Die Kanonen von Dambanor II
die Brücke. Das dunkle Haar stand etwas länger auf dem Kragen der Uniformjacke, als es dem ästhetischen Ideal des Star Corps entsprach. LeGrant war im New Hope-System am Rande des Niemandslandes geboren worden. In den Jahren vor der Gründung des Star Corps war er Pilot auf bewaffneten Frachtern der New-Hope-Company gewesen, später Kommandant eines Schiffes der New Hope Force, einer Raumflotte, die von der Lokalregierung des Systems aufgestellt worden war, weil der Hohe Rat sich lange Zeit nicht dazu entschließen konnte, endlich eine bewaffnete Kriegsflotte aufzustellen, um die Kolonien vor Überfällen und bewaffneten Aggressoren von außen zu schützen.
Die New Hope Force war schließlich in das Star Corps integriert worden. Und nach Einführung der neuen, wendigen Scout-Klasse hatte auch Theo LeGrant ein entsprechendes Kommando bekommen.
LeGrant hatte die Star-Corps-Akademie auf Ganymed nie von innen gesehen. Dementsprechend respektlos war mitunter sein Verhalten Vorgesetzten gegenüber, die er überwiegend für praxisferne Theoretiker und Simulationsstrategen hielt. Tatsächlich brachte er mehr Erfahrung im All mit, als die meisten anderen Star-Corps-Offiziere dies von sich behaupten konnten.
Schon deswegen galt LeGrant als nahezu unantastbar. Der Mangel an guten Raumkommandanten war zu groß, und es wäre sehr schwer gewesen, ihn zu ersetzen. So arrangierte sich das Star Corps mit dem Nonkonformisten LeGrant und umgekehrt dieser mit der in seinen Augen starren und teilweise betriebsblinden Hierarchie der Raumstreitkräfte.
Nach Dana Frosts Eindruck waren beide Seiten dabei nicht unbedingt schlecht gefahren.
An einer Karriere und dem Aufstieg in irgendwelche Stabsränge schien er nicht interessiert zu sein, was ihm eine Unabhängigkeit gab, die für manchen Vorgesetzten schwer zu ertragen war.
»Achtung! Captain auf der Brücke!«, meldete Dana Frost und nahm Haltung an.
Theo LeGrant erwiderte den militärischen Gruß nachlässig und mit einem Schmunzeln auf den Lippen. »Rühren und weitermachen, I.O.«
»Ja, Sir.«
Lieutenant Nyborg meldete sich zu Wort. »Wir erhalten eine Transmission des Christophorer-Camps auf Dambanor II.«
»Auf den Schirm damit!«, verlangte LeGrant.
»Der Funkkanal ist frei und mit dem Videosignal synchronisiert, Captain. Sie können sprechen, sobald das Bild zu sehen ist.«
»Danke, Mister Nyborg.«
Auf dem Panorama-Schirm verschwand das Bild der Sonne Dambanor. Stattdessen erschienen Gesicht und Oberkörper eines Mannes, der eine dunkle Kutte trug.
»Hier spricht Commander Theo LeGrant, Captain des Leichten Kreuzers SURVIVOR. Ich freue mich, Sie begrüßen zu dürfen.«
»Ich bin Bruder Theramenes, der Leiter des Christophorer-Forschungscamps auf Dambanor II. Ich muss sagen, es hat lange gedauert, bis der Hohe Rat und das Oberkommando des Star Corps die Probleme im Dambanor-System wahrgenommen haben, aber offenbar ist man nun gewillt, etwas zu unternehmen.«
»Das ist richtig, Bruder Theramenes. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mit umfassenden Handlungsvollmachten versehen wurde.« Ein Lächeln glitt über LeGrants Gesicht und verlieh seinem ansonsten recht kantigen Gesicht eine fast weiche Note. »Ihre Worte klingen fast so, als wünschten Sie sich eine militärische Intervention.«
»Wie Sie wissen, ist unser Wissenschaftler-Orden gegen jede Gewaltanwendung und befolgt außerdem das Prinzip strikter Neutralität.«
LeGrants Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. »Okay, Sie haben mir gesagt, was Sie wahrscheinlich sagen mussten und bei solchen Gelegenheiten immer zum Besten geben. Ich freue mich aber trotzdem auf die Zusammenarbeit mit Ihnen, Bruder Theramenes. Und um ehrlich zu sein, wir sind auf Ihre Lageeinschätzung der lokalen Verhältnisse auch dringend angewiesen.«
»Ich übersende Ihnen mit dieser Transmission einen Datenstrom, der Ihnen detaillierte Information über die gegenwärtige Lage vermittelt. Vermutlich stehen Sie vor schwierigen Verhandlungen.«
»Das befürchte ich auch«, bekannte LeGrant. »Wobei Sie mir insofern sehr optimistisch zu sein scheinen, als es nach meiner Ansicht noch gar nicht feststeht, ob es überhaupt zu Verhandlungen kommen wird …«
»Wenn Sie möchten, entsenden wir einen diplomatischen Berater, der Ihnen für die Dauer Ihres Einsatzes im Dambanor-System zur Seite steht und Sie darüber hinaus auch jederzeit mit detaillierten Lageinformationen versorgen kann.«
»Dieses Angebot nehme ich gerne an«,
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