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Die Kanonen von Dambanor II

Die Kanonen von Dambanor II

Titel: Die Kanonen von Dambanor II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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achtete niemand in den lokalen Verteidigungsstreitkräften. Aber ein Mindestmaß an Regeln, so dachte McKinley manchmal, wäre nicht schlecht gewesen. Ihm ging es oft zu disziplinlos zu. Aber er hatte aufgegeben, dagegen etwas zu unternehmen.
    Man musste eben seine Grenzen erkennen, sagte er sich. McKinley war jahrelang Angestellter eines Raumfrachtunternehmens gewesen, das fast ein Drittel der gelöschten Tonnage von Island City und Port Dambanor transportierte. Aber man hatte ihn rausgeworfen. Die Flotte des Unternehmens war verkleinert worden. Große Frachtfirmen aus dem Zentralbereich der Solaren Welten eroberten mit Dumping-Preisen nach und nach das Geschäft in den Außenbezirken dieses noch sehr jungen und vor allem fragilen Sternenreichs, das im Moment durch die Kridan-Expansion vor seiner größten Herausforderung stand.
    »Ich will keinen Ton mehr von euch hören«, sagte McKinley. »Und falls ihr die Bedeutung meiner Worte nicht verstehen solltet: Das ist ein Befehl und kein Vorschlag!«
    McKinley verfuhr mit den Streitereien unter den vier Besatzungsmitgliedern der KMX-22 ganz unterschiedlich. Mal ließ er sich durch das Gezänk unterhalten, in anderen Fällen schlug er verbal dazwischen. Je nach Laune.
    Im Moment war seine Stimmung schlecht. Deshalb gingen Damaron und Bledsoe ihm auf die Nerven. Er blickte auf den Panorama-Schirm der KMX-22, nachdem er eine letzte Kurskorrektur vor Erreichen des Orbits von Planet I eingegeben hatte. Es war nur ein minimaler Zusatzschub nötig, um das Raumboot mit seiner etwas plump wirkenden zylindrischen Form wenige Grad anders auszurichten.
    McKinley veränderte den Zoom des Panorama-Schirms. Die orangefarbene, von blaugrünen Schlieren durchwirkte Oberfläche von Dambanor I beherrschte den Großteil des Bildausschnitts.
    Das vierte Besatzungsmitglied hatte bis jetzt geschwiegen. Song war eine Frau mit fein geschnittenen, asiatischen Gesichtszügen und blauschwarzem Haar, das sie offen trug und das bis weit über die Schultern reichte.
    Sie war an Bord der KMX-22 für Ortung und Kommunikation zuständig. Konzentriert saß sie an ihrer Konsole und ließ sich schon eine ganze Weile durch nichts von ihrer Arbeit ablenken. Ihre schlanken Finger tippten über die Sensorfelder und aktivierten damit Menüs und Untermenüs. »McKinley, da ist etwas«, sagte sie glasklar und sehr entschieden in eine der wenigen Pausen hinein, in denen Stille herrschte.
    »Red keinen Quatsch!«, sagte McKinley. »Ich hätte gerne, dass wir unsere Tour pünktlich beenden könnten. Nicht nur Bledsoe hat noch was anderes vor.«
    »Was denn, McKinley?«, mischte sich Damaron ein.
    »Das werde ich Ihnen auch gerade auf die Nase binden, Damaron, damit Sie sich darüber lustig machen.«
    Songs klare, durchdringende Stimme setzte einen deutlichen Schlusspunkt unter das Gerede. »Ich meine es ernst! Da ist etwas. Etwas, was da nicht hingehört. Ich messe eine sehr schwache Signatur, die offenbar abgedämpft wird.«
    »Ein Frachter?«, fragte McKinley.
    »Nein, deren Signaturen sind allesamt gespeichert, sofern sie eine Lizenz haben. Außerdem versuchen die sich nicht zu tarnen. Ein Frachter beschleunigt oder bremst ab. Aber dieses Etwas hat eine konstante Geschwindigkeit von 0,32 LG.«
    »Ziemlich schnell«, meinte Bledsoe. »Wenn Sie mich fragen, dann hat das Ding einen Überlichtantrieb und von 0,4 LG heruntergebremst, als es sich im Ortungsschatten der Sonne Dambanor befand. Anschließend ist es im Schleichflug bis nahe an Dambanor I gelangt.« Sie transferierte sich die Ortungsdaten ebenfalls auf ihre Konsole. Abgesehen von den Piloten waren die Posten an Bord eines Patrouillenboots dieser Größenordnung nicht besonders spezialisiert. Jedes Besatzungsmitglied musste alles können. Und so hatte Bledsoe bei anderen Flügen auch schon mal die Ortungskonsole übernommen, wenn es sein musste.
    McKinley verlangte weitere Daten.
    Die Positionsanzeige wurde aktiviert und nahm nun etwa ein Drittel der Bildschirmsanzeige ein. Dreidimensional wurde durch eine schematische Darstellung die Position des georteten Objekts angezeigt.
    McKinley lehnte sich zurück und atmete tief durch. Jahrelang war er Raumboote verschiedener Größe und Bewaffnung für die lokalen Verteidigungskräfte geflogen, aber nie war etwas von Bedeutung geschehen. Die oft von offizieller Seite verbreitete Panik konnte da noch so groß sein. Es hatte während McKinleys Dienstzeit nicht einen einzigen Gefechtszwischenfall gegeben. Und keine

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