Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
anfing.
»Scharf«, meinte sie, während sie mich unsicher anblinzelte. »Aber meine Augen tun weh. Was ist das denn für Blut? Nubisches? Persisches?«
»Jalapeño«, antwortete ich. »Trink ruhig noch mehr. Es wird immer besser.«
Mittlerweile qualmten auch ihre Ohren, trotzdem versuchte sie, noch mehr davon zu trinken. Ihr tränten die Augen und sie konnte sich kaum auf den Füßen halten.
»Ich …« Aus ihrem Maul trat Dampf. »Heißes … heißes Maul …«
»In so einem Fall hilft Milch«, sagte ich hilfreich. »Wenn du eine Kuh wärst …«
»Ein Trick«, stöhnte Sachmet. »Du … Du hast mich reingelegt …«
Doch ihre Augen waren zu schwer. Sie lief im Kreis und fiel um, dann rollte sie sich zusammen. Ihre Gestalt zuckte und schimmerte, während ihr roter Panzer zu kleinen Flecken auf ihrer goldenen Haut zerschmolz. Schließlich lag eine riesige reglose Kuh da.
Ich sprang von dem Tank und ging vorsichtig um die schlafende Göttin herum. Sie gab schnarchende Kuhgeräusche von sich, es klang wie »Muh-rrr, muh-rrr« . Ich wedelte mit der Hand vor ihrem Kopf hin und her, und als ich sicher sein konnte, dass sie bewusstlos war, zerstörte ich meine Avatarhülle. Sadie und Zia kamen hinter dem Anhänger hervor.
»Huh«, meinte Sadie, »mal was anderes.«
»Ich werde nie wieder Salsa anrühren«, sagte ich entschieden.
»Ihr wart toll«, stellte Zia fest. »Aber euer Boot ist verbrannt. Wie kommen wir jetzt nach Phoenix?«
»Wir?«, fragte Sadie. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir dich eingeladen haben.«
Zias Gesicht wurde salsarot. »Du glaubst doch nicht etwa immer noch, dass ich euch in eine Falle gelockt habe?«
»Keine Ahnung«, meinte Sadie. »Hast du das?«
Ich dachte, ich höre nicht recht.
»Sadie.« Meine Stimme klang gefährlich wütend, selbst für meine eigenen Ohren. »Lass sie in Frieden. Zia hat dieses Feuersäulendings herbeigerufen. Sie hat ihre magischen Fähigkeiten geopfert, um uns zu retten. Und sie hat uns verraten, wie wir die Löwin schlagen können. Wir brauchen sie.«
Sadie starrte mich an. Sie sah von Zia zu mir, vermutlich wollte sie herausfinden, wie weit sie gehen konnte.
»Schön.« Sie verschränkte die Arme und zog eine Schnute. »Aber zuerst müssen wir Amos finden.«
»Nein!«, rief Zia. »Das ist überhaupt keine gute Idee.«
»Ach, dir sollen wir trauen, Amos aber nicht?«
Zia zögerte. Ich hatte das Gefühl, dass sie genau das meinte, aber sie entschied sich für eine andere Taktik. »Amos würde nicht wollen, dass ihr auf ihn wartet. Er hat gesagt, ihr sollt weitermachen, oder? Falls er den Kampf mit Sachmet überlebt hat, findet er uns unterwegs. Falls nicht …«
Sadie schnaubte. »Und wie kommen wir nach Phoenix? Sollen wir vielleicht laufen?«
Ich sah zum Parkplatz hinüber, wo tatsächlich noch ein unversehrter Achtachser stand. »Brauchen wir vielleicht nicht.« Ich zog den Leinenmantel aus, den ich mir aus Amos’ Kleiderreserve geborgt hatte. »Zia, Amos kann doch seinen Mantel lebendig machen, so dass der sein Boot steuern kann. Kennst du den Zauberspruch?«
Sie nickte. »Mit den richtigen Zutaten ist es ziemlich einfach. Ich könnte es tun, wenn ich meine magischen Fähigkeiten noch hätte.«
»Kannst du es mir beibringen?«
Sie zog einen Schmollmund. »Der schwierigste Teil ist die Statuette. Das erste Mal, wenn du ein Kleidungsstück verzauberst, musst du einen Uschebti in den Stoff drücken und ihn mit einem Zauberspruch daran binden, so dass sich beide vermischen. Dazu braucht man eine Ton- oder Wachsfigur, der bereits ein Geist innewohnt.«
Sadie und ich sahen uns an und antworteten wie aus der Pistole geschossen: »Marshmallow!«
34.
Marshmallow fährt uns spazieren
Ich rief Dads Zauberutensilien aus der Duat herbei und schnappte mir unseren kleinen beinlosen Freund. »Marshmallow, wir müssen uns unterhalten.«
Marshmallow öffnete seine Wachsaugen. »Na endlich! Hast du eine Ahnung, wie stickig es hier drin ist? Wenigstens ist dir wieder eingefallen, wie nötig du meine geniale Führung hast.«
»Genau genommen ist es nötig, dass du ein Mantel wirst. Nur für eine gewisse Zeit.«
Ihm klappte die winzige Kinnlade herunter. »Seh ich etwa wie ein Kleidungsstück aus? Der mächtige –«
Ich klatschte ihn auf meinen Mantel, rollte alles zusammen, warf es auf den Boden und trampelte darauf herum. »Zia, wie lautet der Zauberspruch?«
Sie sagte mir die Worte und ich wiederholte sie als Sprechgesang. Der
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