Die Kanonen von Dambanor II
spinnenartiges Ungeheuer, das Hirnmasse aus den Schädeln von Xabong saugte, war in keiner Weise in die Glaubensvorstellungen der Gheroor zu integrieren.
Der Prediger versuchte es dennoch.
Leslie hoffte nur, dass die Autorität des Blinden, die er sich in sehr kurzer Zeit erworben hatte, dazu ausreichte. Schließlich wollte der Captain der STERNENFAUST alles andere, nur kein Gemetzel unter den weiß gewandeten, bußfertigen Gläubigen, die sich vielleicht in einem Anfall fanatischen Glaubenseifers auf die Marines stürzten.
Leslie spürte, dass alles wie auf einer Rasierklinge stand.
Wenn es zu dem kommt, was ich befürchte, ist das das Ende des Bundesterritoriums Dambanor. Ich glaube nicht, dass man danach irgendwann noch einmal auch nur ein einigermaßen friedliches Miteinander organisieren kann!
Der Prediger wandte sich an die Menge. Er erklärte ihr, dass die Mondgötter diese Außenweltler geschickt hätten. Dass sie nicht aufseiten der Frevler stünden, hätten sie durch ihr Eingreifen gezeigt. Schließlich retteten sie den Prediger, der von der Schrift als der Erwartete angekündigt worden sei.
»Heißt es nicht, dass er Hilfe von unerwarteter Seite bekommen wird«, fragte der Prediger mit der ihm eigenen Gestik, wobei er seine Strahlenhände in einer für die Gheroor sehr eindrucksvollen Weise zur Geltung brachte.
Jemand, dessen Hände in der Farbe der Götter leuchteten, musste doch die Wahrheit sprechen. Das war die unterschwellige Botschaft, die er damit verbreitete. Und die weiß gewandeten Büßer waren nur zu gern bereit, diese Botschaft zu akzeptieren.
»Ich werde Sie jetzt begleiten«, versprach er leise.
»Gut.«
»Ich gehe voran. Und Sie werden nichts tun, womit ich nicht einverstanden bin.«
»In Ordnung.«
»Sie wissen, was geschieht, wenn mir dort drinnen etwas zustoßen sollte? Die Menge wird Sie und Ihre Leute zerreißen.«
»Sie wird es zumindest versuchen«, erwiderte Leslie. Der Gheroor hatte offenbar nicht die geringste Ahnung von der Kampfkraft eines voll ausgerüsteten Marines mit schwerem Panzeranzug.
Aber es lag Leslie nichts daran, den Prediger in den Staub zu drücken. Er brauchte ihn noch, und es machte keinen Sinn, sein Selbstbewusstsein zu zertreten. Angesichts des offenbar auch für den Prediger völlig unerwarteten Msssarrr-Angriffs hatte Letzteres ohnehin schon genug gelitten.
»Gehen wir!«, forderte indessen Lieutenant Commander Gossan.
Leslie wandte sich an Sergeant Darren. »Kommen Sie mit zwei Mann. Der Rest Ihrer Leute sollte das Schott bewachen.«
»Aye, aye, Sir!«
Der Prediger ging voran.
»Warum ist es hier so dunkel?«, fragte Leslie.
Der Prediger trat an die Wand und berührte einen bestimmten Punkt. Daraufhin wurde es hell.
»Dort befindet sich eine Art 5-D-Markierung«, stellte Bruder Patrick mithilfe seines Scanners fest. »Sie ist schwach. Selbst unsere Geräte nehmen sie kaum wahr.«
»Der Prediger offenbar schon«, knurrte Darren. Er hatte sich das Gauss-Gewehr über die Schulter gehängt – genau wie Houseman und Nascimento, die beiden Marines, die ihn begleiteten. Corporal Tantor blieb mit den anderen am Schott zurück.
»Gibt es noch mehr Msssarrr im Inneren des Heiligtums?«, fragte Leslie.
»Msssarrr?«
»Das achtbeinige Monster, das Sie fast umgebracht hätte.«
Der Prediger ließ die gespaltene Zunge aus seinem Echsenmaul herausschnellen. »Nein. Das heißt …«
»Ja?«
»Ich weiß es nicht. Ich wusste auch nichts von diesem Monstrum.«
»Was ist mit den Xabong? Der Msssarrr hatte den Schädel eines Geflügelten bei sich. Sie können das nicht übersehen haben. Ich glaube auch nicht, dass die Xabong ohne Ihre Erlaubnis das Heiligtum betreten haben.«
»Ich habe es Ihnen erlaubt. Sie sagten, dass sie uns dabei helfen würden, dass sich der Glaube wieder überall auf unserer Welt verbreitet.«
»Führen Sie uns zu den anderen Xabong!«
Der Prediger zögerte.
Dann ging er weiter voran.
Ihr Weg führte durch etliche Korridore. Die Ausstattung der einzelnen Räume glich in etwa jener, die sie vom Quader auf Rendezvous IV/212 kannten.
Schließlich erreichten sie ein schweres Schott.
»Die Xabong befinden sich in dem Bereich, der hinter diesem Schott liegt«, erklärte der Prediger.
»Dann öffnen Sie ihn.«
Der Prediger trat einen Schritt vor. Das Schott öffnete sich von allein.
Sie passierten blockartige technische Module, die Würfeln mit einer Kantenlänge zwischen drei und fünf Metern glichen.
Unterwegs fanden
Weitere Kostenlose Bücher