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Die Kanonen von Dambanor II

Die Kanonen von Dambanor II

Titel: Die Kanonen von Dambanor II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Vier von ihnen waren bereits aufgegangen. »Südlich des Kaps der Schädelfelsen erwartet einen die Flaute.«
    Der mit einem Meter zwanzig überdurchschnittlich große Echsenmann trug ein weites Hemd, grauweiße Hosen aus derbem Pasla-Stoff und einen breiten Gürtel, hinter dem eine Steinschlosspistole und ein langer, gebogener Carass-Dolch steckten. Um den Hals hing ein Amulett mit dem Wappen der Stadt Soroba, dem wichtigsten Hafen im Reich der Seekönige.
    Dieses Amulett wies ihn als lizenzierten Kapitän im Dienst der Seekönige und stimmberechtigtes Mitglied der Kapitänsgilde aus, die dafür zuständig war, die Frachtpreise festzulegen.
    Kapitän Bedros wandte sich an den neben ihm stehenden Echsenmann, der durch seine prächtigen, farbenfrohen Gewänder aus edlem Tuch auffiel. Auf dem Kopf trug er einen Hut, aus dem die bunte Feder eines Domboy-Vogels herausragte. »Das ist auch der Grund dafür, weshalb es so wenige Kapitäne gibt, die bereit sind, so weit gen Süden zu segeln.«
    »Sie haben mich bis jetzt nicht klagen hören, Kapitän!« Der Echsenmann mit der Feder im Hut hieß Nebos und war ein aufstrebender Handelsherr in Soroba. Er galt als sehr risikofreudig, und der Erfolg hatte ihm recht gegeben – die Fahrten zur weit im Süden gelegenen Hafenstadt Yshan an der kargen Küste des Wüstenreichs hatten ihn reich gemacht. Er verschiffte Salz, Gewürze und Edelmetalle, die aus dem Inneren des Wüstenreichs stammten, in den Norden. Von Tambanar, Soroba, Gadaros und den anderen Städten der Seekönige aus konnte man die Waren leicht verkaufen.
    Handelskarawanen und Schiffe trugen sie weiter ins legendäre Rrôngu, das inmitten des geheimnisvollen Waldreichs lag – oder zur Südinsel, deren Kapitäne sich mit der Flotte des Reichs der Seekönige über die maritime Herrschaft stritten. Die Seekönige hatten allerdings die wesentlich besseren Karten, denn ihnen war von der Stadt Yshan das Handelsmonopol mit dem Wüstenreich eingeräumt worden.
    »Unser Handelspartner erwartet die Ware spätestens in zwei Wochen in Yshan«, sagte Nebos. »Das Zeug soll vor dem Einsetzen der schweren Sandstürme ins Landesinnere gebracht werden.«
    »Wohin?«
    »Bis Airesh.«
    »Die Stadt im Sandmeer. Ein weiter Weg.«
    »Manche halten Airesh für eine Legende.«
    »Aber die Goldmünzen, die dort geprägt wurden, sind sehr real. Die Salzlagerstätten in der Wüste haben Airesh unermesslich reich gemacht. Ein Teil dieses Überflusses fließt über den Handel in meine Taschen.«
    Bedros ließ ein zischendes Geräusch hören, was bei den Gheroor ein Zeichen der Heiterkeit war. »Sie haben es richtig gemacht, Nebos. Sie lassen Ihr Geld und Ihre Waren für sich arbeiten, während unsereins selbst die Schuppenpranke anlegen muss!«
    »Jetzt sagen Sie nur, dass Sie sich doch noch beklagen wollen, Bedros! Als einer der besten Kapitäne Sorobas haben Sie doch gewiss auch Ihr Auskommen.«
    Bedros ließ seine gespaltene Zunge aus dem lippenlosen Echsenmaul herausschnellen und drehte ruckartig den Kopf. Die Flauten am Kap der Schädelfelsen waren nicht vorhersagbar, sosehr sich die Seekönige auch darum gemüht hatten. Und das schon seit Generationen. Früher waren es Schamanen, Priester und Magier gewesen, die ihr Glück damit versucht hatten, dieses Naturphänomen zu beeinflussen oder zumindest vorhersagen zu können. Inzwischen hatte der Rat der Seekönige ein ganzes Kollegium von Wissenschaftlern damit beauftragt.
    Die Ergebnisse, die dieser Aufwand gebracht hatte, waren ausgesprochen bescheiden. Zwar waren die in unzähligen Schiffslogbüchern aufgezeichneten Wetterdaten eingehend untersucht worden, aber auch die genialsten Mathematiker waren nicht in der Lage gewesen, daraus irgendeine Regelmäßigkeit abzuleiten, die bei der Vorhersage von Nutzen sein konnte.
    Forschungen direkt an den Schädelfelsen waren ebenfalls durchgeführt worden. Doch das war ein noch viel schwierigeres Unterfangen als das Anheuern von geübten Mathematikern, zumal gerade diese Wissenschaft an den neu gegründeten Hochschulen der Seekönige in den letzten Jahren einen beeindruckenden Aufschwung hinter sich hatte und die Zahl der Absolventen so sehr gestiegen war, dass im Rat der Seekönige schon kritische Stimmen laut geworden waren. Schließlich beschäftigten sich viele dieser Mathematiker damit, dass sie für Privatleute die festgelegten Steuersätze überprüften. Nicht selten konnten sie vor den Schiedsgerichten nachweisen, dass diese Steuern von den

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