ja erst am Blut deiner Feinde gütlich tun!«
Ich rammte mein Schwert in den Tank und dicke rote Salsa ergoss sich in einem Schwall. Anschließend sprang ich auf den nächsten Tank und schlitzte ihn auf. Und noch einen und noch einen, bis schließlich sechs Tanks Magic Salsa den Parkplatz überfluteten.
»Ha, ha!« Das gefiel Sachmet. Sie stürzte sich auf den roten Saucenstrom, wälzte sich darin und leckte ihn auf. »Blut! Lecker Blut!«
Tja, entweder scheinen Löwen nicht allzu helle zu sein oder ihre Geschmacksknospen sind nicht übermäßig entwickelt, Sachmet hörte jedenfalls erst auf, als ihr Bauch prall gefüllt war und ihr Maul buchstäblich zu qualmen
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